Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

In der Steuergemeinde Ollerndorf 
und den anderen, noch teilweise zur 
Pfarre Putzleinsborf gehörigen Gemein¬ 
den gab es um 1790 noch viel mehr 
Weiden unb Gestrüpp, so in Ollern¬ 
dorf üb er 216 Joch (bei 788 Joch Aecker 
unb 829 Joch Wiesm), in Atzesberg 
fast 222 Joch (bei 705 Joch Aecker und 
582 Joch Wiesen). Jedoch war auch da 
inzwischen eine Vermehrung der Sied¬ 
lungen durch den Bau von Häuseln er¬ 
folgt. Zu ben schon in sehr früher 
Zeit (14. Jahrhundert) erwähnten Kro- 
nawitthäuseln kamen in ber nämlichen 
Ortschaft das Dornwies- unb Neubau- 
häusl, in Mennerstorf erstanden das 
Mühlholz-, Schmied-, Pfeifen- und Ed- 
häusl (dieses vom Hölzl gebaut), in 
Krien das untere Merau-, Rotmoos- 
und Ladnweidhäusel (1783) und endlich 
das erste Waldhäusel, heute Leitner 
(1784). Taglesbach erfuhr eine Er¬ 
weiterung durch die Hammerschmiede, de¬ 
ren Entstehung sich urkundlich genau fest¬ 
stellen läßt. Im Besitze des Hölzl be¬ 
findet sich nämlich eine Pergamentur- 
kunde, in der es heißt, im Jahre 1564 
habe der damalige Besitzer dieses Gutes 
(Thoman Hölzl) dem Leonhard Wirgl- 
storfer die Erlaubnis gegeben, auf seinem 
Grunde ein Häusel zu erbauen. Damit 
stimmen auch die Urbare überein. Das 
des Jahres 1562 erwähnt noch keine 
eigene Behausung Hammerschmiede; al¬ 
lerdings heißt es darin, daß es schon 
früher einmal einen Hammerschmied 
beim Hölzl gegeben habe. Der war 
jedoch wohl nur Inwohner dieses Gu¬ 
tes. Aber in den Urbaren von 1570 
wird der Hammerschmied Leonhard 
Wirglstorfer schon als eigener Vogt- 
holde Falkensteins angeführt. Die Ge- 
meinde Atzesberg weist keine neue Sied¬ 
lung auf, die Gemeinde Hörbich auch 
nur das Weidhäusel in Streinesberg. 
Ueber die Eignung der Gemeinden 
zur Landwirtschaft urteilt das Lage- 
buch in der ökonomisch-kosmologischen 
Beschreibung. Putzleinsdorf wird folgen- 
dermaßen beschrieben: „Die Gemeinde 
ist durchaus gebirgig, jedoch findet sich 
in ihr kein vorzüglich hoher Berg oder 
starke Waldungen. Nur 1/6 des Gebie¬ 
tes kann als gut, 3/6 von mittlerer Gat¬ 
tung, 2/6 von schlechter Gattung an- 
genommen werden. Es gibt sehr viele 
steinige, sandige und „nasgalligte" 
Gründe und sind diese Gründe durchaus 
mehr zum Kornertrag geeignet. Außer 
dem nötigen Zug- und Melkvieh wird 
gar kein Viehzügel noch Viehmast be- 
 
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trieben, die Baumkultur hat nichts Be¬ 
trächtliches, Branntwein gibt es gar kei¬ 
nen, Kraut und Erdäpfel werden zur 
Hausnotdurft gebaut, Flachs hingegen 
wird als Nebenzweig bei jedem Hause 
gepflanzt. Mergel und Schlier man¬ 
geln durchaus wie auch der nötige Dün¬ 
ger, wodurch es an der Verbesserung 
der Gründe stark fehlt." 
Weiter lesen wir: „Der Wirtschafts¬ 
kurs in dieser Gemeinde ist durchaus 
gleich und werden ein Jahr die Fel¬ 
der mit Korn, das zweite Jahr mit Ha¬ 
fer bebaut und im 3. Jahr gebrachet. 
Außer wenigen Pferden, so im Orts¬ 
platz Markt Putzleinsdorf befindlich, 
werden in dieser Gemeinde meist Ochsen 
(zum Zug) und Kühe (zur Hausnot¬ 
durft) gebraucht und gefüttert. Außer 
den Erntezeiten ist kein Mangel an Ar¬ 
beitern. Die Bewohner dieser Gemeinde 
leben teils vom Ackerbau und teils von 
ihrer Profession, vorzüglich aber macht 
der Flachsbau und Leinwandhandel 
einen beträchtlichen Nebenzweig aus. 
Die Grundbesitzer sind durchaus ru¬ 
hig, nüchtern und arbeitsam und leben 
mehr schlecht als gut. Ihre Nahrung 
besteht größtenteils aus Brot, Milch 
und Erdfrüchten, als Kraut, Rüben und 
Kartoffeln. Ihre Grunderträgnisse, so 
die Grundbesitzer verkaufen, werden alle 
beim Haus an den Mann gebracht 
Sie haben darum keine Wege zu pas¬ 
sieren. Diese sind außerordentlich schlecht. 
Die Erzeugnisse dieser Gemeinde sind 
zwar gut, aber zur Nahrung nicht hin¬ 
länglich, es muß Jahr für Jahr aus 
dankbareren Gegenden Korn zum Brot 
zugeführt werden." 
Die natürlichen Bedingungen in den 
anderen Gemeinden werden im Lagebuch 
im allgemeinen noch ungünstiger gewer¬ 
tet als die Putzleinsdorfs. Besonders 
wird hervorgehoben, daß weite Strecken 
einer sehr rauhen, kalten Luft ausge- 
setzt sind und vielfach recht abschüssige 
Gründe ausweisen. „In der Gemeinde 
Atzesberg trifft auch, wie aus der Er¬ 
fahrung bekannt ist, der Schauer (Hagel) 
in 8 Jahren sicher einmal eine Strecke. 
Als gut kann nur 1/8 des Bodens be¬ 
zeichnet werden, die Hälfte ist schlecht. 
Aber Flachs wird auch da überall ge¬ 
baut, aus der verfertigten Leinwand 
gewinnen die Hausbesitzer Geld für die 
Bestreitung der meisten Auslagen." — 
Der durchschnittliche Ertrag der Aecker, 
Wiesen und Wälder unterscheidet sich 
nur wenig von dem in der Gemeinde 
Putzleinsdorf: bei 1 Joch Aecker 12 33/64
	        
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