Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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brannte» in der Hinteren Stadt die Häuser Nr. 88 und 89 ab; doch alle diese 
Häuser erhoben sich in hübscherer Gestalt aus ihrem ©chutte. 
Seit dem Jahre 1815 waren wohl die Jahre im scheinbar tiefen Frieden, 
ohne erhebliche Ereignisse dahingeflossen; doch am politischen Horizonte zeigte sich 
eine unerquickliche Schwüle, welche deu tiefer Sehenden den Ausbruch eines uuheil- 
briugenden Gewittersturmes zum Voraus ahnen ließ. So kam das Jahr 1848, 
welches das Gewitter zum Ausbruche brachte, und sich dadurch in den Blättern der 
Geschichte eine der hervorragendsten Stellen gesichert hat. 
Dcrs ^fttrmjtaßr 1848. 
Von einer Erregung erfaßt, wie sie seit der Zeit der Kreuzzüge nicht 
wieder mit solcher Gewaltthätigkeit hervorgetreten war, haben sich die Völker 
Mittel-Europas in einer Revolution erhoben, die in ihren Folgen auf das Staaten- 
und Völkerleben einen tiefgreifenden Einfluß nahm. Nachdem schon seit dem Jahre 
1815 eine revolutionäre Propaganda heimlich an der Republikanisirung aller 
Staaten Europas thätig gearbeitet, und auch in Oesterreich ihre Werkzeuge, ihre 
Emissäre hatte, und zu ihrer Erhebung mehrere Versuche gemacht hatte, wie schon 
im Jahre 1830, brach am 24. Februar 1848 zu Paris die Revolution aus, welche 
den König Louis Philipp entthronte und die Republik proklamirte. Der Rückschlag 
dieses furchtbaren Gewitters äußerte sich bald in den Deutschen Staaten, in Italien, 
selbst auch in dem sonst so gemüthlichen Oesterreich, wo man mit dem bisherigen 
absolutistischen Metternich'schen Regierungs-Systeme unzufrieden war?) 
Am 13. März 1848 brach der Sturm in Wien los; der gütige Kaiser 
Ferdinand konnte nicht umhin, seinen nach Freiheit und Neugestaltung der Ver¬ 
hältnisse rufenden Völkern und Provinzen die konstitutionelle Verfassung zu ge¬ 
währen; die Freude, der Jubel hierüber fand, wie in der Hauptstadt, so auch in 
den Provinzen ein begeistertes Echo. Doch diese Freude über die Errungenschaften, 
dieser selige Traum wurde nur zn bald getrübt durch die verbrecherischen Umtriebe der 
demagogischen Umsturzpartei, welche nur darauf ausging, die kostbare Frucht der 
nicht begriffenen Freiheit vergiftend, die rothe Republik, die Anarchie zu gründen, 
und sie suchte sich in der akademischen Legion, in dem zahlreichen Proletariate ihre 
geeigneten Elemente und Werkzeuge, unt auf den Sturz des Thrones, auf den 
Untergang des österreichischen Staatsgebäudes loszuarbeiten, fand aber auch in 
einem großen Theile der Bürger, und der politisch noch unmündigen Kleinbürger 
ein offenes Feld, wie auch in anderen, moralisch und bürgerlich schiffbrüchig ge¬ 
wordenen Abenteurern. Es trat eine heillose Begriffsverwirrung ein, wozu die 
eingeführte Preßfreiheit auf eine arge Weise mißbraucht wurde, unt die Gesinnung 
i) Auch in bem benachbarten Bayern erhob sich der Revolutionssturm, und König 
Ludwig 1. dankte, nachdem er sich durch eine am 6. Marz zn München aufgebrochene Revolte 
gezwnngen gesehen hatte, den Forderungen des Volkes nachzugeben, am 21. März zu Gunsten 
seines Sohnes Max II. ab. 
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