Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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„In vielen Orten des Jnnkreises hörte der Gottesdienst ganz auf und 
weit und breit verstummte der Klang der Glocken *) 
Obwohl nicht der Fuß eines Schweden das diesseitige Jnnufer betreten 
hatte, so war dennoch das Elend unbeschreiblich, welches das Kriegsjahr 1648 auch 
in die Gegenden diesseits des Inns gebracht hatte; denn die ewigen Durchmärsche 
der bayerischen wie der kaiserlichen Truppen, die nach Feindesart plünderten, Häuser 
anzündeten, die Saaten, sowie vieles Andere verwüsteten, führten auch in diesen 
Gegenden Mangel an Lebensmitteln, Hunger und Krankheiten herbei und ent¬ 
völkerten das schöne Innthal." 
Wohl war am 15. Oktober 1648 zu Münster und Osnabrück der W e st p h äli s ch e 
Friede geschlossen worden, und es hörten die Kriegsdrangsale auf; aber der Friede 
war ein für Deutschland in den Bedingungen harter, gewundener, erzwungener, 
den Feinden günstiger, kein wahrer Friede."2) 
Zufolge dieses Friedens wurde dem Herzog Max die Churwürde, der Besitz 
der Oberpfalz und anderes garantirt; Oesterreich verlor an Frankreich den Elsaß, 
Schweden erhielt Pommern. 
Im November 1648 kehrte der Churfürst vou Salzburg nach München 
zurück; die Reise dahin war keine angenehme, ging nicht mehr durch grünende 
Saaten und fröhliche Dörfer. Bon Wasserburg bis München, vom Inn bis zur 
Isar war das ganze Land eine öde traurige Wüste; ebenso von der Isar bis zur 
Donau und zum Lech. 
Schon bei der ersten Invasion in den Jahren 1632 und 1633 waren viele 
Weiler, Dörfer, Schlösser, Klöster, Flecken und Städte verbrannt worden, im 
Jahre 1648 aber fast alle?) 
l) Der damalige Propst von Reichersberg. Jakob Christian, schreibt in einem Briefe 
an den Lehensverwalter in Unterösterreich Folgendes: „Freund! Die vielen Durchmärsche der 
Soldaten ruiuiren das Land so abscheulich, und machen es so menschenleer, daß man weit und 
breit herum keine Glocke mehr läuten hört. Die Hungersnoth ist so groß, daß die Leute die 
stinkenden und madigten Schafköpfe, Gedärme und Eingeweide, welche die Soldaten wegwerfen, 
sammeln und kochen. Dem Abdecker kaufen sie das Pfund Roßfleisch um 6 Pfennige, das Rind¬ 
fleisch um 2 kr. ab. Von gestunkenen Aesern, Kleien, Baumrinden rc. müssen sich die armen 
Leute ernähren. Kein Wunder, daß nicht allein die Viehseuche, wie auf allen meinen Gütern, 
sondern auch die Pest unter den Leuten grassirt. Zu Schärding frißt sie alle Tage 7—8 Personen 
hinweg und noch mehr zu Braunau und Salzburg. „Die Theuruug ist noch jetzt so groß, daß 
der Metzen Korn 10—12 fl. kostet. In I. Weisbachers Geschichte von Oesterreich ob der Enns: 
B. Appel's Geschichte des Stiftes Reichersberg. S. 261. 
-) Mauuseript des Klosters Ranshofen; Chronik von Ranshofen unter dem Pröpsten 
Simon Mayer, im Musealberichte, 13. Jahrgang. 
3) Vor wenigen Decenuieu noch courfirte im Volksmunde der Schärdinger die Sage, 
und hat sich, so grundlos sie auch ist, theilweise bis ansetzt erhalten: „Stadt Schärding sei ehedem 
so groß gewesen, daß St. Florian in der Mitte der Stadt gestanden habe, sei aber von den 
Schweden zerstört worden." Äuf diese etwas absurde Tradition läßt sich nur bemerken, daß die 
Schweden, obwohl sie im Rotthale zwischen Pöcking und Karpfheim standen, nie den Inn über¬ 
schritten, oder vielmehr nie überschreiten konnten, um so weniger in Schärding nur einen Stein
	        
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