Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Tod abgegangen. Ihm folgte, weil er keine ehelichen Erben hinterließ, sein nächster 
Agnate, Herzog Max Josef von Zweibrücken im Besitze der bayerischen Stamm¬ 
länder und in der Churfürstenwürde. Dieser, unter dem Einflüsse seines französisch 
gesinnten Ministers Montgelas, fand es für gerathener von der bisherigen Politik 
seines Vorfahren abzuweichen, und sich mehr an das siegreichere Frankreich anzu¬ 
schließen, und fürwahr, er machte hiebei eine gute Rechnung in Hinsicht auf Ent¬ 
schädigung und entsprechende Vergrößerung seiner Lande. 
Fast gleichzeitig mit der Säcnlarisation der Hochstifte begann auf Ver¬ 
anlassung des religions- und kirchenfeindlichen Ministers Montgelas/ in Bayern der 
Klostersturm und die Aufhebung sämmtlicher Stifte, Abteien, Manns- und Nonnen¬ 
klöster, selbst der Mendikantenklöster; denn die Kutte war damals ein verhaßtes 
Ding! So fielen unter anderen auch die Stifte: St. Nicola, Formbach, Fürsteuzell, 
St. Salvator, Aspach der Auflösung anheim, die im Jahre 1803 an ihnen voll¬ 
zogen wurde. 
Während dieser Begebenheiten nach Außen war Schärding am 29. April 
1801 von einer Feuersbrunst heimgesucht worden, welche insoweit noch glücklich 
ablief, als nur vier Häuser in der unteren Stadt — Nr. 151, 152, 153 und der 
Frankingerhof Nr. 154 — eiu Raub der Flammen geworden waren. 
Indessen waren auch die Lebensmittel in den Preisen bedeutend hinauf¬ 
gegangen; im Jahre 1802 kostete der Schäffel Weizen 30 Gulden, Roggen 27 bis 
29 Gulden, Gerste 17 bis 18 Gulden, das Pfund Rindfleisch 12 Kreuzer Reichs¬ 
währung. 
Sonst aber flössen die Jahre von 1801 bis 1805 für Oesterreich in Ruhe 
ntti) Frieden dahin, und das Land konnte sich ungeachtet der Erhöhung mancher 
Steuern und Abgaben bedeutend erholen. 
Währenddem vollzogen sich zwei Ereignisse weltgeschichtlicher Bedeutung: 
Am 10. Mai 1804 ließ sich der erste Eousul Napoleon Bnouaparte zum Kaiser der 
Franzosen ausrufen, vom Papste Pius VII. krönen und falben; am 10. August 
desselben Jahres erklärte sich hingegen durch ein Pragmatikalgefetz der römisch-deutsche 
Kaiser Franz II. als Erbkaiser von Oesterreich, unter dessen Szepter alle Erbstaaten 
des Hauses Habsburg vereiniget wurden, unb nun das Kaiserthum Oesterreich bildeten. 
Diese Friedenszeit war leiber von keiner langen Dauer; Napoleon verletzte 
im Gefühle seiner Macht, bie Rechte verschobener Staaten unb ihre Besitzungen, 
hanbelte überallhin willkürlich und gewaltthätig. So bildete sich nun ein neuer 
Bund gegen den Gewalttätigen zwischen Oesterreich, England und Rußland; es 
wurde von allen Seiten stark gerüstet. Die k. k. Truppen rückten ans Böhmen 
nach Oberöfterreich, und bezogen im August 1805 auf der Welfer-Haide ein Lager; 
aber man dachte noch nicht an den so nahen Ausbruch des Krieges. Auch im Juu- 
viertel lag verschiedenes Militär im Onartiere, und au der Festung Braunau wurde 
stark gearbeitet. 
Mit 1. September wurde die Armee ans den Kriegsfuß gesetzt und plötzlich 
an den Inn vorgerückt. 
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