Volltext: Polizei-Humoresken [35/36]

Das verausgabtie Falsifikat. 
Polizeiagent Schützner hatte kein besonderes Spezial— 
gebiet kriminalistis cher Betätigung gewählt. Er war so eine 
Art „Maͤdchen für alles“, nicht so wie die meisten andern seiner 
Kollegen, von denen der eine sich ganz besonders für die Ver— 
folgung und den Fang von Taschendieben ausgebildet hatte, 
der andre wieder sein ganzes Können darauf verwendete, 
möglichst viele Einbrecher dieser Art des Erwerbens zu ent— 
ziehen und ihnen möglichst häufig und möglichst lange Auf— 
enthalte in Strafanstalten zu verschaffen, vein aus Menschlich— 
keitsgefühl, wie Agent Hickl beispielsweise sagte, um den 
Rittern vom Stemmeisen eine Erholungszeit in der nicht so 
ganz mühelosen Arbeit des Einbrechens zu gewähren. Polizei— 
agent Schützner hatte eigentlich nie Gelegenheit gehabt, sich für 
einen Spezialzweig auszubilden. Lange Jahre hindurch war er 
bei verschiedenen Kommissariaten zugeteilt gewesen, als der 
richtige Polizeiagent für alles, der jetzt im Meldeamt nach— 
schlagen und gleich darauf wieder den Widerruf eines alten 
Steckbriefes aus einem Polizeianzeiger heraussuchen mußte, 
der beine Gelegenheit hatte, sich besonders schöne und interessante 
Fälle zur Bearbeitung zu wählen, sondern der alle die wenig 
weltbewegenden Vorgänge mitnehmen mußte, die der Tag 
oder vielmehr die Stunde des Kommissariatsdienstes brachte. 
Als er dann in das Polizeiagenteninstitut und in das Sicher— 
heitsbureau einberufen wurde, da war er schon ein ziemlch be⸗— 
jahrter Knabe, da war es für ihn schon zu spät, neu zu lernen, 
sich Spezialkenntnisse anzueignen. Er konnte ihrer aber wohl 
entraten, denn wenn auch kein überragendes Genie, so war er 
doch wohl vielseitig verwendbar. Selbständige Ideen hatte er 
wohl keine, sondern er konnte nur in vollkommen verläßlicher 
und sklavisch befolgter Weise das ausführen, wozu er direkt 
beauftragt war, und auch das nur dann, wenn sich ihm nicht 
plötzlich ein unvorhergesehenes Hindernis entgegenstellte. Er 
war eben ein „Mechaniker“, und kein „Kopfarbeiter“, wie sich 
einmal sein alles bespöttelnder Kollege Hoppler über ihn 
geäußert hatte. 
Erst wenige Tage waren vergangen, seitdem Polizeiagent 
Schützner sich beim Kommissariat Favoriten abgemeldet und 
seine neue Diensteszuteilung beim Vorstand des Sicherheits— 
bureaus angemeldet hatte, als er durch den diensthabenden
	        
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