Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

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Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleins¬ 
dorf im Mühlviertel. 
Versuch einer Ortsgeschichte von Dr. Franz Fuchs (Linz). 
 
Vorwort. 
Ueber die benützten ungedruck¬ 
ten Quellen und die Eintei¬ 
lung der Arbeit. 
Bis um die Mitte des 16. Jahr- 
hunderts sind nur äußerst wenige Nach¬ 
richten über Putzleinsdorfs Vergangen¬ 
heit vorhanden. Es muß darum das 
über die frühere Zeit Gesagte mehr als 
Vorgeschichte betrachtet werden. 
Erst mit dem Jahre 1562 beginnen 
die Quellen reicher zu fließen. Benützt 
wurden besonders folgende: 
1. Die dem im Landesarchiv in Linz 
befindlichen Urbare1) der Herrschaft Fal- 
kenstein-Altenhof. Das älteste stammt 
eben aus dem genannten Jahre 1562, 
ist aber wahrscheinlich nur die Abschrift 
eines älteren vom Anfang des 16. Jahr¬ 
hunderts. Obwohl sonst unvollständig, 
weist es den Putzleinsdorf betreffenden 
Teil lückenlos aus. Die 3 jüngeren, 
2 vom Jahre 1570 und eines vom Jahre 
1607, sind vollständig erhalten und be¬ 
sonders das jüngste sorgfältig geschrieben 
und schön gebunden. 
2. Das Ehehaft des Marktgerich- 
tes Putzleinsdorf, eine Markt- und Ge¬ 
richtsordnung, vermutlich vom Jahre 
1626, und die erhaltenen Gerichtspro- 
tokollbücher und Marktrechnungen, alle 
im Marktarchiv Putzleinsdorf. 
3. Das Giltenbuch aus der Zeit 
Maria Theresias (1750). Darin wurden 
nach Herrschaften die Abgaben der Un¬ 
tertanen nach ihrem damaligen Geldwert 
zusammengeschrieben (Landesarchiv 
Linz). 
4. Das Lagebuch Josefs II. (1786 
bis 1790 abgefaßt), das erste ausführ¬ 
liche, nach Steuergemeinden geordnete 
Grundbuch Oesterreichs, auch Kataster 
genannt. Für die Pfarre Putzleinsdorf 
kommen die Steuergemeinden Putzleins- 
dorf, Ollerndorf, Atzesberg und Hörbich 
in Betracht. 
Während man bis um 1790 die 
Inhaber der Häuser, besonders im 
Markte, wegen der fehlenden Numme- 
------- 
1) Das Wort Urbar heißt soviel als Ertrag 
(Ur=er, bar=tragen). Es sind also Ertragbücher, in denen 
die Einkünfte der Herrschaften zusammengestellt waren. 
Heute entsprechen ihnen noch am ehesten die Grund¬ 
bücher. 
die nur sehr unvollständig feststellen 
kann, ist dies seit der Abfassung des 
Lagebuches mit wenigen Ausnahmen 
wohl möglich. Darum drängt sich die 
Zeit um 1790 von selbst als ein pas¬ 
sender Einschnitt in der geschichtlichen 
Darstellung auf. Eine solche Abteilung 
ist umsomehr gerechtfertigt, als damals 
auch in vieler Hinsicht gewaltige Ver- 
änderungen vor sich gingen: die unter 
Josef II. abgeschlossenen Reformen grif¬ 
fen tief in die selbständige Verwaltung 
und Gerichtspflege des Marktes und 
ganz besonders ins kirchliche Leben ein 
und die darauf folgenden Kriege der 
napoleonischen Zeit führten auch im 
Wirtschaftsleben den größten Umschwung 
herbei. Daher ist die Arbeit in die 
zwei Abschnitte gegliedert. Vor und nach 
1790. 
Für den 2. Abschnitt würden als 
Quellen besonders die Matriken (Pfarr- 
bücher), Schematismen und Grundbücher 
verwertet, viele Einzelheiten wurden 
durch persönliche Erkundigungen bei der 
noch lebenben Bevölkerung selbst ermit¬ 
telt. Für beide Abschnitte fand sich über¬ 
dies viel Wertvolles in der vom De¬ 
chant Norbert Hanrieder (+ 1913) abge¬ 
faßten, äußerst geistreich geschriebenen 
Pfarrchronik, die im Pfarrarchiv Putz- 
leinsdorf hinterlegt ist und bis zum 
Jahre 1884 reicht. Ein Auszug daraus 
ist zweimal veröffentlicht worden, von 
ihm selbst noch im Jahre 1886, neuer¬ 
dings wieder in den geschätzten Beiträ¬ 
gen zur Landes- und Volkskunde des 
Mühlviertels, 5. Bdch., S. 20—32. Aber 
die Handschrift enthält darüber hinaus 
noch vieles, was allgemeine Beachtung 
verdient. 
 
I. Abschnitt. 
 
Putzleinsdorf bis um 1790. 
 
1. Kapitel. 
 
Vorgeschichte bis zur Abfas¬ 
sung des ersten Urbares (1562). 
 
a) Gründung und erste urkund¬ 
liche Erwähnungen. 
 
Die häufige Tatsache, daß sich das 
erste Entstehen eines Ortes nicht ur¬ 
kundlich nachweisen läßt, trifft auch bei 
Putzleinsdorf zu. Man kann über seine 
Gründung nur allgemeine, mehr minder
	        
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