Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Jahre 1701 unter dem Oberbefehle des Prinzen Eugen von Savoyen, in Italien, 
und es fanden deßhalb beträchtliche Durchmärsche kaiserlicher Truppen aus Böhmen 
durch Schärding nach Italien hinein statt. 
Im Jahre 1702 begann der Krieg des Kaisers auch am Rhein in Verbindung 
mit den Reichsfürsten: auch' England, Holland und Preußen traten dem Bunde 
gegen Frankreich bei. Doch Churfürst Max Emmanuel, welchem Frankreich in 
einem geheimen Vertrage den erblichen Besitz der spanischen Niederlande zugesichert 
hatte, nahm, wie dessen Bruder, Josef Clemens, Churfürst von Köln, politisch unklug, 
die Partei für Frankreich. 
Kaiser Leopold hatte lange noch feine Hoffnung auf den Churfürsten von 
Bayern, als auf einen treuen Bundesgenossen gesetzt, zumals dieser öffentlich erklärt 
hatte, zwischen Oesterreich und Frankreich eine strenge Neutralität beobachten zu wollen. 
Doch der Churfürst that indessen manche Schritte, welche sein geheimes 
Bündnis mit Frankreich nur zu deutlich verriethen, da er nicht nur ernstliche Kriegs- 
rüstungen, und, um die Mittel zur Kriegsführung aufzubringen, seinen Unterthanen 
zwei und eine halbe Steuer ausschrieb, zur Ergänzung der Landfahne, d. i. des 
Aufgebotes, Rekrntirnngen aus den jungen Leuten von 17—32 Jahren vornehmen 
ließ*), sondern selbst die freie Reichsstadt Ulm am 8. September 1702 durch List 
in seine Gewalt brachte. Diese That erregte Erbitterung im deutschen Reiche 
Kaiser Leopold mahnte den Churfürsten noch einmal ab. und entband die Bayern 
von Eid und Pflicht gegen ihren Fürsten; doch das Bolk ließ sich in seiner Treue 
gegen den angestammten Fürsten nicht wankend machen, obwohl es ihn bat, Frieden 
zu halten, und obwohl es seit längerer Zeit schon sich gedrückt fühlen mußte, da 
der Churfürst als Statthalter der Niederlande meist aus dem Lande abwesend war, 
und mit verschwenderischer Pracht in Brüssel eineu glänzenden Hof auf Kosten 
Bayerns hielt, „wo er", wie das Volk sagte: „Bayern den Niederländern einbrockte". 
Auch der Landtagsausschuß mahnte den Churfürsten, und rieth ihn zweimal 
ab, sich ja nicht in ein so gefährliches Spiel einzulassen; doch vergebens, der 
Churfürst stets das Einhalten einer bewaffneten Neutralität vorschützend, strebte 
nach Vereinigung mit Frankreich und nach Krieg, wodurch er in etwas mnthwilliger 
Weise so viele Drangsale über seine blühend gewordenen Provinzen heraufbeschwor. 
Im September 1702 entstand in Folge eines blinden Lärmens von Vils- 
hofen her ein plötzliches Flüchten der Leute gegen den Inn und gegen Schärding; 
die Auen waren voll geflüchteter Sachen. 
Am 19. Oktober erfloß der churfürstliche Befehl, daß an den Gränzen von 
Paffan nnd des Landes ob der Ens von der Donau her, nächst Kopfing, Rab, 
Zell, Taiskirchen und Geiersberg bis an den Eberschwanger-Wald befestigte Linien 
i) Die Landfahne war eine aus den besten jungen Leuten gebildete Landwehr, welche 
von der Regierung Kleidung und Waffen erhielt, und eine das Land vertheidigende Reserve 
formirte. In jedem Landgerichte bestand eine größere ordentliche Landfahne und der engere 
Ausschuß; dieser hatte seine bestimmten Exerzierplätze,
	        
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