Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Ferdinand Maria, ein edler Regent, kannte kein anderes Glück, als das 
edler Fürstenseelen, die Unterthanen zufrieden und glücklich zu wissen; und für- 
wahr die 28 jährige weise Regierung dieses friedliebenden Herrn war für Bayern 
eine Zeit der Erholung von den ausgestandenen Drangsalen des 30 jährigen Krieges, 
und gehörte jedenfalls unter Bayerns bessere Zeiten; es wurde die Friedenszeit 
nur dazn benützt, um die auf den verwüsteten Strecken des Landes niederge¬ 
brannten Häuser und Wirthschaften wieder zu erheben, Handel und Gewerbe, 
Künste und Wissenschaften wieder einigermaßen in Flor zu bringen. 
Den 27. April 1661 brach zu Passau in dem dortigen Bürger-Spitale Feuer 
aus, das durch einen heftigen Wind getrieben, derart um sich griff, daß binnen 
wenigen Stunden 4 Klöster, 13 Kirchen — darunter auch die herrliche Dom¬ 
kirche — 26 Thürme, 10 Stadtthore, 20 Herrenhöfe mit der fürstbischöflichen 
Residenz und über 600 bürgerliche und andere Häuser eingeäschert wurden, und 
überdieß viele 100 Personen theils in den Flammen, theils im Wasser ihren Tod 
fanden. Roch hatte sich die Stadt nicht vollends ans der Asche erhoben, als sie 
neuerdings durch einen am 29. Juli 1680 im Kloster Niedernburg ausgebrochenen 
Brand, und zwar von diesem Kloster bis zum Bürgthore hinaus in einen Schutt¬ 
haufen verwandelt wurde.*) 
Im Jahre 1667 stiftete Eruest Peßwirth, churfürstlicher bayerischer Rath 
und Oberaufschläger zu Engelhartszell, auf den Kreuzaltar der St. Georgen-Pfarr- 
kirche zu Schärding ein Beneficium mit vier allwöchentlich zu sprechenden Messen?) 
Im Jahre 1663 hatte Churfürst Ferdinand Maria, wie zu Braunau, so 
auch zu Schärding die Festungswerke bessern und erneuern lassen; hiezu mochte ihn 
die Besorgnis eines Einfalles der Türken, die in Ungarn bereits große Fortschritte 
gemacht hatten, bewogen haben, um seine Gränzen mehr zu sichern. 
Im Jahre 1669 berief er nach München einen Landtag; dazu bewog ihn 
zum Theile die große Schuldenlast, die Aufbesserung des Kammergutes und die 
Regelung des während des Krieges in Ungleichheit gekommenen Steuerkatasters. 
Es war dieses der letzte Landtag der altbayerischen Landstände;3) von nun an 
wurden die Geschäfte von' einem permanenten Ausschusse besorgt. Den 12. Mai 
1671 erhob Churfürst Ferdinand Maria den Hanns Abraham Ortner, Stadtbürger¬ 
meister zu Schärding, um seiner Verdienste willen, in den Adelsstand mit dem 
Prädikate: Ortner von Ort, und ertheilt ihm ein Wappen; Datum München?) 
1) I. Schöller's Bischöfe von Passau. S. 222. A. Erhards Geschichte der Stadt 
Passau I. Thl. S. 249—254 und 261 und 262. 
2) Original-Urkunde auf Pergament im Magistrats-Archive Schärding. 
3) Auf diesem Landtage wurden von Seite der Schärdinger wegen Beschränkung der 
Handelsfreiheit, wegen vielseitiger Beeinträchtigung der bürgerlichen Vorrechte durch Aufrichtung 
so vieler Gewerbe, Krämereien, Schänken re. auf dem Lande, wegen Verkümmerung des Schrannen¬ 
marktes durch die Fürkäufer und Wucherer laute Klagen geführt. Magistrats-Archiv. 
*) Original-Pergament-Urkunde im historischen Vereine für Oberbayern Nr, 364,
	        
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