Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

2.  Beitrag zum Pfarrhof, dessen 
Herhaltungskosten ja zur Hälfte dem 
Markte zukam. Die verausgabten Sum¬ 
men waren natürlich bedeutend, wenn 
gröhere Reparaturen ausgeführt werden 
mußten, z. B. 1711 Betrugen die Ko¬ 
sten dafür 60 fl., meist aber genügten 
5-10 fl., 1702 sind gar nur 2 fl. 
verzeichnet die Ausgaben nach dem 
Brande fehlen. 
3. Herhaltung der Marktwasserlei¬ 
tung und des Kars. Auch dieser Aus- 
gabposten zeigt, wie begreiflich, großes 
Schwanken. Im Jahre 1692/93 sind nur 
4 fl. 48 kr. ausgewiesen, 1698/99 dage¬ 
gen 39 fl. 25 kr. Auffallend ist dabei, 
daß immer nur von einem einzigen Was- 
serkar die Rede ist. 
4. Verschiedenes. Unter diesem Ti¬ 
tel sind in den älteren Kämmererrech¬ 
nungen neben den Ausgaben für die Her- 
haltung der Wäsche (Waschhütte bei der 
Stölzlmühle), einer Pferdeschwemme und 
des Hirterhäusls auch die Kosten für 
Kreuzgänge (Wallfahrten und Prozes¬ 
sionen) zusammengestellt. In den spä¬ 
teren sind diese eigens unter dem Titel 
„Für geistliche Verrichtungen" ausge¬ 
wiesen. 
Gar nicht selten waren die Ausgaben 
der Kämmerer bedeutend größer als ihre 
Einnahmen, so 1697/98 schon um 22 
fl., 1711 gar um 44 fl., nach dem gro¬ 
ßen Marktbrand des Jahres 1742 das 
erste Jahr um 48, das zweite um 67, 
das dritte um 142 fl. Es mußen eben 
die erwähnten Objekte, die auch vom 
Feuer getroffen worden waren, wieder 
hergestellt werden. Dann kam die Ver- 
mögensgebarung der Kämmerer wieder 
ins Gleichgewicht, aber in Unordnung 
geriet sie abermals gegen Ende des 
Jahrhunderts und besonders nach dem 
Unglücksjahre 1809. Das folgende Jahr 
1810 schloß mit einem Abgang von 
112 fl. (die Einnahmen erreichten nur 
10 fl. der Leinwandhandel war längst 
eingegangen), im Jahre 1811 betrug der 
Fehlbetrag 140 fl. und 1812, wie oben 
erwähnt, gar 352 fl. Das Schlußer- 
gebnis der Kämmererrechnung wurde in 
die Marktrichterrechnung eingesetzt. Als 
Rechnungsprüfer walteten mehrere Bür¬ 
ger, darunter gewöhnlich der „Gmain- 
rödner". 
In der Friedenszeit nach dem Wie- 
nerkongreß besserte sich der Markthaus- 
halt zusehends. Aber als im Jahre 1848 
die selbständige Vermögensverwaltung 
aufgehoben wurde, herrschte in der 
Marktkasse eine böse Unordnung. Die 
 
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Bürger hatten eben unter der Bevor¬ 
mundung durch den Syndikus von Neu¬ 
felden verlernt, die Marktrechnung in 
der alten, genauen Weise zu führen. So 
war es denn erklärlich, daß bei der 
Uebergabe an die Gemeinde in Kasse 
und Rechnung nicht alles stimmte, es fan¬ 
den sich Abgänge und Unrichtigkeiten. 
Darum nennt es Hanrieder „wohl gut¬ 
mütig, aber unklug", daß der damalige 
Pfarrvikar Petrus Stadler gerade un¬ 
ter solchen Verhältnissen „der Gemeinde¬ 
ordnung seine schreibselige Feder lieh." 
Er bekleidete 1852-1855 sogar das 
Amt des Bürgermeisters. Uebrigens 
wurde das Marktvermögen nicht ein¬ 
fach ganz und gar Gemeindevermögen. 
sondern verblieb, wenigstens zum Teil, 
dem Markte als Kommunevermögen, 
das ein Kommunalausschuß mit dem 
Marktvorstand an der Spitze verwal¬ 
tete und noch verwaltet. 
 
8. Kapitel. 
 
Wirtschaftsleben. 
 
a) Landwirtschaft. 
Der erste und wichtigste Erwerbs¬ 
zweig war und ist heute noch in Putz- 
leinsdorf die Landwirtschaft. Ursprüng¬ 
lich war das Ausmaß der Aecker und 
Wiesen sehr gering, umso größer da¬ 
für das der Wälder, Gebüsche (Zaillat) 
und Weiden. Die Falkensteinerurbare 
des Jahres 1570 geben als Grundbesitz 
bei jedem Markthause nur 1 1/2 Tage¬ 
werk (Joch) Aecker und 1/2 Tagwerk 
Wiesen an, bei den Gütern der Urbars- 
bauern und des Amtes Hamet 4-7 
Joch Aecker und 2-6 Joch Wiesen. 
Allerdings dürften gerade diese Grund- 
angaben auf ein noch älteres, nicht mehr 
erhaltenes Urbar zurückgehen, aber weit 
werden sie durch die tatsächlichen Ver¬ 
hältnisse um 1570 kaum überholt wor¬ 
den sein. 
Dementsprechend war auch die Vieh¬ 
haltung noch viel geringer als heute. 
Bei den Schätzungen der verschiedenen 
Bürgerhäuser, die in den Gerichtspro- 
tokollbüchern ausgezeichnet sind, ist meist 
nur 1 Melkrind und 1 Kalb verzeichnet, 
seltener 2 oder 3 Kühe (heute kommen 
doch auf ein Haus durchschnittlich 3-4 
Kühe und 1-2 Kälber). Ebenso war 
die Zahl der Pferde klein, obwohl einige 
Bürger einen nicht unbeträchtlichen Roß- 
handel betrieben (im Jahre 1683 wur¬ 
den 30 Pferde von den Bürgern ver¬ 
kauft, von einem allein (im Schafe hat 
es bedeutend mehr gegeben als in unserer
	        
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