Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Am 15. November ordnete Napoleon von Schönbnmn aus eine neue Ver¬ 
waltungsorganisation für Oesterreich an. Ober und unter der Ens wurden unter 
einen Generalgouverneur und Generalintendanten gestellt, und in fünf Kreise ein¬ 
getheilt, welchem jedem ein Commandant und Intendant vorgesetzt wurde. Außerdem 
wurden fünf Colonnen und ebenso viele Commissionen gebildet, welche Rnhe und 
Sicherheit herhalten sollten; denn durch die hinter dem Rücken der Armee vagireudeu 
Marodeure hatte die Unsicherheit auf dem Lande überhand genommen; zur Herhal¬ 
tung der Sicherheit auf den Landstraßen und der öffentlichen Ruhe wurde noch 
eine Landes - Gensdarmerie errichtet. Das Gouvernement über den Braunauer-Kreis 
— Jnnviertel — überließ Kaiser Napoleon dem Generalgouverneur Lanriston selbst, der 
während der kältesten Jahreszeit Hunderte von Schanzern nach Braunau stellen ließ. 
Obwohl dem Lande bedeutende Kontributionen nachgesehen wurden, so mußte 
Oberösterreich doch 10,000.000 Franken, d. i. 3,867.187 Gulden in Conventions¬ 
münze zahlen, und die oberösterreichischen Stände waren gezwungen, ein freiwilliges 
Kriegsdarlehen auszuschreiben. Die fortwährenden Kriegslasten, die höchst bedeutenden 
Lieferungen aller Art, die Erhaltung und Verpflegung der französischen Armee und der 
Militärspitäler, die alten Schulden, forderten eine große Deckung. Aus diesem Grunde 
sielen auch die Baukozettelu bedeutend im Werthe; man forderte Agio, oder wollte 
sie nicht zu ihrem vollen Nennwerthe anerkennen. 
Die Gegend um Schärding und am Juu hinauf war während der ganzen 
Zeit der Invasion mit Franzosen und Bayern aller Waffengattungen überflnthet. 
Für Schärding betrugen die Kriegsnnkosten dieser Periode 80.844 Gulden. Laut 
eines Berichtes aus Schärding nach Linz heißt es: „Viele haben Vieles, manche 
Alles verloren!" 
Um das Land vor den ferneren Kriegsdrangsalen zu bewahren, entschloß 
sich Kaiser Franz zum Frieden, wiewohl mit großen Opfern, und dieser Friede 
wurde am 26. Dezember 1805 zu Preßburg abgeschlossen. Oesterreich verlor alles, 
was es in Italien besaß, dann Tirol und die Vorlande, erhielt aber Salzburg 
und Berchtesgaden; Erzherzog Ferdinand wurde dafür mit Würzburg entschädigt. 
Napoleon wurde als König von Italien, die Churfürsten von Bayern und Würtem- 
berg als Könige anerkannt. Der Friedensschluß mußte auf Befehl der Regierung 
mit festlichem Gottesdienste gefeiert werden. 
Im Jänner 1806 räumten zwar die Franzosen Wien und Niederöster¬ 
reich; aber für das Land Oberösterreich, das bisher schon unter dem Drucke der 
feindlichen Standquartiere zu seufzen hatte, begann nun die Plage der Einqnar- 
tirnngen, der unerhörten Forderungen und der verschiedenen Excesse durch den 
ganzen Monat Februar. Im März begann der Abmarsch der Franzosen aus dem 
Lande, und am 6. März war das Jnnviertel frei vom Feinde; nur die Festung 
Braunau blieb bis zum 10. Dezember 1807 im Besitze der Franzosen. Die öster¬ 
reichischen Truppen bezogen bald wieder ihre Friedensqnartiere in den verschiedenen 
Kasernen und Gegenden des Landes. 
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