Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

vom Tabernakel ausgehenden Volute 
knieend) und die stilvollen Reliquienschrei- 
ne, deren sich die Kirche erfreut. Der da¬ 
hinter befindliche Sockel des Altarhoch¬ 
baues weist Felder mit vergoldeten 
Fruchtkränzen, Band- und Netzwerk aus. 
Auf diesem Sockel erhebt sich der soge¬ 
nannte Portalbau oder Triumphbogen, 
denn eine Triumphpforte (porta trium- 
phalis) ist einem solchen Altarbau im 
wesentlichen zugrundegelegt. Rechts und 
links sind je 2 Säulen in Marmornach¬ 
ahmung mit frei gebildeten korinth'schen 
Kapitälen, darüber das dreiteilige Ge¬ 
bälke. Das oberste Gebälkestück, das so¬ 
genannte Gesimse, setzt sich in einem auf¬ 
wärts gerichteten Bogen von einem 
Säulenpaar zum anderen fort. Den Mit¬ 
telraum zwischen dieser Säulenarchitek¬ 
tur nimmt das Hochaltarbild ein, über 
dem in prachtvollem Kapitälen, der Na¬ 
me des hl. Kirchenpatrons, St. Vitus, 
erglänzt. Das Bild selbst weist leider 
einen großen Fehler auf, nämlich den 
der Unklarheit, der besonders durch die 
große Zahl der dargestellten Heiligen 
und Engel verursacht wird. Außer dem 
jugendlichen Kirchenpatron und der von 
ihm gleichsam in einer Vision geschauten 
Gottesmutter mit dem Jesuskinde in¬ 
mitten von Engeln haben auch der hl. 
Josef, die hl. Theresia mit dem ihr Herz 
verwundenden Engel und eine andere hl 
Ordensfrau (vielleicht Johanna Fran¬ 
ziska von Chantal) Platz finden müssen. 
Erklären läßt sich diese Häufung der Fi¬ 
guren wohl nur durch den ausdrücklichen 
Wunsch der Auftraggeber, der gräfli¬ 
chen Familie Salburg, die das Patro¬ 
nat über die Kirche übte und das Ge¬ 
mälde gespendet hat. Mehrere Mitglie¬ 
der der Herrschaft wollten neben dem 
Kirchenpatron unbedingt ihre eigenen 
Namenspatrone auf dem Gemälde an¬ 
gebracht wissen. Für den Maler (wahr¬ 
scheinlich Ruckerbauer aus Sarleinsbach) 
war dadurch die gestellte Aufgabe sehr 
erschwert, und obwohl er dabei kein 
geringes Geschick bekundete, ließ sie doch 
die Anklarheit nicht vermeiden. Ueber- 
dies kommt der Hauptheilige mit dem 
ihm beigegebenen Marterwerkzeug, dem 
Kessel, viel zu wenig zur Geltung. — 
Außerhalb der Säulen stehen die le¬ 
bensgroßen Statuen des hl. Josef (Evan¬ 
gelienseite) und Joachim (Epistelseite) 
Der zweite Teil des Altarhochbaues, 
der sogenannte Aufzug, ist mehr breit 
als hoch. Sein wichtigstes Stück ist auch 
ein Gemälde, das aber nur eine Gestalt 
zeigt, Gott Vater mit ausgestreckter 
 
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Rechten. Rechts und links vom ova¬ 
len Rahmen sind zunächst Rankenorna¬ 
mente in rechteckigen Feldern und nach 
außen hin langgezogene Doppelvoluten, 
die über dem Bilde ähnlich durch ein 
Gesimse verbunden werden wie die 
Säulenpaare des Portalbaues. Auf den 
Ecken beider Gesimse sitzen Engel in le¬ 
bensvoller Haltung. Engel umgeben auch 
unten den des des vergoldeten 
Kreuzes, das den ganzen Altaraufbau 
krönt. 
Die Nebenaltäre entsprechen in der 
Hauptsache dem Hochaltar. Den Portal¬ 
bau füllt aber bei ihnen nicht ein Ge¬ 
mälde, sondern je eine Statue aus, beim 
linken (von rückwärts gerechnet) eine 
äußerst ansprechende der seligsten Jung¬ 
frau, beim rechten eine nicht minder 
gefällige des Schutzengels. Auch stehen 
neben diesen Statuen nicht Säulen, son¬ 
dern schräggestellte Halbpfeiler, die mehr 
als zur Hälfte wieder durch Statuen 
verdeckt sind. Wir sehen beim Ma¬ 
rienaltar 2 hl. Bischöfe, links St. Niko¬ 
laus mit 3 Goldkörnern auf einem Buch 
rechts St. Blasius, beim Schutzengel- 
altar links den hl. Sebastian, rechts 
den hl. Rochus, der besonders als Be¬ 
schützer gegen Pest und Seuchen verehrt 
wurde. Er lebte von 1295-1327, pfleg¬ 
te viele Pestkranke, erkrankte selbst da¬ 
bei und lebte dann in einem Walde, 
wohin ein Hund die Nahrung für ihn 
brachte. Die Auszüge der Seitenaltäre 
zeigen in der Mitte vergoldete Strah¬ 
lenkränze, beim linken mit dem Namens¬ 
zug Mariä, beim rechten mit dem Auge 
Gottes. Den Schluß bildet bei beiden 
wie beim Hochaltar ein vergoldetes 
Kreuz. 
Die Kanzel erhielt erst unter dem 
Vikar Stephan Koller ihren heutigen 
Schmuck (1784-1807). Er ist sehr reich 
und stammt wohl von einer aufgehobe¬ 
nen Klosterkirche. Die Brüstung des un¬ 
teren Teiles, des sogenannten Kanzel- 
leibes, ist dreiseitig und weist 4 Muschel¬ 
nischen mit den Statuen der 4 abend- 
ländischen Kirchenväter auf. Dazwischen 
sind je eine gewundene und zwei runde 
Säulen. Der Schalldeckel zeigt unten die 
Taube, das Sinnbild des hl. Geistes. 
Sein Rand ist reich profiliert, in den 
länglichen Feldern glänzen zarte Gold¬ 
ornamente. Von seinen Ecken steigern 
langgezogene, ebenfalls vergoldete Vo¬ 
luten auf, die sich in der Mitte über 
ihm vereinigen und ein kleines Fu߬ 
gestell stützen. Darauf steht heute eine
	        
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