Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Während er zu Frankfurt zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt wurde, 
entsetzten ihn die böhmischen Stände der Königswürde, und wählten den Chur¬ 
fürsten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem Könige. 
In dieser Klemme wandte sich Kaiser Ferdinand II. an seinen Jugend¬ 
freund, den Herzog Max in München und schloß mit ihm einen Vertrag ab, in 
welchem dieser ihm allen Beistand versprach; auch die Liga wurde unter den katho¬ 
lischen Fürsten erneuert. Weil der Churfürst Friedrich V. von der Pfalz der er¬ 
gangenen Aufforderung zur Räumung Böhmens nicht Folge gab, so wurde er als 
Majestäts - Verbrecher erklärt und die Reichs - Exekution gegen ihn beschlossen, die 
Exekution selbst dem Herzoge Max übertragen (1620). Dieser ließ das ligistifche 
Heer (26.000 Mann Fußvolk, 5500 Mann Reiterei) unter dem Befehle des General 
Tilly, von Dillingen längs der Donau an die Gränze des Landes ob der Ens 
aufbrechen; er selbst gieug am 17. Juli vou München nach Schärding, wohin ihn 
seine Gemahlin voll banger Zärtlichkeit begleitete. 
Ein Theil des Heeres, viele auswärtige Fürsten und Herren, ein großer 
Theil des Hofstaates, mehrere Jesuiten und Feldpatres, darunter der wegen seiner 
Weissagungen zu seiner Zeit berühmte Carmelitermönch Dominicus a Jesu1) waren 
in seinem Gefolge. 
Vom Kaiser" hatte Herzog Max die beftimmtefte Vollmacht erhalten, die 
Öberösterreichischen Stände, die dem Kaiser noch nicht gehnldiget, ja mit den Böh¬ 
men sich verbündet hatten, in die Schranken des Gehorsams zurückzuführen, sowie 
er auch früher schon den unbeschränkten Oberbefehl über die ligistischen, wie über 
die kaiserlichen Truppen empfangen hatte. 
Die Stände Oberösterreichs hatten nach Schärding zum Herzoge Max den 
Hauptmann Ritter von Sigmar geschickt, um sich zu erkuudigeu, was denn seine 
Absicht sei, da doch Friede und Freundschaft herrsche, und ihn zu bitten, sein 
Kriegsvolk nicht so nahe an die Gränze des Landes ob der Ens zu legen. Der 
Herzog ertheilte diesem am 19. Juli eine Antwort, und ein Schreiben an die 
Stände, und schickte zugleich Abgeordnete mit ihm, welche den Ständen den Willen 
des Herzogs und das kaiserliche Mandat übergeben sollten. Herzog Max ließ ihnen 
erklären, „er habe eine vom Kaiser ihm übertragene Commission zu vollführen, den 
Frieden im Lande herzustellen und die Sachen zu ordnen; sie sollen die Pässe 
öffnen, das Landvolk abdanken und sich erklären, ob sie sich in allen Punkten dem 
Befehle des Kaisers unterwerfen wollen; wenn nicht, so würde er seinen Auftrag 
mit Gewalt vollziehen; er sei Stellvertreter des Kaisers, ihm sollen sie Gehorsam 
und die Interims-Huldigung leisten; ihre Conförderation sei aufgelöset." 
y Dieser war vom Könige Philipp III. von Spanien der katholischen Liga in Deutsch, 
land gleichsam zur Hilfe gesandt, und begleitete den Herzog Max auf seinem Zuge durch Oester¬ 
reich und Böhmen und verkündete ihm nach Visionen zu Schärding, Linz re. den glücklichen Aus¬ 
gang seines Unternehmens und den Sieg auf dem weißen Berge bei Prag. 
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