Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

sturme zu besprechen. Während dieses seines Aufenthaltes zu Schärding machte 
der Kaiser verschiedene Ausflüge zu Pferde, und zwar zu der damals im Bau 
begriffenen Rotbrücke; nach Brunnenthal, wo er sich ein Glas Wasser vom Heil¬ 
brunnen reichen ließ; am 18. April nach Kohlbruck im Neuburger Walde, um von 
dort aus die Lage der Festung Oberhaus zu besehen, nach Subeu und am 24. April 
nach Reichersberg, um die dortigen großen Militärspitäler zu besichtigen. 
Nach dem Uebergange der österreichischen Hauptarmee über den Inn waren 
die Landwehr, und einige andere Linientruppen an den Inn vorgerückt, theils, um 
die Gränze zu decken, theils auch, um sich der bayerischen Gränzorte zu bemächtigen. 
Zum Schutze von Schärding wurden einige Landwehrbataillone und Gränzertruppeu 
unter dem Commaudo des General von Sinzendors postirt. Feldmarschall-Lieutenant 
von Dedovich dagegen rückte mit einer Division vom Infanterie-Regimente Mitrowsky 
und einem Theile der Landwehre gegen Passan vor, und näherte sich, unter Be¬ 
günstigung eines dicken Nebels so unvermerkt dieser Stadt, daß er selbe, ohne einen 
Schuß zu thun, schon am 10. April 10 Uhr Vormittags, in seiner Gewalt hatte; 
die Feinde retteten sich in das Oberhaus; von Dedovich ließ nun diese Festung durch 
das 4. Landwehrbataillon des Traunkreises, durch 4 Bataillone des Mühlkreises 
und eines vom Jnnkreise einschließen, und auch ein Gränzerregiment stellte er hin. 
Aber es fehlte noch an Belagerungsgeschütz, das erst später anlangte, worauf dann 
auf dem Riß und auf dem Fuchsberge Schanzen aufgeworfen und ant 20. April 
Trenchern eröffnet, und auch auf dem Maria-Hilf-Berge Batterien aufgeworfen 
wurden. Auch bei Schärding sollte ein Brückenkopf angelegt werden, und es mußten 
ant 15. April auf Befehl des General von Dedovich 1600 Arbeiter durch die Stadt 
Passau hieher gestellt werden.1) Doch diese Arbeiten und Operationen mußten in 
wenigen Tagen eingestellt werden, weil die Nachricht einlangte, daß die österreichische 
Hauptarmee zum Rückzüge nach Böhmen genöthiget worden sei. Anfangs schien man 
dieser Nachricht keinen Glauben beimesseu zu wollen; denn ant 23. April ward der 
Gastwirth zum grünen Engel in Passau, weil er von Regensburg kommend die 
Nachricht vom Siege der Franzosen über die Oesterreicher bei Abensberg und Eck¬ 
mühl nach Passau überbracht hatte, gefangen nach Schärding abgeführt.2) In der 
That war es nach dem Ausmarsche der österreichischen Hauptarmee nach Bayern 
anders gekommen, als man es erwartete; Wohl hatte dieselbe am 16. April den 
Itebergang über die Isar erzwungen, während die Avantgarde München besetzt hatte. 
Zu gleicher Zeit hatten sich die Tiroler unter dem muthigeu Sandwirthe 
Andreas Hofer freigeschlagen, und Erzherzog Johann siegte in Italien über die 
Franzosen. 
Nun aber war Kaiser Napoleon mit vielen Truppen bei der Armee in 
Bayern erschienen, und es Begattn nun der große Kampf, oder vielmehr der fünf¬ 
tägige Feldzug gegen die Oesterreicher. Napoleon warf sich zuerst mit llebermacht 
auf den linken Flügel der Oesterreicher unter General Hitler, überwand thu in 
i) und 2) Dr. Alexander Erhardt's Geschichte der Stadt Passau. II. Theil, S. 307.
	        
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