Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

nachdem schon im Vorjahre eine Feuer¬ 
spritze von der Firma Knaus in Wien 
angeschafft und von Rohrbach über Sar- 
leinsbach heimgebracht worden war. Seit 
1913 besitzt der Verein eine 2. Spritze. 
— Ohne Feuerspritze wäre wohl auch die 
2. Seite abgebrannt, da zumal das Haus 
Nr. 14 (jetzt Schaubmayr) wiederholt 
zu brennen anfing. Den Turrn, dessen 
Zifferblätter auch schon Feuer gefangen 
hatten, rettete mit großer Kühnheit der 
damalige Neumüller Alois Wögerbauer 
(früher Matrose), indem er sich bis zu 
den raucherfüllten oberen Räumen em- 
porwagte und erfolgreich löschte. 
Die Anlage der Bauernhäuser ist 
durchaus die eines vierseitigen Gehöftes, 
eine Abart des Vierkanters; vier im 
Winkel stehende, ganz zusammenhängen- 
de Bauten umschließen einen Hof der¬ 
art, daß noch Raum für eine Torein¬ 
fahrt zwischen dem Wohnhaus und der 
4. Seite frei bleibt. Dem Wohnhaus 
gegenüber steht regelmäßig der Stadel, 
dazwischen auf der einen Seite die Stal¬ 
lung, auf der anderen Wagenhütten, 
Holzlagen u. dgl., manchmal auch die 
Auszugswohnung, das „Häusl". Bei 
einigen Bauernhäusern sind Ochsen- und 
Kuhstall getrennt und einer davon an 
der 4. Seite angebracht. Zu 16 ge¬ 
hören allein und getrennt stehende Aus¬ 
zugshäusel, andere haben nur Auszugs- 
stübel im Wohnhaus selbst oder gar 
nichts. Früher standen neben den mei¬ 
sten Bauernhäusern, gewöhnlich durch 
einen Fahrweg geschieden, noch eigene 
hölzerne Getreidekasten, denen Hütten für 
Wagen, Pflüge, Eggen und anderen 
Hausrat angefügt waren. 
Bis um die Mitte des vorigen 
Jahrhunderts hatten von den Wohn¬ 
häusern außerhalb des Marktes nur 4 
einen oberen gemauerten Stock, nämlich 
das Steiningergut (um 1770), die Stölzl¬ 
mühle (1777), die Krienmühle (um 1800) 
und das mittlere Haus in Atzgerstorf, 
jetzt Mauracher (1835). Die drei erstge¬ 
nannten Häuser zeigen in der Ausfüh¬ 
rung eine auffallende Uebereinstimmung 
mit den zweigeschossigen Markthäusern, 
die Krienmühle weist ein besonders schönes 
„Türgricht" aus Granit mit reichem 
Blätter- und Figurenschmuck auf. Alle 
anderen Häuser außerhalb des Marktes 
hatten um 1850 und 23 haben heute 
(Ende 1922) noch nur ein Erdgeschoß. 
Außer der Wohnstube fanden sich darin 
früher regelmäßig eine Kammer (Schlaf¬ 
raum der Familie), die sogenannte 
schwarze Kuchl mit dem Backofen und 
 
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mehrere „Gewölbe" für verschiedene 
Zwecke. Stube und Kammer waren meist 
mit geschwärzten Tram- und Dippel¬ 
bäumen abgedeckt. Von der Kammer 
führte gerne eine Stiege hinab in den 
Keller und eine andere empor auf den 
Dachboden. „Dün" genannt. Als Dach 
wählte man früher ausnahmslos das 
„Lägerdach". 
Ueber die Entstehungszeit der alten 
Bauernhäuser lassen sich noch weniger 
bestimmte Angaben machen als bei den 
Markthäusern. Denn bei den meisten 
fehlt überhaupt jede Jahrzahl, bei an¬ 
deren findet sich wohl eine am Tram 
oder „Türgricht“, aber aus so später 
Zeit, daß man sie unmöglich als Bau¬ 
jahr auffassen kann, sondern nur als 
Angabe, wann das betreffende Bau¬ 
stück enigefügt wurde, z. B. liest man 
beim Schneeberger in Wulln auf dem 
Tram der Stube 1850, aber das Mauer¬ 
werk ist weit älter, wie schon seine außer¬ 
ordentliche Dicke und die sehr kleinen 
Fenster verraten. Nur für das Obern- 
gruberhaus in Atzgerstorf und das Erd¬ 
geschoß der Stölzmühle dürften die an 
den Trambäumen angebrachten Jahr- 
zahlen (1681, 1682) wohl als Zeit des 
Hausbaues angenommen werden. 
Seit der Mitte des vorigen Jahr¬ 
hunderts verschwanden mehr als die 
Hälfte der alten Häuser und an ihre 
Stelle traten neue mit oberen Stockwer¬ 
ken: Berger und Kehrer in Neundling 
und Höglinger Franz in Pernerstorf 
(1863), Falkner in Glotzing (1865), 
Schaubmayr in Kainerstorf (1868), Hög¬ 
linger in Gramsreit (1877), Kriegner in 
Mennerstorf, Wögerbauer und Passes¬ 
reiter (1885), Falkinger in Glotzing (1908), 
Pühringer und Höglinger Stefan in 
Pernerstorf (1910 und 1912), Fuchs in 
Glotzing (1913), Anton Schneeberger in 
Taglesbach (1914), Falkinger in Neund¬ 
ling und Johann Schneeberger in Tag¬ 
lesbach (1921), Wimmer, Lang in Kai- 
nerstorf, Falkinger in Streinesberg und 
Neumühle (1922). Als Dachung ver¬ 
wandte man bei diesen neueren Wohn¬ 
häusern zuerst meist angenagelte Schin¬ 
deln, in jüngster Zeit aber auch Dach- 
schiefer, Eternit und Ziegel. 
Die Stallungen waren bis nach 1800, 
wenn auch gemauert, so doch nicht feuer¬ 
sicher abgedeckt; nur beim Anton Schnee¬ 
berger in Taglesbach lesen wir an 
einem Stallgewölbe 1735. Sonst finden 
wir die ältesten gewölbten Ställe in 
folgenden Häusern: Lang in Kainerstorf
	        
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