Volltext: Die Religion im Weltkrieg

bis zur Stunde noch nicht löschte. Rann Gott den Rrieg so lange dul¬ 
den, so wollen wir ihn auch dulden. 
Und doch verstehe ich es und finde es recht, Ramerad, daß du in 
bangen Rächten nach dem Kriedenssterne ausschaust, sehnsüchtig wie 
die Weisen des Morgenlandes, die auf den Ausgang des Sternes aus 
Zakob warteten. Ls ist ja kein Rrieg mehr, es ist ein Morden! Du 
müßtest kein Mensch und kein Christ sein, du müßtest nicht das tiefe 
deutsche Gemüt besitzen, wenn deine Seele nicht zerrissen wäre von all 
dem Menschenleid, von all dem Wüten und Zerstören, das sich vor deinen 
Augen und unter deinen Händen abspielt. Auch den Raiser, der den 
Rrieg nicht wollte, der lieber den feinden einige Tage Vorsprung in 
der Mobilmachung ließ, als daß er die Kriedensversuche vor einem 
Zahre einstellte, auch ihn hat das Rriegsleid weiß gemacht, und fein 
Antlitz ist das ernsteste der Welt geworden. — Das Bluten eurer 
Seelen ist ein Teil von jenem Schmerze, der dem Heiland die bittern, 
bittern Tränen auspreßte, als er vom Dlberg herab im Geiste in das 
brennende Zerusalem hineinschaute und das Zammergeschrei der Krauen 
und Rinder, der Sterbenden und Verwundeten vernahm. Wird es 
nicht bald Kriede? Hört das Menschenschlachten denn noch nicht auf? 
So oft dieser Schrei aus dem Kelde mein Dhr erreicht, spreche ich er¬ 
schüttert: „Du frommes deutsches Herz!" Lhrt diesen heiligen Schmerz 
auch ihr, Keinde, die ihr unsere Soldaten Hunnen und Barbaren, 
Mörder von Krauen und Rindern und Priestern, Schänder und Zer¬ 
störer von Rirche und Tabernakel nennt! Und ich weiß, Ramerad, wie 
das Heimweh tut und wie die Sehnsucht nach den Lieben mit jedem 
Monat heißer brennt. Laß deinen Ruf nach dem Krieden nur zum 
Himmel steigen! Zedes Gebet um Krieden, das aus reiner Seele 
kommt, tut dem Herzen Gottes eine heilige Gewalt an, daß er seinen 
Krtedensbogen früher in den Wolken erscheinen läßt. Denn auch das 
Gebet der Gerechten ist von Lwigkeit her aufgenommen in Gottes 
Ratschlüsse über Dauer und Lnde des Välkerkrieges. Und vereinige 
dein Klehen mit der Kürbitte, die unser göttlicher Mittler, der 
Kriedensheiland Zesus Christus, zum Throne seines Vaters dringen 
läßt: täglich und stündlich erhebt er feine durchbohrten Hände um 
Krieden für die Rümpfenden und die Welt. Der Ratholik weiß, daß 
jeden Morgen in der heiligen Messe, wenn das Gebet des Herrn ge¬ 
sprochen ist, die Bitte um den Krieden kommt. Da rufe, geistig oder 
100
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.