Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

52 
brannten Häuser Nr. 22—29. Dazu ka¬ 
men noch später Nr. 19, 10 und 7 (Ge¬ 
meindehaus). Die häufigste Dachart ist 
das sogenannte Lägerdach, ein ziemlich 
flaches Giebeldach aus dicken Schindeln 
(Spelten genannt) und Läden, die mit 
Steinen beschwert werden. Mehrere die¬ 
ser Dächer stehen über das Mauerwerk 
weit vor und verleihen den Häusern das 
hübsche Aussehen der sogen. Schweizer¬ 
häuser. Bei Nr. 12. 17 und 22 sind 
die vorderseitigen Dachgiebel durch Feu¬ 
ermauern verdeckt. Der Pfarrhof und 
Nr. 11 haben sehr hohe und an den 
Giebelseiten abgeschrägte Dächer (soge¬ 
nannte Walmdächer) aus angenagelten 
Schindeln. 
Die Vorderseiten mehrerer Häuser 
sind durch feine Stuckumrahmungen der 
Fenster verziert, so besonders 9 (Sommer 
Karl), 19 (Gisela Groher), 11 (Huber 
Karl), 13 (Peherstorfer), 20 (Lang), 21 
(Huber) und 23 (Dikany). Neben den 
nicht allzu großen Hauptfenstern weisen 
die meisten Wohnstuben auch an einer 
Ecke gegen die Straße hin je ein klei¬ 
nes Auslugfenster auf, von boshaften 
jungen nicht unpassend „Neugiergugerl" 
geheißen. Im Innern finden sich einige 
schön gearbeitete  Trambäume und Tür¬ 
umrahmungen, besonders bei Nr. 10, 11 
und 18. Dieser Schmuck ist ein lauter 
Zeuge des einstmaligen nicht geringen 
Wohlstandes im Markte. Daran gemah¬ 
nen auch noch die vorhandenen steiner¬ 
nen Tische, vor Nr. 10, 13, 17 und 23. 
Das älteste Baudenkmal ist zweifels¬ 
ohne die Prangersäule, die nach der im 
Fähnchen angebrachten Jahrzahl 1580 
errichtet wurde. Sie hat im ganzen eine 
Höhe von 4 3/4 Meter. Aus einem drei¬ 
stufigen Unterbau erhebt sich zuerst ein 
viereckiger Sockel von 50 Zentimeter Hö¬ 
he, daraus eine achtseitige Trommel von 
95 Zentimeter Erhebung. Ein weit aus¬ 
ladendes, nach unten und oben abge¬ 
schrägtes Gesimse trennt sie von der 
darauffolgenden runden Trommel glei¬ 
cher Höhe. Auf dieser steht die stei¬ 
nerne Spitze mit vier Wappenschildern 
und die Kugel mit dem Fähnchen, das 
den österreichischen Adler und obige 
Jahrzahl ausweist. Gegenüber diesen 
Zeugen aus alter Zeit sind die 3 stei¬ 
nernen Wasserkare sehr jung. Das große, 
das 1887 gebaut wurde, bildet mit der 
hübschen Statue des Hl. Johannes von 
Nepomuk in seiner Mitte nicht allein eine 
große Zierde des Marktplatzes, sondern 
durch seinen Fassungsraum (je 4 Meter 
Länge und Breite und 2 1/2 Meter Tie¬ 
fe) auch eine hohe Gewähr für den nö¬ 
tigen ersten Wasservorrat bei einem et¬ 
waigen Brande. 
 
Nicht zum Vorteil für das Ausse¬ 
hen gereichte dem Markte die sonst ja 
begrüßenswerte Beseitigung der einsti¬ 
gen starken Unebenheit der Marktstraße. 
Es wurde zu dem Zwecke der höher 
gelegene Teil von der Mittergasse bis 
über das obere Wasserkar hinaus bedeu¬ 
tend niedergegraben und die Senke beim 
Pfarrhof ebenso gewaltig erhöht. Darum 
mußten zu vielen Häusern Stiegen von 
drei und sogar mehr Stufen gebaut wer¬ 
den. Diese Stiegen, das neue große 
Wasserkar und die Blechdächer der Süd¬ 
seite haben wohl das meiste zur Ab¬ 
änderung des alten Marktbildes beige¬ 
tragen. Dazu kommen noch die Masten 
und Drähte der elektrischen mußten 
die 1913 erfolgte. 
Den Abschluß dieser kurzen Bauge¬ 
schichte des Marktes mag eine Auszäh¬ 
lung der bekannten Brände bilden. 
Uebereinstimmend werden im Ehehaft 
und in einem Auszug aus dem Lage¬ 
buch Josefs II. vorn Jahre Jahre fol¬ 
gende berichtet: 
1624 „um Barthlmai“ der ganze 
Markt. 1642 sieben Häuser, 1672 „eilf 
Häuser von dem Wolf Konzlmüller bis 
zum Thoman Meiringer“ (heute Nr. 19 
bis 29), 1675 wieder diese elf Häu¬ 
ser. am 23. September 1742 der ganze 
Markt samt Kirche, 1750 am 30. März, 
Ostermontag, abermals die 11 Häuser an 
der Südseite. Den Brand im Lahre 1742 
verursachte ein jugendlicher Putzleins- 
dorfer, der Student Wiesinger, durch un¬ 
vorsichtiges Schießen. Er kam später zu 
einem ansehnlichen Vermögen und errich¬ 
tete die nach ihm benannte Armenstif- 
tung für unterstützungsbedürftige Bürger. 
Der Markt selbst gelobte nach dem furcht¬ 
baren Unglück, jährlich am 23. Sep¬ 
tember vormittags eine Prozession nach 
Maria Bründl zu halten und dort eine 
heilige Messe lesen zu lassen. Der Brand 
des Jahres 1750 wurde durch den blöd¬ 
sinnigen Bürgerssohn Lorenz Langmahr 
(Ar. 19) hervorgerufen, indem er das 
Haus seines Bruders anzündete. Seit¬ 
dem war in der Pfarrei kein Schaden¬ 
feuer mehr bis zum 13. Oktober 1889. 
Aus unbekannter Ursache brannte an 
diesem Tage wieder der größte Teil 
der Südseite des Marktes ab, von Nr. 
22 bis 29 einschließlich. Zum Glücke für 
den übrigen Markt bestand damals schon 
eine Feuerwehr im Orte. Sie wurde 
statutenmäßig im Jahre 1878 errichtet,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.