Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

wenn in Putzleinsdorf die Instrumental¬ 
musik ganz abgeschafft würde. Nachdem 
aber solche vermöge der Gottesdienstord- 
nung in allen Märkten mit mehreren 
Seelsorgern (das ist unter größeren 
Märkten zu verstehen) erlaubt ist, so 
kann auch dieselbe nicht platterdings 
verboten werden, sondern H. Dechant 
hat bloß die Gemeinde durch den Pfarr- 
vikar in Güte zu bereden, statt der In¬ 
strumentalmusik durchaus den Normal¬ 
gesang einzuführen." Gleichzeitig erhielt 
allerdings der Pfarrvikar einen Verweis 
vom Ordinariat, daß er durch musi¬ 
kalische Vespern in der Pfarrkirche und 
Amt und Predigt in Bründl die klare 
Gottes dien stordnung übertreten habe; er 
solle diese in Zukunft genau einhalten 
und auch das Hochwürdigste Gut beim 
Hauptgottesdienst und nicht bei der 
Frühmesse aussetzen. 
Zum offenen Widerstand aber kam 
die Bevölkerung durch die weiteren For- 
derungen. Auf Grund eines Visitations- 
befundes wurde die Beseitigung zahlrei¬ 
cher Bilder und Statuen aus der Kirche 
vorgeschrieben, im besonderen wurden in 
den Bann getan: Die zu häufigen Dar¬ 
stellungen der schmerzhaften Mutter Got¬ 
tes, namentlich der „mit den sieben Sa¬ 
beln", und der Mutter Gottes von Alt- 
ötting, die der armen Seelen in der Ne- 
benkapelle, die Statuen des hl. Se- 
bastian, Florian und Antonius, die Wa¬ 
ge des hl. Michael und das große, in 
der Mitte der Kirche hängende Kruci¬ 
fix. Dann sollte der Ablaß am Ar¬ 
menseelentag nicht mehr verkündet, kein 
Dreikönigwasser geweiht und in Bründl 
keine Messe mehr gelesen werden, auch 
die Bittgänge dahin wurden eigens ver¬ 
boten. Die Frühlehre und Hauptpre- 
digt sollten während des Gottesdienstes 
stattfinden, nicht vorher oder nachher. 
Eine Anzahl von Bildern wurde 
auch wirklich entfernt, aber gegen die 
weitere Beraubung die Kirche und die 
anderen Maßnahmen wehrte sich die Be- 
völkerung, mutig und klug vom Vikar 
geleitet, mit größter Entschiedenheit. Nur 
mit Mühe gelang es dem Dechant, die 
aufgeregten Gemüter zu beruhigen. Er 
mußte größter die Wünsche der Putz- 
leinsdorfer dem Konsistorium in Linz 
bekannt zu geben. Diese Wünsche wur¬ 
den in sieben Punkten bekannt 
die der Dechant am 6. Dezember 1791 
folgendermaßen niederschrieb und begut¬ 
achtete (Diözesanarchiv in Linz): 
Erstens, daß, da viele Bilder schon 
vorhin aus der Kirche hinweggenom- 
 
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men worden, die noch vorhandenen Bil¬ 
der belassen werden möchten, weil keine 
überflüssig oder unzulässig mehr vorhan¬ 
den. 
Dazu bemerkte der Dechant, daß 
tatsächlich bei Gelegenheit der Deka-- 
natsvisitation viele Bilder aus der Kir¬ 
che zu Putzleinsdorf hinweggeschafft wor¬ 
den, aber trotzdem noch viele überflüs¬ 
sige darinnen seien; er wolle es auf 
sich nehmen, wenn nächstes Jahr die 
Kirche ausgeweißt würde, die unnöti¬ 
gen noch weggzuräumen. 
Zweitens, daß das große, in der 
Mitte hängende Kruzifix noch bleiben 
dürfe. 
Der Dechant befürwortete diese Bit¬ 
te, weil zur Herabnahme des Kreuzes 
„ein ganzes Gerüst vonnöten," erbot sich 
aber auch da, besorgt zu sein, daß das 
Kruzifix bei bequemer Gelegenheit her¬ 
abgenommen und an einer Seitenwand 
der Kirche angebracht werde. 
Drittens, daß die Vorstellung der 
armen Seelen in Flammen in der Ne- 
benkapelle nicht ausgelöscht werden dürfe, 
weil ohnehin niemand an ein materiel¬ 
les Feuer glaubet. 
Die Bemerkung des Dechants dazu 
lautet: Kein Seelsorger lehrt, kein 
Pfarrkind glaubt mehr an ein mate¬ 
rielles Feuer im Reinigungsort. Weil 
aber diese Vorstellung der armen See¬ 
len in Flammen uralt und ln der ka¬ 
tholischen Kirche allgemein angenom¬ 
men ist, so hat die anbefohlene Ver- 
löschung dieser Vorstellung in der gan¬ 
zen Diözese vieles Aufsehen und Be¬ 
sorgnisse erregt. Der Unterzeichnete wäre 
der unmaßgeblichen Meinung, daß diese 
Vorstellung, weil sie zu keinen irrigen 
Begriffen mehr daß gibt, ferners be¬ 
lassen werden könnte. 
Viertens, daß der Ablaß am Aller¬ 
seelen-Sonntag verkündet werden dürfe. 
Dazu der Dechant: Wäre die Ge¬ 
meinde lediglich an die Lehre anzuwei¬ 
sen, die sie stets von den Seelsorgern er¬ 
hält, daß das Gute, so die Gläubigen 
auf Erden verrichten, den Seelen der 
Verstorbenen für bittweise zustatten 
kommen könne. Sonst möchte Erasmus 
aufstehen, nochmal auf Rom hinblicken 
und hinblicken Bullae venduntur illic et 
mortuis. (Ablaßbriefe werden dort so¬ 
gar für Verstorbene verkauft). 
Fünftens, daß die Frühlehre nach 
der Messe, die Predigt vor daß Amt 
gehalten werden dürfe.
	        
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