Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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und Befestigungen vornehmen lassen. Bereits 1601 hatte er die Stadt von der 
Erhaltung der äußeren Ringmauern gegen das Wasser befreit.1) 
Anfangs wollte es in Bayern, wo es zwar keine Andersgläubigen mehr 
gab, doch mit der Religion nicht recht vorwärts gehen, und die Schuld daran lag 
theilweife am Priesterstande selbst. Herzog Max berief daher die Jesuiten und die 
Kapuziner nach Bayern, als die tüchtigsten zur Wiederbekehrung seiner Unterthanen 
und bald gab es in Bayern keine Stadt mehr, in welcher nicht ein rothes Kreuz 
das Dasein eines Kapuzinerklosters verkündete. — Auch zu Schärding entstand ein 
Kapuzinerkloster, das 1638 vollendet und bezogen war, und nnn regte sich im Orte 
sowohl, sowie weit am Lande herum wieder ein warmes katholisches Leben. 
Im Mai 1608 hatten die protestantischen Reichsfürsten unter sich ein 
Bündnis, die sogenannte Union, abgeschlossen; diesem gegenüber brachte Herzog 
Max unter den katholischen Reichsständen ein Gegenbündnis, die katholische 
Liga, zu Stande und trat an die Spitze dieses Bundes, um solcherweise die 
politischen wie die kirchlichen Uebergriffe der Protestanten in Schach zu halten. 
Im Jahre 1610 hatte Erherzog Leopold, Bischof von Passau, zum Schutze 
für die Person und die Länder seines Bruders, des Kaisers Rudolf II-, Truppen 
werben lassen nnd Passau als Sammelplatz derselben bestimmt; daher erhielten sie 
den Namen „Passaner Volk" und waren bei 12.000 Mann stark. Sie trieben 
vielen Unfug und machten, da das kleine Bisthum Pasfau sie nicht ernähren konnte 
viele Ein- und Uebersälle in das Land ob der Ens, in's Mühlviertel; zu Schärding 
lagen fünf Fähnlein dieses Passaner Volkes. Ihr Oberster war Ramee, ein Wallone, 
im Munde des Volkes der „Ramans" genannt. Erzherzog Leopold ließ diese Truppen 
später nach Prag maschiren, wo aber deren Erscheinen großen Tumult erregte; sie 
wurden dann wieder entlassen. 
Indessen hatte die Spannung unter den kirchlichen Parteien in Deutschland 
von Jahr zu Jahr zugenommen und führte die traurige Epoche des 30jährigen 
Krieges herbei, der allmählich sich über ganz Deutschland und über Europa ver¬ 
breitete und der an Wildheit, Grausamkeit, Gräuelthatm und Verwüstungen aller 
Art, alle bis zur Stunde geführten Kriege weit übertrifft und in welchem Herzog 
Max eine Hauptrolle spielte, indem er als Bundesgenosse des ihm sinnesverwandten 
Kaisers Ferdinand II. der Retter Deutschlands vor fremder Unterjochung, der 
Retter des katholischen Glaubens, ja selbst der Retter Oesterreichs vor seinem Ver¬ 
falle wurde. 
Denn als Kaiser Ferdinand von Oesterreich nach dem Tode des Kaisers 
Mathias (1619) die Regierung sämmtlicher österreichischen Erblande antrat, war 
feine Lage eine verzweistuugsvolle; Böhmen, in vollem Aufruhr, wollte ihn nicht 
als König anerkennen; Ungarn von den Türken größtentheils unterjocht; Ober¬ 
und Niederösterreich, selbst in Gährnng, wollte ihn nicht; Wien von feindlichen 
Kriegsfchaaren umlagert; Ferdinand selbst ohne Armee, ohne Hilfe, ohne Geld. 
i) Privilegien « Chronik im Magistrats - Archive Schärding.
	        
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