Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Am 26. Juli 1861 wurde zu Schärding eine Telegraphen-Station er¬ 
richtet, und am 31. Juli darauf ging die feierliche Eröffnung der Passaner-Bahn 
vor sich. Schon am 29. Juli brachte die erste Lokomotive „Salza ch" unter 
freudiger Begrüßung am Bahnhöfe zu Schärding, viele illustre Herren mit, welche 
in kommissioneler Weise zur Jnspizirnng der neuen Bahn entsendet worden waren, 
und, nachdem dieselben sämmtliche Honoratioren der Stadt und viele der Bürger 
zur ersten Fahrt nach Passau freundlichst eingeladen hatten, bewegte sich am 31. 
Juli um 8 Uhr Vormittags der festlich geschmückte Dampfer „Böheinikirch en" 
mit seinen Gästen, darunter die Herren: Minister Schmerling und Lasser, Graf 
von Wickenburg, Feldmarschall-Lieutenant Schmerling, Graf von Kufstein, Fürst 
Colloredo-Mansfeld, Dr. Hein, der bayerische Minister Freiherr von Schrenk re. 
dem herrlichen Jnnthale zu. Ueberall begegnete ihnen das jubelnde Willkomm der 
Arbeiter; besonders wuchs der Jubel an der Zierbl-Leiten, deren Ein- und Aus¬ 
gangspunkte geschmückt waren, zur Begeisterung. An der Gränze stand ein Triumph- 
Bogen, und nun wurden die Wägen verlassen; alles eilte der herrlichen Eisenbahn¬ 
brücke von Passau zu, deren Tragfähigkeit erprobt werden sollte. Ilm 10 llhr 
bewegten sich 10 Transportwägen von je 500 Zentner Gewicht langsam über die 
Brücke, zurück im schnellen Fluge; diesen folgten 3 Lokomotive im raschen Znge, 
deren eine, schön geschmückt, der Reichsgränze zueilte, um die harrende Schwester- 
aus Oesterreich zu begrüßen?) Nachdem dieses geschehen, und die Schließung der 
Schienen durch die anwesenden Gäste in feierlicher Weise beendet war, erscholl der 
Donner der Flatterminen, als den Augenblick bezeichnend, in welchem die Ver¬ 
bindung des neuen Schienenweges erneuerte Bande der Freundschaft um Oesterreich 
und Bayern gewunden hat. 
Um 11 Uhr wurde mit dem bayerischen Dampfer die Brücke übersetzt; die 
Rückreise der österreichischen Gäste war mit denselben Festlichkeiten begleitet, und 
deren Ankunft in Schärding mit Kanonensalven begrüßt; bei deren Abfahrt prangte 
der Bahnhof zu Schärding, wie auch jene zu Tanfkirchen und Riedan in glänzen¬ 
der Beleuchtung?) 
Am 1. September 1861 wurde diese Bahn für den öffentlichen Verkehr 
eröffnet. Um von Paris her über München nach Wien eine kürzere Schienen-Linie 
zu erzielen, wurde in den Jahren 1869/70 von München ans über Reuöting, 
Simbach-Brannan, Altheim und Nied eine Bahn gebaut, welche zn Neumarkt in 
die Pafsaner-Welser-Bahn einzweigte; seitdem ist die von Neumarkt über Schär¬ 
ding, Passau und Straubing nach Regensburg führende Bahnlinie in die Kategorie 
der Flügelbahnen gestellt, welche an Frequenz und Rentabilität eingebüßt hat. 
1) Die Tragfähigkeit der herrlich konstruirten, in ihrer mittleren Spannung 310 Fuß 
weiten Eisenbahnbrücke bewährte sich als eine meisterhafte, indem die darüberfahrende Last eine 
momentane Senkung von U/s Zoll, die drei darüberfahrenden Lokomotive eine Einsenkung von 
nur 7 Linien hervorbrachten. 
2) Amtliche Linzer Zeitung, Nr. 181, 7. August 1861.
	        
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