Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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des vormaligen Rohrbrunnens zierliche Gartenanlagen mit für das Auge wohl¬ 
thuendem Grün angebracht, und daneben schöne Kandelaber aufgestellt, wodurch 
beide Plätze an Sauberkeit und Nettigkeit in vorzüglicher Weise gewannen.1) 
Die auf diese Ausführungen ergangenen Gesammtkosten betrugen 46.000 
Gnlden, welche aus dem Erträgnisse der Sparkasse gedeckt wurden. 
Am 24. April 1886 wurde dieErbauuug und Aufrichtung eines 
Hochstrahlbrnuueus am oberen Stadtplatze beschlossen; derselbe wurde in der 
königlich würtemberg'scheu Erzgießerei zu Wasseralfingen angefertigt; das denselben 
umschließende Steinbassin und die zu demselben hinanführenden Stufen wurden von 
der Normann'schen Granitgewerkschaft beigestellt. Die Gesammtkosten hiesür be¬ 
trugen 4000 Gulden. 
Dieser Brunnen, welcher zu Ehren des Erbauers der Wasserleitung, des 
Herrn Carl Baron von Schwarz, welcher sich überhaupt um die Stadt Schärding 
große Verdienste erworben hatte, und welchem deßhalb ain 19. August 1885 das 
Ehrenbürgerrecht verliehen worden, „Schwarz-Brunnen" genannt wurde, präsentirt 
sich als ein schöner monumentaler, deu weiten Platz würdig schmückender Bau, 
als ein würdiger Schluß des so wohl gelungenen Wasserleitungswerkes, für alle 
kommenden Zeiten beredtes Zeugnis gebend, was die Eintracht, richtiges Ver¬ 
ständnis und die Opferwilligkeit der Bürger im Vereine mit den leitenden Organen 
selbst in kleineren Städten zu Stande zu bringen vermag. Ja, diese Eigenschaften 
waren es, daß Schärding seit wenigen Deeennien einen erfreulichen Aufschwung 
gewonnen hat, welche schon unter dem Bürgermeister I. Kyrle angebahnt, und 
unter dessen Nachfolgern Fr. Reiß und Ludwig Pfliegt unermüdlich fortgesetzt 
wurde, wodurch so mannigfache wohlthätige und gemeinnützige Anstalten und Ein¬ 
richtungen, als: die Sparkasse, die Gewerbe-Hilfsvereine, die Kleinkinder-Bewahr- 
Anstalt, die Kanalisirung der Stadt, der Bau des Rathhauses, der Ausbau des 
Bürgerspitales und des Bruderhauses, die Bildung der Feuerwehr, der Bau der 
Wasserleitung, die Um- und Neupflasterung der Stadt, und die Aufrichtung des 
Hochstrahlbrunnens, zum Nutz- und Frommen der Stadtinsassen geschaffen wurden. 
Diese Leistungen und Schöpfungen konnten denn auch den höheren Be¬ 
hörden nicht entgehen, und gelangten zur Kenntniß des kaiserlichen Monarchen 
*) In Folge des neu durchgeführten Wasserleituugs - Systems wurden die beiden, auf 
dem oberen und unteren Stadtplatze befindlichen Rohrbrunueu mit deu auf Piedestaleu gestellten 
lebensgroßen Stein-Statuen St. Georgius uud Florianns beseitiget: die Georgs-Statue aus 
Granit ist ein Werk aus dem 14. oder 15. Jahrhundert, welche, wenn auch des künstlerischen 
Gepräges entbehrend, doch immerhin eine ehrwürdige Antike verbleibt; o wenn diese den Mund 
öffnen würde, könnte sie uns erzählen, wie sie durch Jahrhunderte im Sonnenschein uud Sturm 
der getreue Schirmer uud Hüter des Stadtrvassers, und der Zeuge von den vielen, freudigen 
wie bitteren, über den Platz und über den Ort hingegangeuen Ereignissen gewesen sei, welche 
uns ein treues vollendetes Geschichtsgemälde des Familienlebens wie des öffentlichen Lebens 
der Stadt aufrollen würden! Möchten doch die verehrlichen Väter der Stadt dafür sorgeu, daß 
die beiden Statuen aus ihrer Dunkelheit uud Verbannung wieder hervorgezogen, und ihnen an 
passenden Plätzen eine Ausstellung gegeben würde! 
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