Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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und die Wahl der leitende» Organe mit 1 Bürgermeister, 2 Gemeinderäthen und 
8 Gemeinde-Ausschüssen. 
Unterdessen war auch in den höheren Sphären die Umgestaltung und Ein¬ 
führung der neuen Behörden und Gerichte vor sich gegangen. An die Stelle der 
obderensischen Landesregierung war die „Statthalterei des Kronlandes Oesterreich 
ob der Ens" getreten; die Kreisämter und Pfleggerichte wurden ausgelassen, und 
als politische Behörden traten mit 1. Jänner 1850 die „Bezirkshauptmannschaften" 
in Wirksamkeit. Auch Schärding wurde der Amtssitz einer Bezirkshauptmannschast, 
und die Stadtgemeiude hatte als Amtslokale, nnd als Wohnung für den Bezirks- 
Chef das, dem hiesigen Handelsstande gehörige Haus Nr. 49 zur Verfügung abge¬ 
treten und mit einem Kostenanfwande von 1000 Gulden adaptiren lassen. In der Er¬ 
wartung, daß in Folge der neuen Gerichts-Orgauisirung eine bedeutende Coucurrenz 
nach Schärding zu Platz greifen werde, weil der Bezirkshauptmannschast ein Wir¬ 
kungskreis über 37 Ortsgemeinden mit einer Seelenzahl von 51.900 zugewiesen 
war, fanden sich die Schärdinger wohl etwas enttäuscht. Für die Verwaltung der 
Civiljustiz trat mit Juli 1850 ein Bezirksgericht I. Klasse in's Leben, nud erhielt 
die Jurisdiktion über den, aus den Ortsgemeinden: Schärding, St. Florian, Suben, 
St. Marienkirchen, Eckerding, Mayrhof, Hof, Tanfkirchen, Reinbach, Münztirchen, 
Schartenberg, Freinberg, Wernstein und Brunnenthal neugebildeten Amtsbezirk 
Schärding. Dieses Bezirksgericht war aber auch zugleich Bezirks-Collegial-Gericht 
im Umfange der Gerichtsbezirke Schärding, Rab, Penerbach und Engelhartszell, 
und erhielt sein Amtslokale im vormaligen Pfleggerichtsgebäude Nr. 41. Nun 
begannen auch die öffentlichen und mündlichen Crimiual-Gerichts-Verhandlungen, 
in welchen neben dem Vertheidiger des Angeklagten ein Staatsanwalt fungirte. 
Um für diese öffentlichen Verhandlungen einen entsprechend geräumigen Gerichtstag 
zu gewinnen, wurde rückwärts der Frohnfefte an der Stelle der vormaligen 
Kapuzinerbibliothek ein neues Gebäude auf Aerarialkosten um 9000 Gulden aufgeführt, 
und im Jahre 1852 vollendet; es erhielt außer dem geräumigen Gerichtssaal noch 
besondere Appartements für die Beisitzer und Zeugen, und zu ebener Erde die 
Wohnung für den Gerichtsdiener; doch kam dieses Gebäude für die öffentliche« 
Verhandlungen nie mehr in Verwendung. 
Um selbe Zeit begann das Steueramt, welchem die Einhebung aller direkten 
Steuern und Taxen, so wie das Depositenwesen oblag, seine Amtswirksamkeit, 
und eröffnete seine Kanzleien im Hanse Nr. 40. Gleichzeitig eröffnete das öffent¬ 
liche Notariat feine Funktion. 
Im Monate Mai 1850 wurde zu Schärding für den Umfang der Bezirks- 
hanptmannfchaft Schärding die Grnndentlastungs - Kommission niedergesetzt. Diese 
hatte nach dem Grnndentlastungs - Patente, welches die Entlastung des Grundes 
und Bodens, die Aufhebung aller aus dem Uuterthänigkeits - Verhältnisse hervor¬ 
gehenden Lasten, Dienstleistungen, Gierigkeiten jeder Art, bann aller Natural-, 
Arbeits- und Geldleistungen gewährleistete, bie Aufgabe zu untersuchen, welche 
Verhältnisse zwischen Obrigkeiten nnd Unterthanen, zwischen Bezugsberechtigten imd
	        
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