Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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(Leopold II.) inständigst um Aufhebung der neuen Grundsteuer, deren Einführung in 
allen Ländern allgemeinen Unwillen erregt hatte; die Kaiserin Maria Theresia hätte 
versprochen, die Dominien und Landsassen bei ihren atten Rechten und Freiheiten zu be¬ 
lassen, und sie hätten auf dieses Versprechen hin zu Braunan die Huldigung geleistet, 
und den Eid der Treue abgelegt; unter den verschiedenen Beschwerdepunkten, die sie mit 
dieser Bitte vorbrachten, klagen sie auch: „Die neue Tranksteuer sei geradezu un¬ 
leidlich; ehedem seien 23 Brauereien zu Schärding und Braunau gewesen, jetzt aber 
gehe eine nach der anderen ein; die Bräuer bekämen keine Wirthe mehr aus Bayern, 
und die Gäste würden nicht über die Gränze gehen, um theueres Bier zu trinken, 
wenn dem so, finde der Bauer für seine Gerste keinen Absatz; dieser Uebelstand sei 
jetzt schon fühlbar; früher hätte man auf dm Wochenmärkten zu Schärding, Ried 
uud Braunau 100.000 Gulden umgesetzt, jetzt kaum 10.000 Gulden. 
So vernarbten lange die Wunden der Trennung nicht; erst die gemein¬ 
samen Leiden der Invasionen hefteten das Jnnviertel stärker an die übrigen Erb- 
lande der Dynastie der Habsburger. 
Aus der Zeit Kaiser Josefs II. rühren die freieren, verderblichen Gesin¬ 
nungen, Spott uud Hohn über Religion und Kirche, Materialismus und Unsittlich- 
feit, entsprossen aus einer gottverlängnenden Philosophie und falschen Aufklärung, 
die kein erfreuliches Gefolge hatten. „ , 
In den Jahren 1784—1785 garnisonirten in den Stadtkasernen zu Schärding 
das Tillier'sche und das Steiner'sche Regiment. 
Im Jahre 1785 ertheilte das passauische Kastenamt Schärding dem Jakob 
Steininger, Schneider bei St. Florian, die Befugnis, Weiß- und Braunbier zu 
schönten; das Landgericht Schärding inhiöirte jedoch diese Befugnis; weil denn aber 
das Bedürfnis einer eigenen Schänke bei der Pfarre St. Florian sich fühlbar 
machte, so erbaute der damalige Feldwirth zu Schärding Martin Mühlthatcr auf 
feinem Grunde bei St. Florian ein Schänkhäuscheu, und bestellte den vorgenannten 
Schneider Jakob Steininger als Schankpächter; deßhalb entstand damals der Spitz¬ 
name: „Wirth zum Geisstutz"; das jetzige Gasthaus wurde im Jahre 1860 
neu erbaut. , r , , 
In den Jahren 1786 und 1787 hatte der Jnnstrom dreimal eine außer¬ 
ordentliche Höhe erreicht; ant 26. Juni 1786 war das Wasser fast 36 Fuß über 
das Normal - Niveau gestiegen; der auf einem steinernen Unterbau gesetzte Brücken¬ 
stadel wurde abgehoben und fortgerissen, die Jnnbrücke zu Paff au zerstört. Daß 
diese Wasserflut!), welche in der Stadt bis zum Hause Nr. 127 hinaufreichte, und 
sich weithin über die Niederungen des Pram- und Rotthales ergoß, empfindlichen 
Schaden an Gebäuden, hinweggeriffenen Grundstücken, an den vernichteten Saaten 
und Früchten herbeigeführt habe, ist einleuchtend; dem damaligen Feldwirthe zu 
Schärding riß das Hochwasser seine oberhalb des Grünthales an den Uferleiten 
gelegenen Grundstücke fast gänzlich hinweg, und verlor durch die veränderte Richtung 
des Nauwaffers seine große, ans Wiesen, Weiden nnd Niederwald bestehende ^jtinait 
an Bayern; in gleicher Weise wurde die oberhalb des Kapuziner-Schänzels am
	        
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