Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

Jeder Webermeister muß einer 
Zunft angehören, jedoch war ihm die 
Wahl, welcher er beitreten will, freige¬ 
stellt. Man unterschied Stadt-(Markt-) 
und Gey-meister. Diese waren nur zur 
Lohnarbeit (auf der Steer oder Gey-meister. 
und zur Herstellung der gröberen Wa¬ 
ren (Plachen, Loden und rupfene Lein¬ 
wand) berechtigt: sie durften nur ihre 
eigenen Söhne oder die anderer Meister 
in die Lehre nehmen. Die Stadt- 
<Markt-)meister tonnten auch andere 
Jungen aufnehmen und auch feinere 
Webwaren erzeugen, dursten aber nicht 
gegen Lohn für andere Leute weder 
m deren Haus (auf der Steer) noch da¬ 
heim arbeiten. Das <5am mutzten sie 
aup den gewöhnlichen Jahr- und Wo¬ 
chenmärkten in den Märkten und 
Städten einlaufen, der Einkauf „im 
Gey" war ihnen verboten. Die Erzeu¬ 
gung minderwertiger Stoffe und das 
Verkaufen solcher auf den Märkten 
wurde bestraft. 
Die Lernzeit dauerte für einen Mei¬ 
stersohn 2 Jahre, für einen anderen 
Jungen 4 Jahre. Wollte ein Geselle 
selbst Meister werden, mußte er nach 
der vorgeschriebenen Lehrzeit wenigstens 
2 Jahre im Ausland gearbeitet und das 
vorgeschriebene Meisterstück fehlerfrei 
verfertigt haben. Dieses war übrigens 
verschieden, je nachdem einer Markt- oder 
Geymeister werden wollte. 
Um die ungebührliche Vermehrung 
der Meister zu verhüten, mußte das Ein- 
kaufsgeld erlegt werden, das bei einem 
Meistersohn 8 fl., bei einem anderen 
12 fl. betrug. Kein Meister durfte mehr 
als 3 Webstühle beschäftigen. Sämtliche 
Zünfte des Landes waren der Haupt-, 
lade in Linz einverleibt und hatten da¬ 
hin für jede Werkstatt alljährlich einen 
Groschen einzuzahlen und alle 3 Jahre 
die Meisterrollen einzusenden. 
Die rege Leinwandweberei ver¬ 
schaffte übrigens auch anderen Gewer¬ 
ben günstige Bedingungen, nämlich der 
Färberei (in Putzleinsdorf lange Zeit 
auf dem Hause Nr. 10), der Seifensie¬ 
derei (auf Nr. 13, das bis in die jüngste 
Zeit noch das Seifensiederhaus hieß) 
und der Bleicherei. Das Bleichen um- 
faßte das sogenannte „Sechteln", das 
Spritzen und Trocknen der Leinwand. 
Das Sechteln geschah durch Lauge, 
die in den großen Sechtelkesseln zuberei¬ 
tet wurde. Mit ihr wurde die in gewal¬ 
tigen Bottichen aufgeschichtete Lein¬ 
wand übergossen und darin über Nacht 
liegen gelassen. In der Frühe breitete 
man die Leinwand auf den Bleichwir¬ 
sen längs des Taglesbaches aus und 
spritzte sie bei schönem Wetter mit ge- 
eigneten Holzschaufeln durch 3 bis 4 
Tage. Diese Behandlung (Sechteln und 
Spritzen) wiederholte man solange, bis 
die Leinwand weiß wurde, 5-10 mal. 
Dann wusch man sie in der „Schle¬ 
dern" und hängte sie zum Trocknen auf. 
In kleinerem Umfange wurde in mehr 
Häusern gebleicht. Einige Bürger des 
Marktes hatten beim Fischerhäusl 
eigene Bleichwiesen und kupferne Sechtel- 
kessel (auch Bleichkessel geschrieben) wer¬ 
den bei Inventuren von Bürgerhäusern 
oft erwähnt. Aber geradezu ein Gro߬ 
betrieb im Bleichen bestand einst in Tag- 
lesbach, wo Jahr für Jahr eine An¬ 
zahl „Bloaknechte" beschäftigt war. Noch 
heute besteht ein hoher, eigener Holz- 
bau zum Trocknen der Leinwand. 
„Häng" genannt. Nach Taglesbach 
brachten die meisten Berufsweber der 
Umgebung ihre Erzeugnisse, aber auch 
aus weiter Ferne, wie JuIbach, Krieg¬ 
wald und Umgebung, wurde Leinwand 
dahin geführt. Ganz hörte das Blei¬ 
chen dort erst 1907 auf. — Nach bem 
Bleichen unterzog man wenigstens. die 
bessere Leinwand nach dem Mangen, 
das dem Wesen nach als ein Rollen (wie 
Wäscherollen) im großen aufgefaßt wer¬ 
den kann. Die über die Leinwand glei¬ 
tenden Rollen wurden durch große, mit 
Steinen gefüllte Truhen beschwert unb 
diese burch einen Göpel mit Pferdebe-- 
trieb in Bewegung gesetzt. Durch das 
Mangen erhielt die Leinwand erst die 
gewünschte Glätte und eindrucksvollen 
Glanz. Eine Vereinigung von Bürgern 
besaß neben dem Hause Nr. 19 (Schaf- 
ferhaus) eine Mang, die später in Pri¬ 
vatbesitz überging und 1911 niederge¬ 
rissen wurde. 
Von der Bedeutung der Leinenwe¬ 
berei in unserer Gegend bekommt man 
erst einen Begriff, wenn man den Lei- 
nenhandel etwas genauer verfolgt. Nach 
der Kämmererrechnung vom Jahre 1684 
hatten im vorhergehenden Jahre nur 
3 Bürger und der Pfarrvikar keine 
Leinwand verkauft, die übrigen aber 
mitsammen 10.075 Stück (jebes zu 30 
Ellen). In den folgenden Jahren stieg 
diese Zahl noch bis auf 14.000 um 
1725. Dann trat ein langsamer Rück¬ 
gang ein, um 1750 wurden noch 6000, 
1760 aber nur mehr 4000 verkauft 
Für 1790 sind noch 530 Stück, für 
1792 gar keines mehr ausgewiesen. Die 
angeführten Mengen waren freilich nicht
	        
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