Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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darin geborgenen Habe beraubt sahen, und zu diesem noch währe nd des Feuerns selbst 
ihres Lebens nicht mehr sicher halten dursten. Weinend und heulend rafften Viele, 
besonders Weiber und Mütter, einige Habseligkeiten zusammen, nahmen ihre Säug¬ 
linge in die Arme uud die kleinen Kinder an die Hand, uud flohen damit auf die 
benachbarten Höhen und Berge gegen Brunnenthal und Reinbach, und suchten dort 
theils in den Häusern theils in den Wäldern Schutz und Sicherheit vor den ge¬ 
fährlichen Geschossen. 
Unterdessen war die Zeit des Abends herangebrochen; aber die gewohnte 
Dunkelheit blieb aus — es war so hell, wie am Tage; denn der Feuerschein, der 
des Tages über nicht bemerkt worden war, stieg von allen Seiten in die Höhe; 
wohin man blickte, qualmten die Giebel, auf denen das Feuer wie rasend fortlief und 
sprang. Darüber ragten die Thürme der Pfarrkirche uud der Spitalkirche wie 
riesenhaft brennende Kerzen empor. 
An das Löschen konnte während des Bombardirens nicht gedacht werden. 
Mit der Ueberhaudnahme des Brandes ließ wohl das Bombardireu etwas nach; 
aber nun drangen die feindlichen Horden, in einzelnen Abtheilungen über das Wasser 
schiffend, in die Stadt ein, um uoch möglichst viel in den brennenden Häusern plün¬ 
dern zu können, und am Morgen des anderen Tages war theils über das Wasser 
herüber, theils auf dem Wege von Passau her, der Feind, 30.000 Mattn stark, 
in die rauchende Stadt eingedrungen, und hatte vor derselben ein Lager bezogen, 
in welchem er durch volle 5 Tage plündernd stehen blieb, so daß dasjenige, was 
der Flauimenwuth entgangen war, durch die muthwilligen Hände der Soldaten 
theils zerstört, theils weggebeutet wurde, und jene Bewohner, welche bei ihren 
Wohnungen zurückgeblieben waren, den Mishaudlungeu aller Art des siegesüber- 
müthigeu Feindes blosgegeben waren. 
Leider fehlte es auch nicht au perfiden Subjekten, die bei diesem Unglücke 
der Besitzenden nichts zu verlieren hatten, und nicht nur verborgene Effekten und 
gerettete Sachen den Feinden verriethen, sondern selbst im Trüben fischten. 
Durch das Bombardement sind 158 Häuser der Stadt, und 20 Häuser in 
der Vorstadt ein Raub der Flammen geworden, darunter die Pfarrkirche, die Spital¬ 
kirche mit dem Bürgerfpitale, der Dechantshof, die 4 Bcuefiziateuhäufer, das k. k. 
Landgericht, das k. k. Kastenamt, das Rathhans mit dem Schranuengebände, der 
Stadtthuriu, die zwei Kasernen, 7 Brauhäuser; vom Brande verschont geblieben 
waren außer dem Eichbüchel mit dem Kapuzinerkloster die Häuser der hinteren 
Stadt von Nr. 87 bis 127; auch zu Badhöring, Haid und Nosbach waten Bauern¬ 
höfe in Flammen aufgegangen. Durch das Bombardement selbst wurde Niemand 
getödtet; nur dem Weibe des Ballenbinders wurde ein Arm, einem österreichischen 
UHIatten beide Füsse weggeschoßen, und sonst mehrere Soldaten vom Gräuzer-Re¬ 
gimeute verwundet. 
Als nun die Franzosen über den Inn gesetzt, und diesseits festen Fuß ( 
gefaßt hatten, sah sich General von Dedovich genöthiget, seine Position nm Schär¬ 
ding auszugeben, und mit seinen wenigen Bataillonen, darunter drei von der Land- 
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