Volltext: Wünschelrute [360/361]

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nosel Aymar entdeckte übrigens später auf ähnliche Weise 
auch noch einen bei dem Generalleutnant Garnier began— 
genen Diebstahl. Nach den vorliegenden Berichten wird 
man weder annehmen können, daß es sich bei Aymar um 
einen Zufall handelt, noch wird man die von hervor—⸗ 
ragenden Zeugen beglaubigten Berichte, die damals 
enormes Aufsehen erregten, für Lüge oder Phantasie 
halten können, zumal sich diese Beschreibungen ganz mit 
dem decken, was uns aus Abessinien von verschiedenen 
Forschern unabhängig voneinander über „Lebascha“ be— 
richtei worden ist. Wenn die Berichte über die „Lebascha“ 
nicht vorlägen, könnte man vielleicht auf den Gedanken 
kommen, der von Aymar gefundene Mann sei gar nicht 
der Täter gewesen, und es sei ihm nur durch mittelalter⸗ 
liche Inquisitionsverfahren ein Geständnis abgepreßt 
worden. Dann müßte man aber zugleich annehmen, daß 
alle Zeugen geirrt hätten, die ihn auf seinem langen Wege 
zwischen Tatort und Ort der Ergreifung gesehen hatten. 
Dagegen spricht ferner die Tatsache, daß Aymar in einer 
Kaserne unter sehr vielen Personen sofort diejenige fand, 
die erst ganz kurze Zeit dort war. Die Möglichkeit des 
Gedankenlesens und der Gedankenübertragung scheint 
bei Verfolgung des Weges ausgeschlossen, da Aymar von 
niemandem begleitet wurde, der den Weg der Verbrecher 
hätte kennen können. Zugunsten Aymars spricht die 
Tatsache, daß ganz ähnliche Fälle als Wirkung des soge— 
nannten „Hellsehens“ von verschiedenen Somnambulen 
berichtet worden sind, auch in der ärztlichen Literatur. 
Als unmöglich kann der Fall also nicht von vornherein 
bezeichnet werden, höchstens als ungewöhnlich. Über die 
fruͤher vielfach amtlich und gerichtlich angewendete Auf—⸗ 
suchung von versunkenen Grenzsteinen durch Rutengänger 
siehe Dr. G. Rothe, „Die Wünschelrute!“ S. 11 Rivinus, 
Leipzig 1705 und 1749; Beck, „Jractatus de jure 
liminum“. Nürnberg und Frankfurt 1739, und „Zeit-— 
schrift für Vermessungswesen“ 1907. 
Wohl allen Gegnern der Wünschelrute, die den Fall 
Aymar bespöttelt haben, ist es unbekannt gewesen, daß 
in der anerkannten medizinischen Literatur und auch in 
anderen glaubwürdigen Berichten nicht nur vereinzelte,
	        
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