Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

lockend geben, nie und nimmer überwunden werden kann. 
Denn hier ist das quellende, strömende, blühende, unerschöpf- 
liche Leben aus Gott, hier ist die Kraft des wahrhaften 
Glaubens. 
‘Johannes Müllers Lebenswerk ist gewaltig. Es ist 
gewaltig, wenn man die Gedankenfülle seiner Bücher ermißt 
— gie alle strotzen von Leben und leuchten in einer Weisheit, 
die in der feinsten Aphoristik und immer aus der Fülle einer 
überreichen Seele vorgetragen wird — und es ist doppelt 
gewaltig, wenn man an die ungezählten Reden denkt, die 
Müller in Dezennien vor ungezählten Menschen gehalten hat. 
Es gibt kaum eine Frage des persönlichen Lebens, und kaum 
eine ‚der. menschlichen Gemeinschaft, die Johannes Müller 
nicht mit Geist und Klugheit besprochen hätte. Er hat immer 
etwas Gesundes: zu sagen, er erquickt durch die Gradwüchsig- 
keit seiner Anschauungen. . Etwas Stämmiges, im echten Sinn 
Kraftvolles ‚haftet allem an, was von ihm kommt, er, ist 
ein berufener Führer und Berater seines Volkes und zumal 
das junge Geschlecht hat viel von ihm zu lernen. Aber er 
ist jedermann ein wertvoller Freund. . 
Vor ‚genau zehn Jahren durfte ich als Gast Johannes 
Müllers einige Wochen auf Schloß Mainberg verbringen. 
Eine herrliche Jugend aus allen Gauen Deutschlands‘ war auf 
dem. schönen Flecken Erde, oberhalb des Mains versammelt, 
die Mädchen hatten sich Blumen des Frühlings ins Haar ge- 
flochten, Reigentänze wurden am Rasen getanzt und Volks- 
lieder dazu gesungen. Alles war Friede und Freude. Und 
war doch: etliche Wochen vor dem großen Kriege. . Johannes 
Müller führte am‘ Palmsonntag eine Schar junger Leute auf 
eine nahe Anhöhe beim Schloß und stand dort, eine. Weile 
seinen ‚Gedanken hingegeben.. Es galt damals den Abschied 
von Mainberg. Heute, um ein Jahrzehnt —‘der tragischesten 
eines, die der Menschheit: beschieden waren — älter geworden, 
mag er voll Zuversicht in Deutschlands Zukunft schauen. ‘Er 
hat sein Werk auf die Höhe gebracht — (man darf das Wort 
hier buchstäblich nehmen, denn Schloß Elmau liegt hoch!) — 
und darf das friedengebende Bewußtsein eines Mannes: haben, 
der ‚sein Leben einer. erhabenen Aufgabe treu dienend unter- 
warf: der. erhabenen Aufgabe ‘der Erziehung des‘ Menschen 
zum Menschen: