Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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im Februar 1809 wurde eine zweite Heu- und Haferlieferung zu 133.982 Metzen 
Hafer und 96.000 Zentner Heu ausgeschrieben; hiezu kamen noch die Lieferungen 
von Brodportionen in die Berpflegsmagazine. 
Bereits im Monate Februar 1809 zogen mehrere kaiserliche Regimenter 
im Jnnkreise zusammen; am 27. Februar rückte das Infanterie-Regiment Klebäck 
in Schärding ein, welchem immer andere Truppenkörper folgten; neben den nicht 
endenwollenden Brot-, Hafer- und Heulieferungen wurde die Quartierlast immer 
größer; mancher sogenannte Viertelbauer hatte 30—40 Mann nebst einer Anzahl 
Pferde; in Schärding, wo es von Soldaten aller Waffengattungen nur wimmelte, 
hatte der untere Bier-Peyrer in den ersten Tagen des April 600 Mann im Quar¬ 
tiere; denn es war damals auch die übrige, im Lande ob der Ens eantonirende 
Armee in mehreren Colonnen an den Inn vorgerückt, so daß am 9. April nicht 
weniger als 130.000 Mann an der Gränze standen, welche in der Nacht vom 
9.—10. April zu Braunau, Obernberg und Schärding nach Bayern einrückten. Am 
10. April erfolgte die Kriegserklärung an Frankreich. Wer diese endlosen Züge 
von Infanterie, Kavallerie, von Geschützen und Wagen aller Art über den Inn 
hinaus marschiren gesehen hatte, der konnte sich damit trösten, daß eine so unge¬ 
heure Rüstung denn doch nicht erfolglos bleiben würde. Ueberdieß war die Pro¬ 
klamation des Erzherzogs Karl, als Generalissimus der Armee an allen Ecken 
angeschlagen, und ermnthigte alle Herzen durch den hieraus hervorwehenden mnthigen 
kriegerischen Geist; sie war an die deutsche Nation gerichtet, und wer da las: 
„Unsere Sache ist die Sache Deutschlands; seyd unserer Achtung werth! nur der 
Deutsche, der sich selbst vergißt, ist unser Feind!" der mußte hoffen, daß dieser 
Aufruf zur Einigkeit nicht werde überhört werden; aber er verhallte fruchtlos! 
Auch dieses Mal sollten sich die patriotischen Hoffnungen nicht erfüllen; 
denn Napoleou's Stunde war noch nicht gekommen; zum dritten Male sollte Oester¬ 
reich der Uebermacht des Feindes erliegen, unter dem Drucke des feindlichen Ueber- 
nlnthes seufzen! 
Am 9. April war Kaiser Franz selbst nach Schärding gekommen, und 
verweilte daselbst bis zum 25. April, um vou hier aus den Gang der Kriegs¬ 
ereignisse zu beobachte», und überhaupt der Armee näher zu sein.') Der Kaiser 
hatte während seines Hoflagers sein Absteigqnartier in dein damals Leopold 
Peyrer'schen Weingasthause, Nr. 54, genommen, und dort die Aufwartungen der 
Militärs, der kaiserlichen Beamten, des städtischen Magistrates und auch der Schul¬ 
kinder huldvollst entgegengenommen; auch die beiden Tiroler, Andreas Hofer, Sand¬ 
wirth im Passeyer-Thale, und Josef Speckbacher, kamen während dieser Tage nach 
Schärding, vermuthlich um mit dem Kaiser die Maßnahmen zum Tiroler Land- 
i) Das französische Bulletin vom 30. April sagt: „Kaiser Franz sei von Wien nach 
Schärding abgereiset, eine Position, die er gerade deswegen ausersehen hätte, um nirgends zu 
sein, weder in seiner Hauptstadt, um seine Staaten zu regieren, noch im Lager, wo er nichts 
genützt, und nur gestört hätte,"
	        
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