Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

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Uebrigens hatte Putzleinsdorf nach 
Beseitigung der lutherischen Prädikanten 
nicht sofort wieder einen ständigen ka¬ 
tholischen Seelsorger. Wegen der Ent¬ 
Beseitigung der „Kaplanshofstatt" musste 
zuerst für eine neue Wohnung und Le¬ 
bensmöglichkeit gesorgt werden. Bis das 
zustande kam, behalf man sich zunächst 
mit eitnem Aushilfsgottesdienst. Der 
Pfarrvikar von Lembach hielt jeden drit¬ 
ten Sonn- und Feiertag in Putzleinsdorf 
Amt und Predigt. Aber durch den Aus¬ 
fall des Gottesdienstes an den übrigen 
Tagen erlitt zumal der Markt auch einen 
empfindlichen zeitlichen Schaden. Der 
mag wesentlich dazu beigetragen haben, 
daß man die Vorbedingungen zur Er¬ 
richtung einer selbständigen Seelsorge zu 
schaffen sich bemühte. Nach längeren 
Verhandlungen mit Passau erlangte man 
endlich im Jahre 1663 einen eigenen 
Lokalkaplan. Er hieß Balthasar Jäger 
und begann die Pfarrmatriken, verließ 
aber Putzleinsdorf schon im Jahre 1669 
wieder. Ihm folgte Laurenz Cäsar 
(1669-1685), der am Ende seiner 
Amtstätigkeit mit seinen Pfarrholden in 
Streit geriet wegen der Pflichten, die 
sie ihm gegenüber erfüllen sollten, und 
darum auf seinen Posten verzichtete. Da¬ 
mals waren die gegenseitigen Rechtsver¬ 
hältnisse zwischen dem Kaplan einer¬ 
seits und dem Markte und der Pfarrei 
andererseits noch nicht schriftlich festge¬ 
legt. Das geschah erst unter Cäsars 
Nachfolger, Blasius Hackhel (1685 bis 
1692) in dem vom 26. August 1686 
datierten Stiftbrief des Vikariates Putz-, 
leinsdorf. 
Die Pfarrei umfaßte außer dem 
Markte nur noch die Dörfer Kainer- 
storf. Neundling, Mayrhof mit dem 
Höflergut, Glotzing und Pernerstorf. Als 
festes Einkommen bezog der Vikar jähr¬ 
lich 135 fl. (60 fl. Besoldung, 40 fl. 
Zehententschädigung vom Markte, 30 
fl. Besoldung von der Kirche und 5 fl. 
an Stiftungsgeldern). Dazu genoß er 
noch die Sammlung von Markt und 
Pfarre und auch von 3 Häusern in 
Wulln, das damals noch nicht einge- 
pfarrt war. Das Gotteshaus hatte Ze¬ 
hent von verschiedenen Häusern, nicht 
allein in der Nähe, z. B. Pernerstorf 
1 und 2, sondern auch in weiterer Ferne, 
3. B. in Wolf, Pfarre Sarleinsbach, 
von 4 Häusern (Rechtlehenbrief 1677, 
10. April, im Marktarchiv.) 
Hackhel vermachte vor seinem Tode 
seine ganze Habe den Pfarrarmen. Unter 
seinem Nachfolger Philipp Ehrhardt 
(1692-1707) wurde der Pfarrhof er¬ 
weitert (wahrscheinlich nach Osten hin). 
Er war ehemals eine bürgerliche Behau- 
sung gewesen und durch Kauf auf den 
Markt übergegangen. — Im Jahre 
1706 erfolgte die Grundsteinlegung zur 
neuen Kirche, die unter Ehrhardts Nach- 
folger Andre Jäzlauer (1707-1718) 
am 22. Jum 1708 konsekriert wurde. 
Sebastian Bauer (1716-1725) voll¬ 
endete den Bau der Bründlkirche, unter 
Josef Michael Gigger (1725-1732) er¬ 
hielt die Pfarrkirche den Taufstein. Wahr¬ 
scheinlich erfolgte unter ihm auch die Grün¬ 
dung der Christenlehrbruderschast (dar¬ 
über weiter unten). Sein Nachfolger Bal¬ 
thasar Ferdinand Eber verließ schon nach 
zweijähriger Amtstätigkeit (1734) den 
Posten. Unter Stefan Renner (1734 
bis 1741) wurde die Kreuzwegstiftung 
ausgerichtet. Als ein sehr tatkräftiger 
unb selbständiger Mann trat Joses Eg¬ 
ger (1741-1749) auf. Das war auch 
gut, weil ihm die schwierige Aufgabe 
zufiel, Kirche unb Schule, die dem gro¬ 
ßen Marktbrand des Jahres 1742 zum 
Opfer fielen, wieder herzustellen. Er lei¬ 
stete nicht nur das, sondern sondern 
obendrein ein heiliges Grab, einen neuen 
Oelberg und eine neue, geräumige Sa¬ 
kristei für bie Pfarrkirche und eine neue 
Orgel für Maria Bründl. Der Pfarr¬ 
hof erhielt unter ihm ein oberes Stock¬ 
werk. Der ihm folgende Johann Ja¬ 
kob Pölsterl (1749-1751) schaffte eine 
dritte, große Glocke an, im Gewichte von 
7 Zentner 65 Pfund. (Sie wurde 1877 
um 500 fl. nach Lukow in Mähren ver¬ 
kauft.) , Unter Ignaz Josef Heinrich 
Ruckerbauer (1751-1762), einem ge¬ 
bürtigen Sarleinsbacher, wurde die 
Bründlkirche geweiht (27. August 1751) 
und der Bau des Turmes bei der Pfarr- 
kirche begonnen. Franz Kriener (1762 
bis 1784), ein gebürtiger Putzleinsdor- 
fer vom Haus Nr. 5, vollendete 1764 
den Turm und erlebte noch einige reli¬ 
giöse Neuerungen der josefinischen Zeit, 
besonders die Aufhebung bes III. Or¬ 
dens und der Christenlehrbruber- 
schaft. 
Wie in den Nachbarorten (vgl. dar¬ 
über bie Ausführungen Sigls in den 
Beiträgen, III. 22 ff.) war auch in Putz- 
leinsdorf eine Christenlehrbruderschaft 
entstanden. Weil den heiligen Schutz¬ 
engeln geweiht, hieß sie meist die Schutz- 
engelbruderschaft. Wahrscheinlich er¬ 
folgte ihre Gründung erst 1729, denn 
die Kasse weist bei Beginn der Rech¬ 
nungen (sie sind fast vollständig von
	        
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