Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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welche man aufbehalten, gewogen und ungefüllt jede 110 Pfund schwer gefunden 
hatte. Den Kaiserlichen ist von Seite der Belagerten wenig Schaden geschehen; denn 
obgleich von Schärding aus den Kaiserlichen mit grobem Geschütz beizukommen 
gewesen wäre, so ließ doch der Commandant Graf v. Tattenbach sehr wenig schießen 
und zwar nicht ohne Verdacht. Doch hat man von Schärding aus mit einem 
Falkonet in das Zimmer zu Formbach, in welchem General Reventlau speiste, ge¬ 
schossen und demselben einen kleinen Schrecken eingejagt; auch hat ein nach Schär¬ 
ding übergegangener Constabler von der Capuziner-Bastei aus, einem anderen kaiser¬ 
lichen Constabler im Lager den Kopf weggeschossen, also, daß dem daneben stehenden 
kaiserlichen Obrist d'Arnon davon das Gehirn in das Gesicht sprizte. 
General Reventlau wurde bei der Action auf ungefähr 8000 Mann ge¬ 
schätzt; von Passau aus schrieb er abermals starke Kontributionen aus, die den 
Unterthanen von der Kanzel verkündet werden sollten. 
Den 10. Oktober 1703 übernahm General Graf von Bronchorft-Gronsfeld 
den Befehl über die kaiserlichen Truppen, ließ St. Willibald, wie auch Ried uud 
Geiersberg in Form von Citadellen verschanzen, schrieb neue Contributioueu aus 
und verlangte hiezu alle Urbarien und Dokumente, die jedoch nach Burghausen 
eingeliefert wurden. 
Die Kaiserlichen zu St. Willibald unter dem Commaudo des Obrist- 
Lieutenant Georg Paucraz Guckel von Weinbruch verlangten die Repartiruug der 
Winterquartiere in Bayern, was jedoch vom General v. Tattenbach zu Schärding 
auf das Schärfste iuhibirt wurde, feruers Getreide, Geld und Schanzarbeiter von 
den bayerischen Unterthanen, uud quälten diese so sehr, daß sie voll Ingrimm 
gegen die Quäler sich auflehnten, deßhalb die Reiterei wieder nach Passau zurück¬ 
kehren mußte. 
Im Jahre 1703 kostete das Schäffel Weizen 6—67, Gulden, Schaffet Korn 
6—51/, Gulden, Gerste 5—4x/2—4 Gulden und Hafer 4 Gulden, der Eimer Brand¬ 
wein 14—15 Gülden, der Eimer Bier 1 Gulden 45 Kreuzer, 1 Pfund Schmalz 
12 Kreuzer, 1 Frischling-Schwein 2—2y4 Gulden, während in den Jahren 1701 
und 1702 der Schäffel Weizen 11—12 Gulden, Roggen 9—10 Gulden, Gerste 
7—77s Gulden, Hafer 4—5 Gulden, gekostet hatte. 
Im Jahre 1704 eröffnete der Churfürst schon im Jänner den Feldzug. 
Mit bedeutender Macht zog er von Reichersberg gegen Schärding heran, in der Ab¬ 
sicht, die Stadt Passau zu erobern, und von dort aus in das Land ob der Ens 
einzufallen. ‘) 
Vorerst zog er am 6. Jänner vor das von den Kaiserlichen wieder occnpirte 
Schloß Neuburg am Juu, ließ es 2 Tage hindurch aus 3 Kanonen uud 2 Mörsern 
i) Bei diesem Anzuge der churfürstlichen Truppen hatten die Bauern dieser Gegend 
starke Quatierlasten zu tragen; mancher Bauer hatte damals nicht weniger als 6 Reiter und 
36 Füssiliere zu gleicher Zeit im Quartier; auch die Lieferungen waren bedeutend, und für das 
Jahr 1704 wurde die dreifache Steuer ausgeschrieben.
	        
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