Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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In den Jahren 1671 und 1672 war große Thenrnng und Noth im Lande. 
Ferdinand Maria starb 1679 im 43. Jahre seines Alters an einem Leib¬ 
schaden, den er sich durch einen Schnellritt von Braunau nach München zugezogen 
hatte und hinterließ seinem Regierungs-Nachfolger eine gefüllte Schatzkammer, eine 
Armee von 20.000 Mann, mehrere mit Kriegsmateriale angefüllte Zeughäuser, als 
Ersparnisse von 30 Friedensjahren. Diesem seinem ältesten Sohne Max (II.) 
Emmanuel fehlte jedoch die Liebe zum Frieden; darum war auch feine Lebenszeit eine 
Kette von unruhigen Ereignissen für thu selbst uud vieler Drangsale für das Volk. 
In seine Regieruugszeit fiel der große Zug der Türken durch Ungarn 
gegen Wien, und die Belagerung dieser Stadt durch den Großvezier Cara Mu- 
ftapha mit 200.000 Mann. Nicht itttr Wien, sondern ganz Oesterreich, ja selbst 
Deutschland stand in Gefahr, unter das Joch der Türken zu gerathen. Kaiser 
Leopold I. von Oesterreich, den herannahenden Sturm bemerkend, hatte schon früher 
mit dem tapferen Polen-Könige, Johann Sobiesky, ein Bündnis geschlossen, 
auch in Bayern, Schwaben, Franken und Sachsen um Hilfe angesucht, und diese 
auch an Geld und an Kriegsvolk erhalten. Er selbst flüchtete sich von Wien nach 
Linz und Passau, und ließ daselbst ein allgemeines Gebet, Fasttage, Bußprozessionen 
anstellen, und die Unterthanen folgten diesem Beispiele nach. Nicht nur der Kaiser 
mit dem ganzen Hofstaate hatte sich nach Passau begeben, sondern viele reiche und 
angesehene Wiener thaten dasselbe, und begaben sich theils nach Passau theils nach 
Schärding. Anch das hochpreisliche Collegium des kaiserlichen Reichshofrathes wurde 
nach Schärding übersetzt, und hielt daselbst vom Juli bis September 1683 seine 
Sessionen. *) Churfürst Max Emmanuel von Bayern bewies dem österreichischen 
Regentenhause während dieser Bedrängnis seine volle Anhänglichkeit und leistete 
kräftige Hilfe. So wurden 12.000 Mann zum Entsätze Wiens bestimmt; 5 Regi¬ 
menter Reiterei mußten sich ant 23. Juli 1683 zu Schärding sammeln, und durch 
das Land ob der Ens ziehen, während das Fußvolk zu Straubing eingeschifft wurde. 
Am 12. September 1683 ward Wien, das die Türkenbelagerung zwei 
Monate hindurch ausgehalten hatte, durch die Verbündeten befreit. 
Die Türken wurden nach einem wüthenden Treffen gänzlich geschlagen, 
inständig verfolgt, bis endlich nach mehreren glorreichen Schlachten und erfolgreichen 
Belagerungen, woran Churfürst Max Emmanuel, von den Türken der blaue König 
genannt, stets den thätigsten Antheil genommen hatte, ganz Ungarn mit Serbien 
wieder zurück erobert war (1688) und solchermaßen nicht nur Oesterreich, sondern 
auch das westliche Europa vor der Barbarei gerettet war. 
Im Jahre 1690 wurden zwischen Bayern und dem Hochstifte Passatt Be¬ 
richtigungen streitig gewordener Gränzen vorgenommen, auch ein Vertrag über die 
Gränzen zwischen den Aemtern Schärding und Vichtenstein, zwischen dem Land¬ 
gerichte Schärding und dem Propstgrrichir der Innstadt, sowie auch über die 
wechselseitigen kommerciellen Verhältnisse abgeschlossen.2) 
Chronik der Stadt Schärding in der Neichsbibliothek in München. 
2) Buchinger's Geschichte des Fürstenthums Passau. II. Band, S. 421, 422 it. 423, 
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