Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Rathhausglocke gemacht hätten, und den Bürgermeister Achenschachner anderer 
Sachen halber, vornehmlich, daß er einige alte Kleinodien in alium usum trans- 
ferirt habe. 
C) Der dritte Generalpunkt von den geistlichen Sachen 
betrifft die Disciplin, oder vielmehr den Ungehorsam und 
die Unordnung, über welche von beiden Seiten, von den Seelsorgern, wie 
von den Zuhörern geklagt wird, und in specie: 
Ueber das Fleischessen, über den Unfleiß im Gottesdienstbesuche, über das 
Lesen und Halten verbotener ketzerischer Bücher, über leichtfertige und lästerliche 
Reden gegen die Frauen - Bruderschaft und gegen die Geistlichen, den schlechten 
Respect, die Rechtfertigung und Verachtung derselben, über das Kaufen und Ver¬ 
kaufen an Sonn- und Feiertagen, über die Nachlässigkeit in der Abforderung des 
jährlichen Glaubensbekenntnisses von den jungen Bürgern, über den Verdacht in 
der Religion, über des Pfarrers Unbescheidenheit und Ungeschicklichkeit im Predigen 
und Singen der Aemter, desselben und der Kooperatoren Uneinigkeit und ihre stete 
Verwechslung und letztlich über der Geistlichen und Weltlichen gegeneinander ge¬ 
tragene üble Affektion und bittere Stimmung. 
Hinsichtlich des Fleischessens war dieses vor Pfarrer Eisenmanns Zeiten 
ein bei den Rathsgliedern und anderen Bürgern eingerissener Misbrauch; bei der 
anbefohlenen, unversehens geschehenen Visitation wurde bei allen Rathspersonen 
— Niedermayer ausgenommen — wie bei dem Stadtschreiber, Fleisch gefunden 
und bei strenger Visitation würde man noch an vielen Orten des Fleisch -Speifens 
gewahr werden?) 
Der Pfarrer klagt über den Unfleiß im Gottesdienstbesuche von Seite der 
Rathsvcrwandten, — Bürgermeister Achenschachner ausgenommen, der fleißig und 
an Sonn- und Feiertagen beiwohnt — besonders des Wibmperger, Weihmörtinger 
und des Stadtschreibers, der das Jahr hindurch kaum zwölf ganze sacra, d. i. heilige 
Meffen, hört; beim Umgange am Donnerstage erscheinen ans dem Rathe selten 
über vier oder sechs Personen; die übrigen Bürger seien ziemlich fleißig. 
Dagegen entschuldigen sich die Rathspersonen mit dem, daß sie nach Er¬ 
halt eines Verweises von Seite des fürstlichen Rathes und Rentmeisters zu Burg- 
Haufen, seither unfleißiger geworden, daß die des äußeren Rathes fast alle Handels¬ 
leute, daher selten bei Hans seien, zum Theile auch, daß jetziger Pfarrer sie in feinen 
Predigten schmählich antaste, und sie junge Fratzen, und s. v. „Rotzmäuler" ge¬ 
scholten habe. 
i) Zur Abwehr des Fteischessens, fügen die (Kommissare in ihrem Gutachten bei, mögen 
durch den Land- und Stadtrichter unversehens Heimsuchungen bei den Rathsverwandten und den 
Bürgern von Zeit zu Zeit vorgenommen werden, und man würde hiebei auch den ketzerischen 
Büchern dahinter kommen. Neben dem sollten sie ernstlich gemahnt werden, daß sie die jährliche 
Religionspflicht leisten, im Gottesdienstbesuche ihren Bürgern ein gutes Exempel geben, und sie 
zu ebenmäßigem Fleiß anhalten, sich auch aller Echtmyf* und Schmähreden zu enthalten, und 
die Priester besser zu respectiren. 
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