Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Am 22. Juli brach der österreichische Landoberste Graf v. Kuesstein mit 
dem Land-Regimente von Frankenmarkt auf, griff das Schloß Friedburg an, von 
wo aus die Bayern oftmals Einfälle nach Oesterreich gemacht hatten, eroberte selbes 
und ließ es schleifen. Von Fricdburg rückte Graf v. Kuefsteiu »ach Riedau, und 
von dort ans ließ er an die benachbarten bayerischen Landgerichte große Lieferungen 
an Geld, Heu und Hafer ausschreiben, die von den Klöstern, Herrschaften und 
Pfarrgemeiudeu geleistet werden sollten. Doch die Bauern widersetzten sich; daher 
brachen die Oesterreicher gegen sie auf, zerstreuten die zum Widerstände aufwiegelnden 
bayerischen Dragoner, und erschlugen 20 bewaffnete Bauern. So geschah es zu 
St. Lamprechteu, aber noch ärger zu Tauskircheu, wo die Bewohner aus den Häusern 
und von dem Kirchthnrme auf die Soldaten des General Grafen v. Türheim 
feuerten, und mehrere derselbe» tödteteu; allein der Ort wurde erstürmt, ausge¬ 
plündert, und den Flammen preisgegeben. Auch Leoprechtiug, Jgliug, Autersheim, 
Ratensröd (Rauseröd) und viele andere Ortschaften und Gehöfte wurden niedergebrannt; 
die Ursache dieser Brennereien war die Rachenahme der Kaiserlichen an den bayeri¬ 
schen Bauern, weil diese so oftmals Feuer auf sie gegeben hatten, und weil die 
Bayern überhaupt bei ihrem Einfalle in Oesterreich ziemlich barbarisch gehauset 
hatten. Ueberdieß hatte der bayerische Landrichter zu Schärding, Baron v. Leyden, 
an den General Grafen von Türheim, der statt des Grasen von Grousseld das 
Commaudo übernommen hatte, auf ein an ihn erlassenes Contributions-Schreiben 
eilten spöttischen Brief zugesendet, den dieser vor Zorn kaum lesen konnte. Indessen 
hatten die Pfarren des Schärdiuger Landgerichtes große Lieferungen für das öster¬ 
reichische Lager aufzubringen; am 25. Juli erging ein Patent an die Bauer», daß 
sie sich binnen 48 Stunden unter kaiserlichen Schutz begeben sollten; im Falle, als 
sie es nicht thun, würden sie feindlich behandelt. Das Landgericht Schärding unter¬ 
warf sich, die übrigen Orte folgten diesem Beispiele. Währenddem setzten die 
Oesterreicher ihre Streifzüge in das bayerische Gebiet immer fort, und so geschah 
es, daß auch bayerische Schützen auf sie stießen, einen Reiter vom Pferde schossen, 
drei gefangen nahmen, und nach Schärding ablieferten. Einige Zeit hernach kamen 
einige Kaiserliche in der Nacht nach St. Marienkirchen, schleppten den Caplau und 
auch die Schulmeisterin gefangen nach Riedau, und fetzten sie dort auf einige Wochen 
in starken Arrest, bis sie der Pfarrer tut Namen der Pfarrgemeiude mit einem 
guten Stücke Geldes wieder aus der Gefangenschaft ledigte und auslösete?) 
Nachdem bislang der Krieg beiderseits mit abwechselndem Glücke geführt 
worden war, fielen am 13. August 1704 die Würfel der Entscheidung; denn an 
diesem Tage erlitten die Bayern und Franzosen bei Höchstädt und Blindheim eine 
totale Niederlage, und die Kaiserlichen wurden sonach Herren von Bayern. Die 
*) Der Verfasser des Manuscriptes von Suben macht die etwas gehässige Bemerkung 
auf die Kaiserlichen, daß sie wohl die Kunst verstünden, vergrabenes Geld und alte Schätze an's 
Licht zu ziehen, aber nicht so sehr den Muth besessen hätten, die Festungen, wie Braunau und 
Schärding anzugreifen, geschweige einzunehmen.
	        
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