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wir dann ursprünglich leben? Wie soll dann daraus 
etwas Schöpferisches. hervorgehen? a 
Mit der Unbefangenheit muß sich aber die Unmittel- 
barkeit. des empfangenden und keimenden Lebens ver- 
binden. Das reflektierende Betasten und erkenntnis- 
lüsterne Analysieren und Ausbeuten unsrer Eindrücke, 
das ihnen gar keine Zeit läßt, in unserm geelischen 
Empfinden zu gären, ist ein zur Methode ‚erhobenes 
Verbrechen gegen das keimende Leben. Das war ein 
Grundzug des geistigen Lebens im Zeitalter des 
[Atellektualismus und ist es noch jetzt. Nicht nur, daß 
man alles in Kategorien ordnet, was gerade das Eigen- 
tümliche, Neue und Seltsame verwischt, ‚alles in Be- 
griffe faßt, wodurch das: Unsagbare verloren geht, und 
alles auf Formeln bringt, womit man das Erregende 
des. Eindrucks beseitigt, sondern man ‚spinnt auch die 
Erlebnisse so in Gedanken ein, daß sie darin ersticken. 
So geht.die Welt der Wirklichkeit immer wieder unter 
in der Welt der Gedanken; und die Lebensäußerungen 
entspringen nicht unmittelbar aus dem Quelleben der 
Seele, ‚sondern werden ausgedacht, sorgsam überlegt 
ind umständlich ins Werk gesetzt.: Auf diese Weise 
gehen nicht Schöpfungen‘ aus den‘ Erlebnissen ‘hervor, 
sondern Machwerke. Wer weiß denn heute, außer den 
Kindern, noch etwas von. unmittelbaren Klarheiten und 
Antrieben, > die aus ‚ursprünglichen Eindrücken en(t- 
springen, geschweige von der aquellenden Kraft, welche 
Lebensansprüche in ‚uns auslösen, wenn ihre HEr- 
regungen nicht. durch: unsre Reflexionen gelähmt 
werden! Wer weiß, daß lebendiges Verständnis nicht 
gelehrt, sondern nur durch unmittelbare. Berührung 
mit‘ ‚dem Gegenstand erzeugt werden kann, daß man 
weder sich noch andern etwas klar machen kann, 
sondern alles von selbst werden muß, daß alles, was 
man. ‚sich: -ausdenkt, nicht Wahrheit ‚ist, sondern nur 
ein Hirngespinst, daß-es Fortschritte der Erkenntnis 
aur auf Gründ von Fortschritten der Erfahrung’ gibt! 
Die‘ Frucht des‘ Intellektualismus ist der phanto- 
matische Charakter des geistigen Lebens mit dem Zwie- 
apalt zwischen dem Wahn in uns und der Wirklichkeit