Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Schon Churfürst Max hatte zu verschiedenen Malen gegen die üppige 
Ausgelassenheit und Zügellosigkeit, besonders bei Hochzeiten, gegen die Schwelgerei, 
Modesucht, Fastnachts-Maskaraden, unzulässiges Spielen und Schießen, dann gegen 
das Trödeln mit Glückshäfen auf den Jahrmärkten und Kirchtagen an seine Land¬ 
richter strenge Gesetze erlassen. Aus jener Zeit stammen auch jene Gesetze, nach 
welchen Verbrechen gegen die Sittlichkeit mit Geld, Gefängnis, Schellen- und 
Geigenstrafe, mit der Schandsänle, ja selbst mit der Verweisung aus der Stadt 
und aus dem Gerichte bestraft wurden. — 
Im Jahre 1654 wurde der Prinz volljährig und übernahm nun die 
Negierung selbst. Von seinem Vater mit Sorgfalt erzogen uud frühzeitig in die 
Regierungsgeschäfte eingeweiht, war es ihm jetzt nicht schwer, in die Fußstapseu des 
Vaters, dieses tüchtigen Lehrmeisters, zu treten, und auf den Wegen des Friedens 
zu vollführen, was der Vater in den sturmbewegten Zeiten des Krieges begonnen, 
aber leider nicht vollenden konnte. 
Sein Vater Max hatte ihm in einer eigenen Denkschrift die herrlichsten 
Regierungs-Maximen hinterlassen: „Nicht die Knechtschaft, sondern der Schutz der 
Unterthanen ist dem Fürsten übergeben, als einem Hirten und Vater der Völker. 
Er ist für das Volk, nicht das Volk ist um seinetwillen, und nicht dann stehet 
sein Ansehen fest, wenn die Unterthanen ihn fühlen über sie, sondern dann, 
wenn sie ihn wissen für sie. Ein Fürst begehre nichts wider das Gesetz, und 
wolle nicht, was er kann, sondern nur, was er darf. Die festeste Herrschaft ist die, 
welche die leichteste. Daher nicht also herrsche, daß deine Unterthanen dich fürchten, 
sondern so, daß sie fürchten für dich. Ein solches Glück aber hast du, wenn du dich 
zeigest nicht als einen Herrn über Sklaven, sondern als den Lenker freier Bürger. 
„Meide Verschwendung, sie ist die Mutter der Armuth, und wenn sie die 
Kassen ausgeleert, will sie selbe wieder füllen mit Unrecht; „„Unrecht ist aber 
des Staates Vanquerot."" Den Staatswirth lobe ich, der Reichthümer 
sucht nicht dadurch, daß er alles abzunehmen weiß seinem Volke, sondern dadurch, 
daß er nichts vergeudet. 
„Keine Steuer drücke den Bürger nieder. Ich hasse den Gärtner, der 
Stauden und Bäume, statt zu Pflegen, mit den Wurzeln ausreißet." — 
In jenem Absätze, welcher vom Krieg handelt, heißt es: „Der beste Krieg 
ist, welcher für dich keiner ist; ein guter Krieg für dich, welcher in einem fremden, 
weit entfernten Lande von deinen Feinden und Neidern deines Glückes geführt 
wird. Sollst du aber durch mißliche, auswärtige Verhältnisse zur Ergreifung der 
Waffen gezwungen werden, so sänge einen Krieg nicht eher an, als bis alles weis¬ 
lich überlegt und verhandelt, und was zum Kriegführen nothwendig, herbeigeschafft 
ist, und dieses nicht etwa für Ein Jahr, sondern für einen langen Zeitraum; 
denn ein Krieg entbrennt zwar in einem Augenblick, aber der Brand erlöscht erst 
nach einer langen Reihe von Jahren." *) 
*) A. Buchner's Geschichte von Bayern, XX, Bd, S. ö,
	        
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