Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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beschießen, dann den Commandanten zur Uebergabe auffordern, die dann auch unter 
der Bedingung eines freien Abzuges erfolgte. Von Neuburg rückte der Churfürst 
nach Passau vor die dort angelegten Linien, und fing an, Gegenbatterien auszuwerfen, 
während am rechten Jnnuser General Freiherr von Lüzelburg vor die am Maria- 
Hils-Berge angelegten Linien zog. Die bayerische Macht bestand in 10—12.000 
Mann mit 10 halben Carthauuen, 4 Viertel-Carthaunen, 8 Mörsern und 6 Stück acht- 
pfündigen Feldschlangen neben den Feldstückeln, während noch mehreres Geschütz zu 
Schärding in der Reserve war. Die Kavallerie kautouirte zum Großtheile vou 
Schärding gegen Vilshofeu. In Passau lag General Graf von Gronsfeld mit 
dem Obristen d'Arnon und mit einer Besatzung von 1000 (nach anderen 1500) Mattn. 
Das Oberhaus war mit 255 Mann Kaiserlichen und 150 Mann Manischen 
Truppen besetzt. Am 8. Jänner um 6 Uhr früh fingen die vor den Linien am 
Maria-HilstBerge postirten Soldaten gegen die Stadt Passau und gegen die Inn¬ 
stadt zu schießen an, und setzten die Kanonade ganz sachte 20 Stunden fort. Eine 
Bombe schlug in die fürstliche Residenz ein, und veranlaßte den Kardinal-Fürstbischof, 
Grafen Johann Philipp von Lamberg, in der Voraussicht, daß die Kaiserlichen sich 
nicht in die Länge würden halten können, Trompeter an die bayerischen Befehls¬ 
haber abzuschicken, und um einen Waffenstillstand anzuhalten, der auch zugestanden 
wurde. Am 9. Jänner Vormittags begab sich eine Deputation zum Churfürsten, 
um wegen der Uebergabe der Stadt Passau zu unterhandeln, die auch mittels Akkord 
erfolgte. General Gronsfeld zog mit seinen kaiserlichen Soldaten am 11. Jänner 
aus Passau nach dem Lande ob der Ens, und die churfürstlichen Soldaten unter dem 
Kommando des Grafen von Tattenbach besetzten nun die Stadt Passau; zu Schärdiug 
war indessen der Obrist-Lieutenant von Chuelenbnrg Commandant geworden. — Dem 
Kardinal-Fürstbischöfe Lamberg wurde die Schuld dieser Uebergabe zugeschoben, 
gleichsam als habe er die Kaiserlichen an die Bayern verrathen. 
Rach der Einnahme Passau's ging der Churfürst mit seinen Truppen geraden 
Weges an die österreichische Gränze nach Zell, während General von Lüzelburg 
mit seiner Abtheilung über Rab vor St. Willibald rückte, und (13. Jänner) die 
dortige Besatzung zur Capitulation zwang. 
Der Churfürst, der im herrschaftlichen Bräuhause zu Zell sein Haupt¬ 
quartier genommen hatte, ließ das mit Linien umzogene und mit 500 (800?) Manu 
besetzte Rieb au beschießen, erzwang am 13. Jänner Abends die Uebergabe, besetzte 
den Ort mit 300 Bayern, uud ließ alle Verschanzungen einwerfen. 
Von Zell aus schrieb der Churfürst an das ganze Land ob der Ens und 
an die Landschaft eine Kontribution aus und erklärte, mit 600.000 Gulden vorlieb 
zu nehmen. 
Rach der Einnahme von St. Willibald ging General von Lüzelburg nach 
Penerbach, wohin ihm der Churfürst folgte, und sein Quartier im dortigen Schlosse 
aufschlug. An die Pfarre und Herrschaft Penerbach erging der schärfste Befehl, 
daß binnen 14 Tagen 12.000 Gulden nach Pasiau, 1200 Zentner Mehl, 1200 Metzen 
Hafer, 1200 Zentner Hen und 12.000 Zentner Schanbstroh in das Magazin nach
	        
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