Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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gezogen, anderthalb Mann tiefe Gräben gemacht, hie und da verschiedene Redoutcn 
und einige hölzerne Blockhäuser errichtet, und durch die Landfahne besetzt werden sollen. 
Zugleich mußten zu Schärding die Festungswerke mit neuen Brustwehren, 
Pallisaden, Sturmpfählen und Schauzkörbeu versehen ^ und noch mehr neue Linien 
aufgeführt werden. Auch St. Willibald an der Gränze gegen Oberösterreich wurde 
verschanzt und der Neuburger-Wald durch Verhaue geschützt. 
Den 19. Dezember kam der Churfürst selbst nach Schärding und besichtigte 
die bisher angelegten Fortifieationen; auch erklärte er die Jnnbrücke zu Schärding 
als Hauptpaß gegen Oesterreich, und reiste dann am 22. Dezember wieder nach 
München zurück. 
Bereits im November 1702 war von Seite Oesterreichs an Bayern der Krieg 
erklärt worden, und in Folge dessen wurden Passau, sowie auch Neuburg am Inn 
als Vormauern Oesterreichs, von den Kaiserlichen besetzt. Nun rüstete sich auch 
Churbayern ernstlich zur Gegenwehr; zu dem Ende wurden alle Bauernknechte wie 
auch die Bürgerssöhne, die 18 Jahre alt und zum Kriegsdienste tauglich waren, 
beschrieben, die brauchbaren zur Ergänzung und Verstärkung der Regimenter ge¬ 
worben, überdieß auch die Schörgen und Amtleute als Rumorkuechte ausgesucht 
und bewaffnet, die den Soldaten allenthalben die Wege, Schlüffe und Oerter zeigen, 
Boten und Fuhren beischaffen und aufsehen mußten. 
Den Unterthanen wurden zwei und eine halbe Steuer ausgeschrieben, den 
Städten der Befehl zu einem Zwangsanleheu zugestellt. Churfürst Max Emmanuel 
eröffnete den Krieg gegen Kaiser und Reich mit der Belagerung von Neuburg an 
der Donau, und zu gleicher Zeit wurden die gegen das Land ob der Ens aufge¬ 
worfenen Linien wie auch der paffauische Markt Obernberg mit 2000 bayerischen 
Truppen besetzt. 
Indessen zogen sich die kaiserlichen Truppen im Lande ob der Ens zusammen 
und machten Anstalten zu einem Einfalle in des Churfürsten Land, und zwar 
zog das 12.000 Mann starke Hauptcorps, worunter 4 Regimenter sächsischer Kavallerie 
und dänische Hilfstruppen, unter dem Commaudo des Grafen Leopold von Schlick 
am 2. März 1703 bei Riedan über die Gränze; die bayerischen Schanzen und 
Blockhäuser wurden in einem Anlaufe genommen, die Landfähnler entwaffnet, mehrere 
massakrirt, der Landfahnen-Offizier Ferdinand Ignaz Jammerbauer, Handelsmann 
von Schärding, wurde aber gefangen mitgeführt. Die Sachsen rückten nun vor, 
und plünderten Zell, Rab, St. Willibald und streiften bis gegen Tanfkirchen. 
Die Hauptmacht aber rückte am 4. März gegen Ried vor, welches, obgleich mit 
Linien und Pallisaden umgeben, nicht lange Widerstand zu leisten vermochte, so 
daß sich die schwache, bayerische Besatzung, theils nach Braunan, theils nach Schär- 
l) Laut kurfürstlichen Befehles vom 27. Dezember 1702 mußte jedes Gut, welches 
einen Viertelacker hielt, einen Schanzkorb verfertigen und nach Schärding abliefern. Mauuseript 
vou Subeu. Jeder ganze Hof mußte für die ausgerückten Truppen 1 ganzen Schaffe! Korn und 
1 Schüssel Hafer, und die übrigen Güter nach Verhältniß an das Kastenamt zu Schärding 
ab liefern.
	        
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