Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

sei noch erwähnt, daß unter ihm in 
Putzleinsdorf auch zwei Nichtkatholiken 
zur katholischen Kirche übertraten, im 
Jahre 1792 ein kalvinischer Soldat aus 
Hessen-Hanau, Leonhard Alt, und 5 
Jahre später die lutherische Katharina 
Bauschin, die von Frankfurt am Main 
gekommen war und kurze Zeit das Ba¬ 
dergewerbe ausübte. 
Aushilfspriester werden in Putz- 
leinsdorf bald nach Errichtung des Vi¬ 
kariates erwähnt, doch werden (nach 
Hanrieders Pfarrchronik) ihre Namen 
erst seit 1743 angeführt. Sie sind im 
mehrfach erwähnten Auszug bereits ver¬ 
öffentlicht. 
 
10. Kapitel. 
 
Allgemeine Zustände im 17. und 18. 
Jahrhundert. 
 
Wie schon die kurze Inhaltsangabe 
der Verhandlungsgegenstände beim 
Marktgericht Putzleinsdorf vermuten 
läßt, geben die Aufzeichnungen des 
Marktschreibers ein ziemlich deutliches 
Bild der allgemeinen Zustände jener 
Zeit. Kurz sei darüber folgendes be¬ 
merkt : 
Zunächst gewinnt man auch beim 
vorurteilslosen Lesen dieser Berichte 
ebenso wie aus den vielen frommen Stif¬ 
tungen den Eindruck, daß unsere Vor¬ 
fahren vor 200 und 300 Jahren ihre 
Religion und ein Leben nach deren Vor¬ 
schriften hochschätzten. Dafür zeugpn auch 
die vielen Bildstöckl (Kreuzsäulen), die 
sich im Bereich der Pfarrei finden. 
Weitaus die meisten und schönsten ge¬ 
hören dem 17. und 18. Jahrhundert an, 
nämlich die an folgenden Stellen (vom 
Markt aus gerechnet): Außerhalb Glot- 
zing(1658), beim Hölzl (1673), vor dem 
Friedhof (1676), vorm Wögerbauer 
(1691), hinter diesem Hause im soge¬ 
nannten Grund (1696), hinterm Fried¬ 
hof beim Beginn des Neumüllerweges 
(1700), hinterm Eder (1707), vor dem 
Steininger (1715), am Westende des 
Marktes (1731?). Ein weiterer Beweis 
für die tief religiöse Gesinnung jener 
Zeit, ist die große Zahl von Priestern, 
die im 18. Jahrhundert (vom 17. feh¬ 
len die Angaben) aus der damals noch 
recht kleinen Pfarre hervorgingen, rund 
15. 
Natürlich schloß aber auch diese 
eifrige Betätigung des Glaubenslebens 
nicht jede Unordnung aus. Wiederholt 
finden wir Klagen, daß die Jugend 
recht unbotmäßig sei, Ausschreitungen in 
 
35 
den Bosheitsnächten, besonders der vor 
Pfingsten, kamen häufig vor, noch öfter 
Wilddiebstahl. Es nützten da auch 
die außerordentlich strengen Strafen im 
Falle des Ertapptwerdens nicht viel. 
Ebensowenig Erfolg scheint das Markt¬ 
gericht gehabt zu haben bei seinem wie¬ 
derholten Bemühen, die Tanzwut ein¬ 
zudämmen, besonders die sogenannten 
Winkeltänze in den Dörfern und die 
Freitänze in den Gasthäusern abzustel¬ 
len. Daran trug freilich auch die Herr¬ 
schaft selbst mit Schuld. Der Dechant 
Lorenz von Sarleinsbach schloß seinem 
Bittgesuch der Putzleinsdorfer wegen der 
Beibehaltung der Bilder in der Kirche 
die Bemerkung an: „Die Wirte in Putz¬ 
leinsdorf halten alle Sonn- und Feier¬ 
tage Freitänze mit den bekannten Fol¬ 
gen. Die Bürgerschaft wollte sie ver¬ 
hindern, aber die Herrschaft in Alten- 
hof trägt auf den Bierverschleiß an. 
Die Sittenlosigikeit greift immer wer¬ 
ter um sich." Auch die Sonntagsheili- 
gung unterblieb nicht selten trotz ihrer 
Betonung in der Marktordnung; sie 
mußte immer wieder eingeschärft und 
zumal das Feilbieten vor dem Gottes¬ 
dienste verboten werden. Um das Jahr 
1714 wurden gegen Fluchen und Got¬ 
teslästerungen scharfe Strafen angedroht 
und „das liederliche Zusammenheiraten 
unbehauster, lediger Personen untersagt. 
Bald darnach forderte ein Erlaß die 
Dienstgeber auf, daß sie „die für die 
Dienstboten in einer Kammer beisammen- 
habenden (beisammenstehenden) Bett¬ 
stellen abschaffen sollen", d. h. wohl 
nach dem Geschlechte trennen sollten. Ein¬ 
mal findet sich auch das Verbot des 
Obst-, Rüben- und Krautwegnehmens 
durch Häuselleute; immer und immer 
wieder mußte man Hazardspiele und 
hohe Wetten verbieten. Schon diese zwei 
Erscheinungen können als Zeichen der 
verhältnismäßig großen Wohlhabenheit 
angesehen werden, die in weiten Kreisen 
herrschte. Das gilt auch vom starken 
Ueberhandnehmen des Tabakrauchens, 
das um die Mitte des 17. Jahrhunderts 
schon allgemein verbreitet war. Um 
1700 brachten 12 Bürger in Putzleins- 
dorf in einem Jahre schon 187 Zent¬ 
ner Tabak unter die Leute. Am deut¬ 
lichsten aber äußerte sich die giute Ver¬ 
mögenslage der Bürger und Bauern 
in den vielen, oft recht kostspieligen 
Zöhrungen. Solche wurden auf Fami¬ 
lienkosten nicht allein bei Hochzeiten, Lei¬ 
chenbegängnissen und Taufen gehalten, 
sondern auch bei Verlassenschaftsabhand-
	        
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