Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

ten, die für Sicherheit, Ruhe und Ord¬ 
nung gesorgt hätten, wie jetzt etwa die 
Bezirkshauptmannschaften, keine niede¬ 
ren staatlichen Gerichte und keine staat¬ 
lichen Steuerbehörden. Alle Aufgaben 
dieser Aemter besorgten im wesentlichen 
die Grundherrschaften, sie übten die 
Schutzhoheit (Vogtei genannt), die Ge¬ 
richtsbarkeit und Steuereinhebung aus 
und genossen dafür wieder mannigfache 
Einkünfte (Gilten); besonders den Vogt¬ 
dienst und die Gerichtsgefälle. Doch sind 
einzelne Befugnisse im Laufe der Zeit 
vielfach von der ursprünglichen Grund¬ 
herrschaft an andere veräußert worden. 
 
Putzleinsdorf (Ort und Urbaramt) 
stand anfangs nach allen Beziehungen 
ganz unter der Herrschaft Falkenstein, 
von der es gegründet worden war. Das 
geschlossene Hauptgebiet dieser Herr¬ 
schaft, dessen Grenzen bereits angegeben 
wurden, war für die Verwaltung in 
zwei herrschaftliche Aemter geteilt, in 
das Hofamt um Falkenstein und das 
Amt Hamet. Zu diesem gehörten auch 
einige Güter der heutigen Pfarrei Putz¬ 
leinsdorf, nämlich zwei Häuser in Krien 
(heute Kehrer und Mayr), die beiden 
Bauerngüter in Brandstatt und das 
Hainergut. Mit der Vogtei, Gerichts¬ 
barkeit und Steuerleistung blieben auch 
der Ort und das Urbaramt Putzleins¬ 
dorf bis 1848 unter der Herrschaft Fal¬ 
kenstein. Aber mit der Grund untertä¬ 
nigkeit kamen beide jedenfalls noch vor 
1217 an das Bistum Passau, das sie 
wieder dem Frauenkloster Niedernburg 
in Passau überliefe. Dieses Nonnenstift 
hatte überdies um Landshaag, gegen¬ 
über Aschach Besitzungen, in Lands¬ 
haag war auch der Verwalter. Darum 
finden wir in Aufzeichnungen der spä¬ 
teren Zeit die Herrschaft Niedernburg 
auch geradezu als Herrschaft Landshaag 
bezeichnet. Das Urbaramt Putzleins- 
dorf blieb unter dieser Herrschaft bis 
1803, der gleichnamige Ort selbst aber 
nur bis 1570, denn am 2. März dieses 
Jahres verkaufte die Aebtissin Kuni¬ 
gunde von Puchberg das Aigen Putz¬ 
leinsdorf an den Freiherrn Georg von 
Herberstein; dessen Erben aber ver¬ 
äußerten den Ort am 7. April 1599 
abermals an Heinrich Salburger. Da 
dieser im Jahre 1605 auch die Herr¬ 
schaft Falkenstein selbst von Kaiser Ru¬ 
dolf II. käuflich erwarb, kam Putzleins- 
dorf in diesem Jahre wieder ganz zur 
Herrschaft Falkenstein, zu der es ur¬ 
sprünglich gehört hatte. Unter den zer¬ 
streut liegenden Gütern dieser Herrschaft 
werden auch ein Gut in Neundling (jetzt 
Berger) und der Passesreiter aufgezählt. 
Die große Bedeutung der Herrschaft 
Falkenstein für Putzleinsdorf und seine 
Umgebung mag es gerechtfertigt erschei¬ 
nen lassen, über deren Inhaber einen 
kurzen Ueberblick anzufügen. 
 
Das hochfreie Geschlecht der Fal¬ 
kensteiner starb wahrscheinlich noch vor 
1217 im Mannesstamme aus und ihre 
Herrschaft kam auf eine noch nicht ganz 
sicher festgestellte Art in den Besitz der 
Wittigonen, die besonders im südlichen 
Böhmen weit ausgedehnte Besitzungen 
hatten. Der bekannteste Sprosse dieses 
Hauses war Zawisch, der sich nach dem 
Tode des Böhmenkönigs Ottokar II. 
(1278) mit dessen Witwe vermählte und 
so Regent von Böhmen wurde. Er 
nannte sich aber auch jetzt noch immer 
wie früher Zawisch von Falkenstein. Nach 
dem Tode seiner Gemahlin geriet er in 
Streit mit seinem Stiefsohn Wen¬ 
zel II. und dessen Schwager Albrecht I. 
von Habsburg. Dieser belagerte 1289 
die sehr feste Burg Falkenstein und 
zwang sie durch Aushungern der Be¬ 
satzung zur Uebergabe. Zawisch selbst 
geriet in die Gefangenschaft Wenzels 
und wurde hingerichtet, die Herrschaft 
Falkenstein behielt aber Albrecht in sei¬ 
ner Gewalt, sie wurde so habsburgischer 
Besitz. 
Die Habsburger behielten jedoch 
Falkenstein nicht ständig in ihrer eigenen 
Verwaltung, sondern verpfändeten die 
Herrschaft wiederholt auf kürzere oder 
längere Zeit an verschiedene Familien 
und verkauften sie schließlich am 10. De¬ 
zember 1605 an Heinrich Salburger. Im 
Besitze der Salburger blieb dann die 
Herrschaft bis zur Aufhebung der 
Grunduntertänigteit überhaupt (1848). 
Hauptsitz der Herrschaft wurde nach dem 
Verfall der Burg Fakkenstein das 
Schloß Altenhof, aber den Namen be¬ 
hielt die Herrschaft trotzdem auch später 
noch nach dem ersten Sitze bei. 
Die Salburger dürften von dem 
Dorfe Salaberg in der Pfarre Oepping 
abstammen, der ursprüngliche Name des 
Geschlechts lautete auch Sallaberger 
oder Salberger. Von dort kam die Fa¬ 
milie nach Hofkirchen, wo der Vater 
des genannten Heinrich Salburger, 
Bartlme Salburger, im Jahre 1532 
als „ersamber Burger" vorkommt. Er 
wurde als Salzbereiter reich und konnte 
schon die Herrschaft Falken stein in Be¬ 
stand, d. h. in Pacht nehmen um eine
	        
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