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und Befestigungen vornehmen lassen. Bereits 1601 hatte er die Stadt von der
Erhaltung der äußeren Ringmauern gegen das Wasser befreit.1)
Anfangs wollte es in Bayern, wo es zwar keine Andersgläubigen mehr
gab, doch mit der Religion nicht recht vorwärts gehen, und die Schuld daran lag
theilweife am Priesterstande selbst. Herzog Max berief daher die Jesuiten und die
Kapuziner nach Bayern, als die tüchtigsten zur Wiederbekehrung seiner Unterthanen
und bald gab es in Bayern keine Stadt mehr, in welcher nicht ein rothes Kreuz
das Dasein eines Kapuzinerklosters verkündete. — Auch zu Schärding entstand ein
Kapuzinerkloster, das 1638 vollendet und bezogen war, und nnn regte sich im Orte
sowohl, sowie weit am Lande herum wieder ein warmes katholisches Leben.
Im Mai 1608 hatten die protestantischen Reichsfürsten unter sich ein
Bündnis, die sogenannte Union, abgeschlossen; diesem gegenüber brachte Herzog
Max unter den katholischen Reichsständen ein Gegenbündnis, die katholische
Liga, zu Stande und trat an die Spitze dieses Bundes, um solcherweise die
politischen wie die kirchlichen Uebergriffe der Protestanten in Schach zu halten.
Im Jahre 1610 hatte Erherzog Leopold, Bischof von Passau, zum Schutze
für die Person und die Länder seines Bruders, des Kaisers Rudolf II-, Truppen
werben lassen nnd Passau als Sammelplatz derselben bestimmt; daher erhielten sie
den Namen „Passaner Volk" und waren bei 12.000 Mann stark. Sie trieben
vielen Unfug und machten, da das kleine Bisthum Pasfau sie nicht ernähren konnte
viele Ein- und Uebersälle in das Land ob der Ens, in's Mühlviertel; zu Schärding
lagen fünf Fähnlein dieses Passaner Volkes. Ihr Oberster war Ramee, ein Wallone,
im Munde des Volkes der „Ramans" genannt. Erzherzog Leopold ließ diese Truppen
später nach Prag maschiren, wo aber deren Erscheinen großen Tumult erregte; sie
wurden dann wieder entlassen.
Indessen hatte die Spannung unter den kirchlichen Parteien in Deutschland
von Jahr zu Jahr zugenommen und führte die traurige Epoche des 30jährigen
Krieges herbei, der allmählich sich über ganz Deutschland und über Europa ver¬
breitete und der an Wildheit, Grausamkeit, Gräuelthatm und Verwüstungen aller
Art, alle bis zur Stunde geführten Kriege weit übertrifft und in welchem Herzog
Max eine Hauptrolle spielte, indem er als Bundesgenosse des ihm sinnesverwandten
Kaisers Ferdinand II. der Retter Deutschlands vor fremder Unterjochung, der
Retter des katholischen Glaubens, ja selbst der Retter Oesterreichs vor seinem Ver¬
falle wurde.
Denn als Kaiser Ferdinand von Oesterreich nach dem Tode des Kaisers
Mathias (1619) die Regierung sämmtlicher österreichischen Erblande antrat, war
feine Lage eine verzweistuugsvolle; Böhmen, in vollem Aufruhr, wollte ihn nicht
als König anerkennen; Ungarn von den Türken größtentheils unterjocht; Ober¬
und Niederösterreich, selbst in Gährnng, wollte ihn nicht; Wien von feindlichen
Kriegsfchaaren umlagert; Ferdinand selbst ohne Armee, ohne Hilfe, ohne Geld.
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