Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

22 
 
Weitere Einnahmsquellen bildeten 
um 1680 schon (wenigstens meist) der 
Ueberschuß der Kämmerer-Rechnungen 
(1784 z. B. 27 fl. 7 tr.), der Salzbstand 
(3 fl.) und endlich das Gewerbegeld der 
Bürger (Wirte, Fleischhauer und Krä¬ 
mer) im Betrage von rund 10 fl. 
Im allgemeinen endeten die Markt¬ 
richterrechnungen um 1700 mit einem 
kleinen Ueberschuß; ergaben sich Ab¬ 
gänge, wurden sie sofort durch eine ent¬ 
sprechende Auflage auf alle Bürgerhäu¬ 
ser bei der Marktrechnungslegung gut¬ 
gemacht. Auch der bedeutende Fehlbe¬ 
trag des Jahres 1704 (118 fl.), durch 
den spanischen Erbfolgekrieg verursacht, 
wurde sofort richtig gestellt. Um 1720 
ergaben die Jahresrechnungen meist nam¬ 
hafte Überschüsse, die mannigfache Ver¬ 
besserungen am Pfarrhof, in der Was¬ 
serleitung und anderen Markteinrichtun¬ 
gen erlaubten. Dagegen war man nach 
dem Marktbrande (1742) und österrei¬ 
chischen Erfolgekriege (1740-1748) zu 
einer bedeutenden Geldaufnahme ge¬ 
zwungen. Mit Zustimmung des Bi¬ 
schofs von Passau lieh man 900 fl. 
vom Bründlkapital aus. Völlig aus dem 
Gleichgewichte kam der Markthaushalt 
während des Türkenkrieges Josefs II., 
man mußte 1789 von verschiedenen Sei¬ 
ten 1500 fl. borgen, und noch mehr 
in der napoleonischen Zeit. Im Jahre 
1797 zahlte man schon bei 200 fl. In¬ 
teresse für aufgenommene Kapitalien, im 
ganzen betrugen die Ausgaben 1128 fl., 
die Einnahmen aber nur 561 fl. Uebri- 
gens hatten sich inzwischen sowohl die 
Ausgaben, als auch die Einnahmen des 
Marktes sehr geändert, wie folgender 
Ueberblick über die Marktrichterrechnung 
vom März 1811 bis März 1812 zeigt: 
Ausgaben (nach der Größe geord¬ 
net) : Zinsen für aufgenommene Kapi¬ 
talien 461 fl., Abgang der Kämmerer¬ 
rechnung 352 fl., Größe 278 fl., 
Extrasteuer und Landwehrkosten 110 fl., 
dem Rauchfangkehrer von Linz für Säu¬ 
berung der Schornsteine 85 fl. (Banko- 
zettel). dem Marktschreiber 71 fl. 30 kr. 
und zahlreiche kleinere Auslagen, im gan¬ 
zen 1719 fl. 43 kr. Einnahmen: Bstand 
(Pacht) für das (inzwischen zu großer 
Blüte gelangte) Bründelbad 812 fl., 
Zehentgelder 725 fl. 3 kr., für Bürger¬ 
scheiter (90 Klafter, a 5 fl.) 450 fl., 
andere Bstandgelder und Zinse 73 fl 
48 tr., im ganzen 2061 fl. 22 kr. Somit 
hatte man trotz der Ungunst der Zeiten 
einen bedeutenden Ueberschuß erreicht, 
freilich lasteten schwere Schulden auf der 
Gemeinde, aber die große Geldentwer¬ 
tung der folgenden Jahre heilte diese 
Krankheit des Haushaltes leicht, frei¬ 
lich zum Schaden der Gläubiger. 
Die erhaltenen Kämmererrechnungen 
beginnen mit dem Jahre 1684 und rei¬ 
chen bis 1814. In der Form der Ab- 
fassung stimmen die jüngsten völlig mit 
den ältesten überein. Unter den Ein¬ 
nahmen der Kämmerer bildete bis um 
3770 die Hauptpost eine Abgabe der 
Bürger von der verkauften Leinwand, 
für jedes Stück mußte ein Pfennig ge¬ 
zahlt werden. Ferner entrichteten die 
Handelsleute in die Kämmererkasse: 
Von 1 Stock verkauften Salzes 3 kr., 
von einem Kübel Tabak 2 kr., von einer 
Tonne Häringe 4 kr. und je 36 kr. 
Gewerbgeld. Die Fleischhauer zahlten 
30 kr die Schneider, Schuster, Schmiede, 
Tischler und Binder je nach der Größe 
des Geschäfts 6 bis 20 kr. Gewerbgeld 
die Bäcker aber für jeden Metzen ver¬ 
backenen Mehls 1 Pfennig. Außerdem 
zahlte jeder Bürger beim Verkauf eines 
Pferdes 3 kr., eines Rindes (auch 
„Kaibls") oder Schafes oder Schweines 
1 kr., eines „Immenstockes" auch 1 kr. 
Endlich bildete das Standgeld bei den 
Freimärkten noch eine kleine Einnahms¬ 
quelle. Dieses betrug im Jahre 1683/4 
im ganzen 1 fl. 21 kr., im Jahre 
1691/2 1 fl. 11 kr. Die Gesamteinnah¬ 
men der Kämmerer betrugen bis zur 
napoleonischen Zeit rund 50 fl. im 
Jahre. 
Die Ausgaben waren nicht so stetig 
und weisen regelmässig; folgende Posten 
auf: 
1. Almosen an Bettler, Sammler 
und andere "vagierende Personen". Das 
Almosen betrug gewöhnlich 2, 3 oder 
4 kr., Geistliche oder Sammler für Klö¬ 
ster und Krankenhäuser erhielten mehr 
(6 oder noch mehr kr.).
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.