Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

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von der Kirche allein — und weil diese 
vermögenslos sei, von der Mutterkirche 
Sarleinsbach — oder von der Kirche 
gemeinsam mit der Schulgemeinde ge¬ 
baut werden. Schließlich entschied man 
den Kostenpunkt folgendermaßen: Die 
Hälfte der Geldleistungen übernahm der 
Patron der Pfarre, der Landesfürst. Die 
andere Hälfte mußten folgende Grund- 
Herrschaften der eingeschulten Häuser tra¬ 
gen: Altenhof, Marsbach und der Pfarr- 
hof in Pfarrkirchen; die anderen Grund- 
Herrschaften mußten Material liefern und 
die Pfarrgemeinde roboten. Am 14. 
Jänner 1847 bewilligte man den Neu¬ 
bau endgiltig und Michael Sammer, 
Tischler in Sarleinsbach erstand ihn auf 
dem Wege der Versteigerung um 3156 
fl. Am 4. Oktober 1848 erstattete er 
die Anzeige von seiner Vollendung. Die 
Gesamtkosten betrugen tatsächlich 4227 
fl. Sie überschritten also den Voran¬ 
schlag um 1061 fl. Zur Deckung dieses 
Abganges halfen der Landesfürst, die 
Grundherrschaften und die Gemeinde zu¬ 
sammen. Verständige Leute erklärten 
schon damals den Bau als nicht beson¬ 
ders gelungen, weil man auf die Mög¬ 
lichkeit einer Erweiterung zu wenig Be¬ 
dacht genommen hatte. Ueberdies stell¬ 
ten sich bald auch in der Ausführung 
selbst kleinere Mängel heraus, besonders 
beim Dach und bei den Fenstern. Die 
Kosten der nötigen Verbesserungen hat¬ 
ten auch langwierige Streitigkeiten zur 
Folge. Durch den Schulhausbau wurde 
dem Schullehrer der Küchengarten gänz¬ 
lich zerstört. Pfarrer und Gemeinde 
wandten sich an die k. k. Bezirkshaupt¬ 
mannschaft um Entschädigung für ihn; 
er erhielt endlich 35 fl. 37 kr. 
Sonst änderte sich in den Schulver- 
hältnissen bis um die Mitte des vori¬ 
gen Jahrhunderts wenig. Es blieben 
im allgemeinen die Normen der Schul¬ 
ordnung Maria Theresias maßgebend. 
Wiederholt, namentlich 1833. wurden 
Verordnungen über die Heranbildung 
der Lehrer erlassen, besonders der Be¬ 
such der Normalschule (höhere Volks¬ 
schule mit einem Jahrgang zur Einfüh¬ 
rung ins Lehramt) empfohlen. Diese 
Schule scheinen auch wenigstens die zwei 
letzten Wiederholt, vor dem Reichs¬ 
volksschulgesetze (1869), Anton Holzer 
(1829- 1840) unb Anton Wögerbäuer 
(1840-1874) besucht zu haben. 
Auch das Einkommen des Schul¬ 
meisters war im wesentlichen gleich dem 
der früheren Zeit. Betreffs des Schul¬ 
geldes wurde 1826 durch einen Erlaß 
der Studienhofkommission bestimmt, es 
solle für ein Kind in der Regel 4, 6 
oder 8 kr. Konventionsmünze monatlich 
betragen je nach dem Vermögen der 
Eltern. Für arme Kinder soll es von 
der Gemeinde gezahlt werden. Für die 
Beheizung wurden seit 1819 die Bei- 
tragsleistungen der einzelnen Häuser nach 
deren "Kaufspretium" genau festgesetzt. 
Im Jahre 1855 ging die Schul- 
aufsicht. die seit Maria Theresia weltliche 
Inspektoren inne gehabt hatten, durch 
das Konkordat (Vertrag) zwischen Staat 
und Kirche auf diese über. Das flache 
Land wurde zu dem Zwecke in Schuldi- 
strikte eingeteilt. Putzleinsdorf gehörte 
aufsicht. Distrikt und Dekanat Sarleinsbach. 
Aber schon im Jahre 1870 wurde das 
Konkordat von Seite des Staates wie¬ 
der gekündigt und 1874 ganz aufge¬ 
hoben und damit der Kirche die Schul¬ 
aufsicht wieder genommen. Abermals 
traten weltliche Schulinspektoren in Tä¬ 
tigkeit. 
Inzwischen hatte das Reichsvolks- 
schulgesetz (1869) die größte Umwälzung 
im Schulwesen gebracht. Besonders wur¬ 
de eine neue Vorbildung der Lehrkräfte 
in den noch bestehenden Lehrer- und 
Lehrerinnenbildungsanstalten vorge - 
schrieben und der Mesnerdienst vom 
Lehramt getrennt. Das Ernennungsrecht 
ging auf den Landesschulrat über, je¬ 
doch wurde dem Ortsschulrat ein Vor- 
schlagsrecht eingeräumt, zugleich ver¬ 
schwand die Sammlung des Schulmei¬ 
sters und der ehrwürdige, alte Name 
„Schulmeister“ selbst, dafür kam zunächst 
die Bezeichnung Schullehrer, dann Schul¬ 
leiter und schließlich Oberlehrer auf. Der 
frühere Schulgehilfe hieß zuerst Unter- 
lehrer, dann Lehrer I. oder II. Klasse 
In den Jahren 1872-76 wurde all¬ 
mählich die Ortschaft Hohenschlag. die 
bis dahin zur Schule Sarleinsbach ge- 
hört hatte, nach Putzleinsdorf eingeschult. 
Das Anwachsen der Schülerzahl machte 
die Errichtung einer dritten Klasse (1894) 
nötig; sie ist im Bürgerhause 18 unter¬ 
gebracht. Seit der Neugestaltung der 
Schule wirkten: Als Schulleiter (Ober¬ 
lehrer): Josef Hofer (1874-1904) unb 
seither Hans Friedl, daneben Jahre 
Jahre Klothilde Pechlauer (nunmehr 
Frau Neubauer) und Hedwig Hofer 
(nunmehr Frau Eder) und verschiedene 
andere Lehrkräfte kürzere Zeit. 
Hofer und Friedl haben sich neben 
der Schule auch besonders durch die 
Pflege der Musik in und außerhalb der
	        
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