Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Schärding geliefert werden sollten, wenn man nicht Plünderung und Brand gewärtigen 
wollte; doch begnügte sich der Churfürst mit der Summe von 6350 Gulden. Hierauf 
wurde der Zug über Waizeukircheu nach Eferding genommen, und überall große 
Lieferungen an Geld und Lebensmitteln ausgeschrieben, die Häuser der Bauern 
geplündert und verbrannt, weil man überhaupt durch ein strenges Verfahren Rache 
nehmen wollte für das viele früher im bayerischen Lande verübte Unrecht. 
Doch am 18. Jänner trat der Churfürst den Rückzug au, um nicht durch 
das zahlreiche österreichische Aufgebot abgeschnitten zu werden, und ging wieder über 
den Inn zurück, nachdem Schärding, Reichersberg, Ried und St. Willibald mit 
beträchtlichen Besatzungen belegt worden waren. Bald darauf fielen die Kaiserlichen 
in einzelnen Abtheilungen wieder über die bayerische Gränze, plünderten und eroberten 
am 25. Februar die Schanze zu St. Willibald, und zerstörten sie sammt den Blockhäusern. 
Im Monate Februar 1704 riß zu Schärding in Folge der starken Truppen- 
einquartirungen eine ansteckende Krankheit (Petechien, hitziges Faulfieber) ein, welche 
dis in den Dezember desselben Jahres dauernd, nicht nur viele Soldaten, sondern selbst 
aus der Bürgerschaft mehrere hundert Personen dahinraffte; alle Lazarethe waren voll. 
Im Monate April 1704 fing man an, die Stadt Schärding mehr zu 
fortifiziren, und zu einer ächten Festung zu machen, zu bereit Anlegung nebst mehreren 
bayerischen auch ein französischer Ingenieur zugegen war. Es mußten täglich mehr 
als 1000 Mann dabei arbeiten, und viele Fuhren dahin gestellt werden, welche die 
Landesunterthanen wechselweise in der Scharwerk gegen Empfang des nöthigen 
Commisbrotes umsonst verrichten mußten; von weit entlegeneren Orten als von den 
Gerichten Oeting, Trostburg, Kraiburg, ja aus allen Gerichten des ganzen Rent¬ 
amtes Burghausen wurden die Unterthanen zu solcher Schanzarbeit beordert, und 
diese Arbeit den ganzen Sommer hindurch fortgesetzt. Zu den Pallisaden wurden 
viele Tausend Stämme Holz beigeführt, mithin Schärding zu einer Realfestung 
umgestaltet, die auch einem starken Feinde widerstehen konnte. Es wurden außer 
den 6 Basteien noch 4 Ravelins, und einige mit Quadern gemauerte Thore oder 
Eingänge in das Festungswerk gemacht, dasselbe aber ringsum mit Pallisaden 
umschlossen. Auch bei der Allerheiligenbrücke an der Pram wurde ein Blockhaus 
errichtet. Durch die Anlegung dieser Festungswerke wurden alle vor der Stadt 
gelegenen Gärten um und um vollends umgegraben, ausgeschüttet, und durch 
Basteien eingenommen, so daß man nicht mehr erkennen konnte, wo selbe gestanden. 
Auf solche Weise bekam der Churfürst mit leichter Mühe, und mit verhältnismäßig 
geringen Kosten eine stattliche Festung, deren Bau sonst, wenn die Leute, das Materiale 
und die Grundstücke hätten bezahlt werden müssen, viele Tausend Gulden gekostet 
haben würde. Gleichzeitig wurden auch zu Braunau uud Ried die Befestigungen 
erweitert; doch am letzteren Orte ließ sie der General Gronsfeld ant 10. April 
wieder zerstören, und das dortige Schloß unbewohnbar machen. 
Ant 2. Juli wurden die Bayern von dein englischen General v. Malbo- 
rough, welcher auch kaiserliche und holländische Truppen befehligte, auf dem Schellen¬ 
berge bei Donauwörth geschlagen, und das Land Bayern kam nun in eine traurige Lage.
	        
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