Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Neuhaus bewilliget, und zahlreiche Käufer aus dem Rotthale fanden sich dort ein. 
In ähnlicher Weise erging es der Stadt Braunau, welche durch das Aufblühen 
des ehedem unbedeutenden Ortes Simbach arg beeinträchtiget und geschädiget 
worden ist. 
Aber auch die übrigen Bewohner des Jnuviertels, die Dominicalbesitzer, 
die kirchlichen und milden Stiftungen und andere empfanden die Abtrennung vom 
alten Mutterlande Bayern und von den mehrhundertjährigen Gewohnheiten an¬ 
fangs bitter; und wie die Zeit jeden Schmerz mildert, so vernarbten allmählich 
die Wunden, und die Innviertler lebten unter dem kaiserlichen Scepter des Hauses 
Oesterreich ebenso zufrieden, als ehedem unter der churbayerischen Regierung; unter 
der milden kaiserlichen Regierung erblühten Handel und Gewerbe des Jnnviertels, 
das allgemach mit den alten Erbstaaten in nähere Fühlung trat. 
" Es brachen aber auch Leiden herein, viele und schwere Leiden, nämlich der 
französische Krieg, welcher anfangs zwar nicht im Lande geführt, aber durch 
die verschiedenen Geldbeiträge, Naturalleistungen aller Art, durch die unaufhörlichen 
Quartiere und Vorspannen bei den fortwährenden Durchmärschen der kaiserlichen 
Heere zum Rhein hinaus uud zurück eine schwere Last wurde. Nach 1800 be¬ 
gannen nun auch die feindlichen Einfälle, welche sich zweimal wiederholten, und in deren 
Gefolge die unausbleiblichen Contributionen, Plünderungen, Bexatioueu, und die fast 
unerschwinglichen Requisitionen, deren erstem Anpralle die au der Reichsgränze ge¬ 
legenen Städte Schärding und Braunau in empfindlichster Weise ausgesetzt und 
preisgegeben waren, dann die Erhöhung der Steuern und Abgaben, unter deren 
Lasten die Landesunterthanen bitter seufzten. Die Gemeinsamkeit der Kriegslasten 
in jener Zeit kettete das Jnnviertel stärker als andere Landestheile an die übrigen 
Erblande des Kaisers. — Und zu allem dem kam »och, daß int Jahre 1809 ein 
Großtheil der Stadt Schärding durch die feindlichen Bomben zusammengeschossen, 
und, was den gefräßigen Flammen entgangen, eine Beute der feindlichen Soldaten 
wurde; darauf die für die Verunglückten unerschwinglichen Requisitionen und 
Lieferungen jeder Art; „Viele haben Vieles, Viele haben Alles verloren;" und in 
der Sorge und in dem Bestreben, wieder aus den Ruinen sich emporzuarbeiten, 
verblutete eine große Anzahl; die darauf folgenden kriegsumdüsterteu Jahre waren 
für Schärding noch nicht angethan, sich von dem schweren Schlage zu erholen, und 
so blieb Schärding eine geraume Zeit eine Stadt der Ruinen, bis allmählich in 
den Jahren des Friedens die Wunden vernarbte», ohne daß das rührige Handels¬ 
und Gewerbeleben vou einst wiederkehrte. 
Es kam das die Völker Europa's ans ihrer politischen Lethargie auf¬ 
rüttelnde und aufregende Jahr 1848 mit feinen Neuerungen und Umgestaltungen 
im staatlichen und gemeindlichen Verfassungsleben, mit der Organisirung der Be¬ 
hörden und Gerichte, mit der Bildung verschiedener Vereine und dergleichen. 
Mit der Aufhebung der Patrimonial-Gerichte hörte der Zuspruch der zum 
ärarischen Pfleg- uud Kastenamte Schärding, und der zu den verschiedenen kirch¬ 
lichen und milden Stiftungen grundunterthänigen Insassen, und das Eindienen 
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