Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Am 23. August rückte General Reventlau von Passau aus gegen den Nen- 
burger Wald, überstieg den dortigen Verhau, uud eroberte Neuburg, nachdem er 
die bayerische Besatzung daraus vertrieben hatte.2) Von Neuburg zog er gegen 
Schärding, nahm aber das Hauptquartier im Kloster Formbach, während seine 
Truppen ihre Stellung unweit Neuhaus, oberhalb des sogenannten Steinweges auf 
der Höhe, also sehr nahe vor Schärding, nahmen. 
In Schärding hatte man sich indessen zu einer tapferen Gegenwehr gerüstet, 
obwohl der Commandant, General Graf v. Tattenbach, etwas in Verdacht war. 
Den 25. August, an einem Samstage, machten die Kaiserlichen Batterien und 
Kesseln vor Schärding; Sonntags darauf, am 26. August um 3 Uhr früh, gaben 
die Kaiserlichen aus 6 Stücken Feuer auf die Stadt und fingen dieselbe zu bom- 
bardireu an. Die erste Bombe fiel in den Kuhstall des Schlosses, erschlug eine 
Kuh, uud zündete; doch ward das Feuer bald wieder gelöscht. Hernach dauerte 
das Schießen aus Kanonen und insbesondere das Bombenwerfen den ganzen Tag 
fort; doch geschah kein besonderer Schaden oder starker Brand. 
Um die Mittagszeit entließ man alle alten Leute, Weiber und Kinder, und 
alle zur Gegenwehr Untauglichen auf ihr Begehren und Lamentiren, und diese zogen 
nun nach Snben, Reichersberg und Obernberg, während sie mit nassen Augen auf die 
Stadt zurücksahen. Das Kloster Subeu war voll von Bürgersleuten mit Weib uud 
Kindern, und sie wurden auch dort verpflegt. Abends kamen der Gerichtsschreiber 
Elias Hintermayer und die Mauthbeamteu mit der Kasse nach Subeu, ganz er¬ 
schrocken und voll Besorgnis, daß Schärding auch am rechten Jnnufer angegriffen 
würde, weil man bereits an diesem Tage von den zu Maria-Hils stehenden Truppen 
einige unterhalb Schärding und auf dem Kreuzberge recognoscircn gesehen hatte. 
Beim Beginne der Nacht geriet!) das Gerichtsschreiberhaus am unteren Stadtplatz, 
unweit des Wasserthores, in Brand, und weil es voll Fourage war, spielten die 
Kaiserlichen mit ihren Bomben vorzüglich dahin, deßhalb auch Niemand löschen 
konnte; demnach wurden durch das continuirte Bombardiren nach und nach auch 
andere Häuser derselben Gassenreihe entzündet, und auch in der Pfarrkirche schlugen 
zwei Bomben durch das Gewölbe. 
Vou Subeu aus sah man ganz klar zur Nachtzeit die fliegenden Bomben und 
den hellen Brand; die dort anwesenden Schärdinger, die diesen Brand mit weinenden 
Augen sahen, wußten ihres Leides kein Ende, indem Jedermann besorgte, es möchte 
seine Habe hiedurch in Rauch ausgehen; die Weiber und Kinder schrien um ihre zu 
Haus gelassenen Männer und Väter, die sie bei diesem Bombardement und Kanonen* 
Wetter in der Todesgefahr zu schweben vermeinten. 
1) Dieser Verhau war ein gut befestigter Platz, mit Batterien versehen, durch einen 
tiefen Wassergraben und Pallisaden unzugänglich gemacht, und mittels Bastionen nach allen 
Seiten hin wohl verwahrt und von 600 Mann bayerischen Truppen besetzt und vertheidigt. 
2) Zufolge einer anderen Relation sei General Reventlau am 20. August mit Soldaten 
und Stücken den Jnnstrom hinaufgefahren und zu Neuburg au'<§ Land gestiegen, und habe das 
Schloß wieder erobert. Chronik von Schärding in der k. b. Reichsbibliythek.
	        
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