Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

stimmung . von: Natur etwas Ganzes. Wir-‘werden es 
also niemals durch Aneignung von Fremdartigem und 
Ungehörigem, sondern ausschließlich durch Entfaltung 
und Vollendung: des Gegebenen. 
‚Die andere ‚Seite dieser Pflicht zur ‚Treue ist. der 
Gewinn an Zeit, und Kraft, wenn wir auf die vergeb- 
lichen Versuche verzichten, uns etwas anzueignen, was 
uns nicht gegeben ist oder gegeben wird. Wir werden 
dann nie mehr der Versuchung erliegen, die so viele 
Arbeit.an sich selbst zur Unfruchtbarkeit und Verkehrt- 
heit verdammt, daß man Stücke anderer Eigenart auf 
sich selbst zu übertragen und an sich selbst nachzu- 
bilden‘ sucht. Welche Verkümmerungen und Verbildun- 
gen entstehen. dadurch, daß sich die Menschen immer 
auf fremde ‚Leistungen schlagen und nach fremden 
Maßen messen! Es gibt für menschliches Wesen keine 
allgemein gültigen Vorbilder. Es gibt allgemein gültige 
Tatsachen der Natur und allgemein gültige Gesetze des 
Werdens und rechten Verhaltens, aber es gibt keine 
allgemein gültige Form. Jeder Mensch hat seine eigne 
Gestalt, seinen eigenen Gang, sein besonderes; Be- 
nehmen ‚und seine‘; besonderen , Fähigkeiten. Jede 
Lebensäußerung muß eigentümlich ‚sein. ‚Sonst ist sie 
nicht echt und ‚wahr. Nehmen wir uns aber. nichts, 
sondern leben wir aus dem Gegebenen und lassen das 
Ursprüngliche sich äußern, dann sind wir gegen diese 
Gefahr gefeil: ‘ a 
‘Unsre ganze Arbeit an uns selbst. wird dann nur 
darin bestehen; für die Entfaltung dessen zu sorgen; 
was. in uns keimt und vorhanden ist. Sorgen: wir für 
das Gedeihen des Urechten in uns, dessen in ‚uns, was 
nicht von dieser‘ Welt ist, gegenüber allen Fremd- 
stoffen, mit denen wir durchdrungen sind, und unter 
denen“ unser‘ Eigenstes verschüttet liegt, dann wird 
alles das aus uns, was wir sind und sein können, dann 
werden wir von. der Entfaltung 'der Wahrheit in uns 
von Tag zu Tag überrascht werden. Dann ist nichts 
Unwahres, nichts Gemachtes, nichts Gekünsteltes in 
uns, sondern alles ursprünglich. echt und wahr. 
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