Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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b) des Kirchherrn von Schärding gegen die Schärdinger; 
c) der SchLrdinger gegen ihren Kirchherrn; 
d) die Beschwerden des fürstlichen Pflegers und des Stadtrichters gegen die 
Schärdinger, und hinwiederum: 
e) der Schärdinger gegen den Pfleger und den Stadtrichter 
und verhörten den Stadtkämmerer Peter Jebinger, den Bürgermeister 
Hans Achenschachner, den Stadtschreiber Michael Eitner, dann den 
Psarr- und Kirchherrn Wolf gang Schober, den Benefieiaten im Spitale 
Balthasar Westholzer, den Landrichter Freiherrn Rudolf von Schön- 
b r u u u und den Stadtrichter Wilhelm A n g e r m a y r. 
Die Ersteren wurden verhalten, Stadtkammer-Rechnungen, wie auch die 
Rechnungen von den Beneficien und anderen Messenstiftungen und ihre Privilegien¬ 
briefe vorzulegen, auch eine Designation aller ihrer brieflichen Urkunden und Schriften 
den Commissären zuzustellen. , 
Ungleichen wurden die Zechpröpste der Bruderschaften mit ihren Zech- 
schreinen vorgesordert, jene der Bäcker- und der Schisflent - Bruderfchafteu in s 
Gelübde genommen und verhört. 
In der Stadtschreiberei wurden alle Laden durchsucht, aber nichts Ab¬ 
sonderliches gesunden; von dem Testamente des lutherischen Bürgers Wolfgang 
P r a m e r, der zur Prädicatur und zur Schule eine Stiftung gemacht hatte, so 
wie von anderen Gegenständen wurden Copien genommen. 
Auf dem Rathhanse wurde ein alter Kasten mit einer beträchtlichen An¬ 
zahl ketzerischer Bücher aufgefunden, welche die Schärdinger theils bei den Bürgern, 
theils und insbesondere bei den Inventuren der abgestorbenen Geistlichen erhoben 
hatten, nebst einem Register hiezu. ■ . 
Diese Bücher wurden in eine Kiste geschlagen und nach München abgeführt. 
Dem Landrichter und dem Stadtrichter wurde aufgetragen, während der Com¬ 
mission dem Fleisch-Essen nachzusuchen, es wurde jedoch bei dieser'am Sonntag 
Sätare vorgenommenen Hausvisitation bei Niemandem Fleisch gefunden. 
Nnch das Spital und die Bruderhäufer wurden vifitirt, dort die Psrüudler 
einzeln verhört, aber alles in der besten Ordnung gefunden. 
Dem Kirchherrn wurde aufgetragen, aus dem alten Salbuche über das 
Einkommen der Pfarre und über die Anzahl der gestifteten Messen ein Trans- 
snmpt aufzurichten. 
Nach beendigter Visitation erstatteten die beiden Eomnnssare über den vorge¬ 
fundenen Sachverhalt an Se. fürstliche Durchlaucht den Herzog, unter dem Titel: 
„Relation Äit angehängten Gutachten in geistlichen Sachen , 
einen weitläufigen Bericht, welchem über dieses noch etliche und achtzig Beilagen, 
nämlich verschiedene Beschwerdepunkte, Erläuterungen, Fragestücke, Antworten und 
Repliken enthaltend, beigefügt waren. Von dieser Relation, die übrigens mannig¬ 
fache Einblicke in den damals religiösen und sittlichen Zustand der Schärdinger, wie 
auch in den damals vorwaltenden Zeitgeist überhaupt gewährt, ist in der Stifts-
	        
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