Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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General Reventlau, die gute Wirkung seiner Bomben sehend, ließ nun 
durch eineu Tambour die Stadt zur Uebergabe auffordern; man konnte sich jedoch 
hiezu nicht verstehen, weil, wenn auch die Stadt in Brand stand, die Fortifications- 
werke und Schanzen noch nie attaqnirt worden, und „noch im guten Stande wären". 
Auf diese Antwort bombardirten die Kaiserlichen noch heftiger auf die Stadt, bis 
endlich in der Nacht vom 27.-28. August das Bombardiren eingestellt wurde'. 
Es waren nämlich von Schärding aus einige Milizen zur Recognoscirung ausge¬ 
schickt worden; diese kamen um Mitternacht nach Schärding zurück; die Schild- 
wache fragte: „Wer da?" Jene antworteten: „Bayerische"; die Schildwache ver¬ 
stand unrecht, nämlich, Kaiserliche, und gab sogleich Feuer, auf welchen Schuß fast 
alle in den Werken postirten Soldaten um und um Feuer gaben. Die Schärdinger 
geriethen hierüber in große Furcht, indem sie vermeinten, daß die Kaiserlichen auch 
diesseits des Wassers sich ansetzten und angriffen. Aber diese blinde Salve er¬ 
schreckte die jenseits des Inns stehenden Kaiserlichen noch mehr, indem diese sich 
einbildeten, der Churfürst sei wirklich zum Entsätze angekommen, und man deßhalb 
zu Schärding solche Freudensalven gegeben habe;*) sie hoben daher sogleich das 
Bombardement auf, und retirirten in größter Eile über Formbach und Neuburg nach 
Passau, welchen Abmarsch ein nach Schärding übergegangener kaiserlichen Grenadier 
benachrichtete, und dadurch die Schärdinger in eine große Freudenstimmung versetzte. 
Auf dem Marsche nach Passau nahm General Reventlau zu Formbach den 
dortigen Prälaten Wolfgang gefangen mit sich nach Passau, und ließ ihn nur 
gegen Erlag einer Kaution von 4000 Gulden wieder los. Schon im Lager vor 
Schärding hatte er am 26. August eine starke Kontribution ausgeschrieben, und 
zudem war das platte Land bis Deggendorf und Landan durchstreift und weidlich 
ausgeplündert worden. 
Bezüglich des Schadens, der durch die Bombardirnng Schärdings verur¬ 
sacht wurde, ist so viel bekannt, daß ungeachtet des heftigen Kanonenfeuers und 
Einwerfens von 300 Bomben der Schaden nicht so verhältnismäßig groß gewesen 
sei. Bei 50 Häuser der unteren Stadt waren in Brand gerathen, wie auch die 
Pfarrkirche und die Spitalkirche; mir einige Häuser waren inwendig ganz, die 
meisten jedoch nur wenig ausgebrannt. Getödtet durch die Bomben wurden nur 
zwei Mann, ein Bauer nämlich und ein Landfähnler, obwohl in den Linzer- und 
Passaner-Zeitungen ausgesprengt worden war, daß durch das Bombardement 300 
bis 400 Menschen um das Leben gekommen seien. Die Stückkugeln haben an der 
Ringmauer gegen den Inn gar keinen, und auch an den Häusern wenig Schaden 
gethan; bei dem Mauthgeßaude sind etliche Bomben gefallen, wovon eine in ein an 
der Lände befindliches Schiff gefallen war und selbes in viele Trümmer zerschlug; 
zwei Bomben sind zunächst der Mauth in den Inn gefallen, und löschten sich selbst, 
1) Fr. Pritz in seiner Geschichte des Landes ob der Enns, II. Bd., S. 463, sagt, jedoch 
irriger Weise, daß mehrere Tausend Bayern und Franzosen zum Entsätze des bedrängten Schär¬ 
dings herangerückt seien und deßhalb General Reventlau den Rückzug nach Passau genommen 
habe. 
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