Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Innerhalb ganzer Quadratmeilen befanden sich in manchen Gegenden nur 
20—30 Menschen; kein Pferd, keine Kuh, kein anderes eßbares Thier, wohl aber 
Bären und Wölfe in großer Anzahl;x) kein Haus, kein Fruchtbaum, wohl dafür 
Dickichte von Waldbäumen auf Grund und Boden, den noch vor 30 Jahren die 
Pflugschar durchzogen hatte. Auch die Trümmer der Burgen des Feudalismus 
bezeugen seit 200 Jahren noch immer die Gräuel der Verwüstung aus jener Zeit. 
Seit den Jahren des Attila und der Ungarn ist Bayern nicht mehr so verwüstet worden, 
als es in derselben Zeit des Schwedenkriegs geschehen ist. Die Volkszahl war 1649 
um die Hälfte geringer als sie 1618 war. Dieser Umstand, wie die gänzliche Ver¬ 
armung des Laudmannes wie der Bürger in Flecken und in Städten hatte ein 
Stocken, ein Erlahmen, ein Schwinden des ehemaligen Handels- und Gewerbs- 
Flores zur Folge. 
Churfürst Max that alles Mögliche, seinen verarmten Unterthanen nach 
Kräften aufzuhelfen. Doch er überlebte den Friedensschluß nur um 3 Jahre; denn 
er starb am 27. September 1651 im 79. Jahre seines Alters, im 53. Jahre seiner 
Regierung. Einer der hervorragendsten Männer seiner Zeit, ein Eiferer für die 
Bewahrung und Verbreitung des katholischen Glaubens erwarb er sich den Beinamen 
des „Katholischen" und hinterließ seinem älteren Sohne, Ferdinand Maria, die 
Regierung und mit ihr die Aufgabe, die Wunden des 30 jährigen Krieges an seinem 
niedergedrückten Lande durch ein weises Walten zu heilen. 
Ferdinand Maria war bei dem Ableben seines Vaters erst 15 Jahre alt, 
somit noch minderjährig, und es wurde deßhalb eine voruiuiidfchaftliche Regierung 
eingesetzt. Diese erließ 1653 eine Verordnung, welche die Wieder - Herstellung der 
sittlichen Ordnung bei dem während eines 30 jährigen Raufeus, Mordeus und 
Verübens von Gräuelthateu aller Art verwilderten Volke, dann auch die Hebung 
des Handels und der Gewerbe, die Begründung des Wohlstandes und der geseg¬ 
neten Häuslichkeit unter den Unterthanen betraf. 
verrückten; wohl würde auch Schärding, wenn den Schweden der Uebergang über den Inn ge¬ 
lungen wäre, dem Loose der Zerstörung oder Verwüstung eben so wenig entgangen sein, als die 
übrigen oberbayerischen Städte. Zudem, sollten denn keine Ruinen im Grünthale und aus dem 
Pflegfelde oder sonstige Ueberbleibsel das Dasein einer vormals ausgedehnteren Stadt bezeugen 
könne»? St. Florian, als alte Pfarr- und Mntterkirche, stand wohl inmitten der Pfarre, aber 
nicht der Stadt; daher die irrige Herleitung der Sage. Anmerkung des Verfassers. 
1) Daß auch in den Gegenden diesseits des Inns in jenen Zeiten die Wölfe schrecklich 
überhand genommen und an Leuten und Vieh großen Schaden gethan hatten, erhellt aus einem 
churfürstlichen Befehle vom 26. April 1643 an die Landrichter, die Klöster, Hosmarchen, Märkte, 
Städte und andere, welche Unterthanen haben, zu verhalten, die erforderliche Anzahl der 
Leute, Pferde, Netze und andere Nothdnrft zur Vertilgung dieser Thiere zu verordnen und zu 
stellen, bei Vermeidung unausbleiblicher ernstlicher Strafe. 
2) A. Bnchner's Geschichte von Bayern zur Zeit des 30jährigen Krieges, VIII. Band.
	        
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