Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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heure Summe von 200 Millionen Franken; auf das Land ob der Ens entfielen 
38 Millionen/) von denen nur etwas mehr als 1 Million bezahlt wurde. Inn- 
Viertel jedoch, welches französisch war und französisch blieb, mußte diese Coutributiou 
bis auf den letzten Heller bezahlen. 
Am 14. Oktober 1809 wurde zu Wien der definitive Friede abgeschlossen; 
Oesterreich verlor über 2000 Quadratmeilen Land mit 3 V2 Millionen Einwohnern; 
Kram mit Görz, Triest und Istrien, den Villacher-Kreis von Kärnten, den größten 
Theil von Kroatien, Westgalizien, serners Salzburg mit Berchtesgaden, und vom 
Lande ob der Ens das Jnnviertel und einen Theil vom Hansruckviertel. Durch 
diese Abtretungen der Küstenländer verlor Oesterreich die Verbindung mit dem Meere. 
Am 16. Oktober reiste Kaiser Napoleon von Schönbrunn weg über Linz, 
Schärding nach Passau, wo er sich 2 Tage aufhielt. 
Ihm folgten bald viele Truppen, und die Ouartierslasten, wie die Liefer¬ 
ungen, die schon früher sehr groß waren, stiegen von nun au auf eine wahrhaft 
fürchterliche Weise. 
Schon am 23. August 1809 war die Reichsstraße über Schärding nach Linz 
als Heeresstraße bestimmt, und deßhalb die Marschroute von Linz herauf über Schärding 
für die französischen Truppen vorgezeichnet worden. Es mußte daher an den Post- 
stationen ein Park von 60 Vorspannswägen errichtet werden, zur Beförderung der immer 
nachrückenden Verwundeten; ebenso mußten auch, vom 29. August angefangen, auf 
jeder Poststation 12 Pferde bereit stehen, um die Ober- und Unteroffiziere, ohne 
Verzug weiter zu befördern.2) 
Am 14. November rückte das würtembergische Corps in den Jnnkreis ein; 
am 11. Dezember trat das zweite Corps des Marschall Ondinot seinen Marsch nach 
dem Jnnkreise und nach Passau au; es waren 31.000 Mann Infanterie und 7000 Mann 
Kavallerie; am 16. Dezember rückten abermals 5000 Mann nach; am 28. Dezember 
marschirten badische und hessische Truppen durch, und am 3. Jänner 1810 begab sich 
Marschall Davonst nach Passau, der Gouvenenr Le ©ränge nach Ried. Im Ganzen 
kantouirten im Monate Dezember 1809 im Lande ob der Ens 156.000 Mann 
und 40.000 Pferde, eine entsetzliche Anzahl für ein so kleines Land; man hätte 
verzweifeln müssen, wenn nicht der 4. Jänner 1810 die Hoffnung aufrecht erhalten 
hätte, an welchem Tage das Land vollends geräumt werden sollte. 
Zn allem diesen nehme man noch die ungeheuren Requisitionen verschiedenster 
Art: au Getreide, Mehl, Brot, Heu, Stroh, Reis, Hülsenfrüchten, Fleisch, Ochsen, 
Kälber, Geflügel, Pferden, Hufeisen, Hufnägel, Vorspannswägen, Leder, Schuhen, 
Stiefel, Filz, Tuch, Leinwand, Hemden, 2C., daun noch die enormen Lieferungen 
in die Magazine zu Wien, Linz, Wels, Ried, Braunau und Passau; °) die Stellung 
1) Nach dem damaligen Baneozettel-Cours über 45y2 Millionen; die Dividende für 
den Contributionsgulden betrug demnach 38 Gulden 45 Kreuzer. 
2) Franz Kurz's Oesterreichs Landwehre, S. 864. 
3) So mußten nach Passau allein 100?000 Metzen Weizen und Roggen, und 4000 Eimer 
Bryntwein geliefert werden,
	        
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