Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

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Zeit. Einen großen Teil des Jahres 
wurde das Vieh der Markthäuser von 
dem dazu eigens angestellten „Gmoa- 
Viehhüter" auf die ausgedehnten Wei¬ 
den getrieben. 
Ueber den Getreidebau finden sich 
für das 16. und 17. Jahrhundert noch 
keine wünschenswerten Angaben; jeden¬ 
falls war er noch unbeträchtlich. Da¬ 
gegen betrieb man schon damals den 
Flachsbau im großen Umfang, denn 1 
oder 2 Metzen „Linsat" und sogar dar¬ 
über fand sich regelmäßig bei den Haus- 
inventuren vor und bei den Ausgedingen 
(„Ausnehma") ist der Haaracker und 
seine Düngung und Bestellung durch den 
neuen Stifter fast niemals übersehen. 
Kraut und Rüben spielten bis um die 
Mitte des 18. Jahrhunderts eine umso 
gröbere Rolle, als die Kartoffel bis da¬ 
hin noch nicht eingeführt war, wenigstens 
geschieht ihrer niemals Erwähnung. 
Obstbäume hat es um 1700 schon viele 
gegeben, 1688 wurde auch für unsere 
Gegend schon eine Moststeuer eingeführt. 
Auch edle Obstsorten werden, besonders 
in Uebergabsbriefen, gelegentlich er¬ 
wähnt: Haberbirnen, Muglbirnen, 
Weinlinge und Herrenäpfel und Zwetsch¬ 
ken. 
 
Der Kaufswert der Bürgerhäuser, 
300-500 fl., war verhältnismäßig hoch, 
wenigstens im Vergleich zu den Bauern- 
häusern. Im Giltenbuch aus der Zeit 
Maria Theresias sind die 4 Wullner- 
häuser auf je 330 bis 500 fl. und selbst 
das Wögerbauernhaus auf nur 1300 
fl. geschätzt. Grund und Boden hatten 
eben noch einen sehr geringen Wert. 
Das Giltenbuch enthält auch, soweit ich 
sehe, die ersten Angaben über den Ernte¬ 
ertrag. Er ist verblüffend niedrig an¬ 
gesetzt z. B. beim Wögerbauerngut mit 
57 Metzen 8 Maßl Wintergetreide (bei 
14 Metzen 3 Maßl Anbau) und 52 
Metzen 12 Matzl Sommergetreide (bei 
23 Metzen 4 Maßl Anbau). Bei an¬ 
deren Bauernhäusern betrug der Anbau 
in Durchschnitt 6-8 Metzen Winter- 
getreide und 9-12 Metzen Sommerge- 
treide, die Fechsung kaum 30 Metzen 
bei jeder Art. Auch der Ertrag der 
Wiesen war fast unglaublich gering, beim 
Wögerbauer 13 Färtl (Fuhren) Heu 
bei 7 Joch Wiesen, bei anderen Häusern 
nur 5-10 Färtl. Nicht minder über¬ 
rascht auch damals noch der geringe 
Viehstand, beim erstgenannten Gute: 
1 Pferd, 4 Ochsen zum Zug, 3 Kühe, 
einige Stück Kleinvieh, 3 Schweine und 
5 Schafe (heute hat fast jeder Bauer 
der Pfarrei doppelt so viele Stücke im 
Stalle mit Ausnahme der Schafe, die 
Getreidefechsung beträgt wenigstens das 
Dreifache). 
Eine allzuhohe Glaubwürdigkeit 
wird man freilich den Angaben des 
Giltenbuch nicht beimessen. Sie wur¬ 
den auf Grund der herrschaftlichen Ein- 
bekenntnisse zusammengestellt und diese 
werden ohne Zweifel absichtlich mög¬ 
lichst niedrig gehalten worden sein, weil 
sie ja die Grundlage bildeten für die 
Steuerbemessung der folgenden Zeit. 
Jedenfalls sind die Ausweise des Lage- 
buchs Josefs II., bei dessen Abfassung 
auch staatliche Beamte mitwirkten, zu¬ 
verlässiger. Nach diesem aber ergibt sich 
z. B. als Ernteertrag des Wögerbauern- 
hauses wenigstens 100 Metzen Winter- 
getreide und 90 Metzen Sommerge¬ 
treide. Darum sind 57, beziehungsweise 
52 Metzen für die Zeit des Giltenbu¬ 
ches gewiß zu niedrig, in 40-50 Jah¬ 
ren ändert sich der Wirtschastsbetrieb 
nicht so gewaltig. 
Das Lagebuch, das in den Jahren 
1786-1790 entstand und nicht mehr 
nach Grundherrschaften, sondern nach 
Steuergemeinden abgefaßt ist, lieferte 
überhaupt die erste ausführliche Beschrei¬ 
bung der landwirtschaftlichen Verhält¬ 
nisse. Die Gemeinde Putzleinsdorf (der 
Markt, Kainerstorf, Neundling, Mair- 
hof, Glotzing und Pernerstorf) umfaßte 
jetzt schon 405 Joch Aecker und fast 
241 Joch Wiesen (gegen 160 Joch 
Aecker und 60 Joch Wiesen um 1570), 
nur mehr 8 3/4 Joch Gärten, Hutwei¬ 
den und Gestrüpp und etwas mehr als 
55 Joch Waldungen. Es waren also in¬ 
zwischen die vielen Weiden und Ge- 
büsche fast ganz und von den Wal¬ 
dungen auch große Stücke in Aecker und 
Wiesen umgewandelt worden. 
 
Uebrigens dürften auch bald nach 
dem 30jährigen Krieg die älteren Häu¬ 
sel der heutigen Steuer gemeinde Putz¬ 
leinsdorf entstanden sein. Das Register 
der Urbaristeuer vom Jahre 1623 er¬ 
wähnt nur die „Freidhofhäusel" im 
Markte selbst, aber in den 1663 begin¬ 
nenden Pfarrbüchern kommen bald auch 
das Angspathäusel und Spital (ur¬ 
sprünglich das Ausnehmerhäusel der 
Stölzmühle), die Häusel Pfarrbüchern Gstocket 
außer dem neueren Springerhäusel Nr. 
51, die Pfenningpoint und 3 Pfann- 
häusel vor. Wohl erst dem 18. Jahr¬ 
hundert gehören das Wieshäusel und 
das des Johann Peherstorfer an.
	        
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