Volltext: Die Schulsprengel des Bezirkes Perg

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Eltern heimkehren. Groß war die Freude des Wiedersehens. Anna 
und Josef teilten den Eltern ihre Liebe mit, und mit Freuden 
gaben diese ihre Einwilligung zur Heirat. Als der Kentschreiber 
von der Vermählung der beiden erfuhr, tat er den Schwur, das 
Eheglück beider um jeden Preis zu zerstören. Das junge Ehepaar 
lebte vergnügt und im ungetrübten Frohsinn. 
Es war seit der Heirat ein halbes Jahr vergangen. Eines 
Abends saßen die alten Müllersleute und Anna im Wohnzimmer 
beisammen, während Josef mit einem Müllerburschen in der Mahl¬ 
stube war. Draußen war ein heftiges Eegenwetter, ein heftiger 
Sturm wütete, die Aist war hoch angeschwollen. Stockfinster war 
es draußen. Da wurde plötzlich heftig an die Haustüre gepocht. 
Die alte Dienstmagd Eosa öffnete dieselbe. Plötzlich erhielt sie mit 
einer Axt einen wuchtigen Hieb über den Kopf und stürzte tot zu 
Boden. Nun drangen vier bewaffnete Männer in das Wohnzimmer. 
Einer tötete mit einem Axthiebe die alte Müllerin, ein anderer gab 
dem alten Müller einen Axthieb auf den Kopf, der durch eine 
Lederhaube etwas geschützt war, so daß er bewußtlos zu Boden 
fiel und in einer Fensternische liegen blieb. Sofort umrangen sie 
Anna und führten sie hinaus. Als Josef das Geschrei hörte, stürzte 
er mit dem Burschen in die Wohnstube und mit Schrecken sah er 
das Yoigefallene. Da er Anna nirgends fand, stürmte er hinaus, 
über Eosa's Leichnam hinweg, ins Freie. Da sah er zwei Zillen 
vom Lande abstoßen, er hörte die Angstrufe seiner geliebten Anna, 
er hörte die Stimme des Eentschreibers, der die gedungenen Mörder 
aneifeite, sehr schnell gegen Schwertberg zu fahren. Sofort war 
ihm alles klar. Wutentbrannt band er seine Zille los, sprang mit 
dem Burschen in dieselbe und luderte den Fliehenden nach. 
Gerade vor dem Schlosse holte er sie ein, es entspann sich 
ein erbitterter Kampf. Zwei Zillen, die des jungen Müllers und des 
Eentschreibers kippten um und die Kämpfenden fielen ins reißende 
Wasser. Nur die junge Müllerin wurde sonderbarerweise gerettet, 
schnell in einen Wagen gebracht und nach Mauthausen ins Schloß 
Pragstein geführt, wo sie von einem gemeinen Weibe aufgenommen 
wurde. So hatte es nämlich der Eentschreiber angeordnet; er woll¬ 
te in Pragstein sich ihr nähern. Doch Schilcher war ins \Vasser ge¬ 
fallen, wurde vom Hochwasser fortgerissen, konnte sich nicht mehr 
retten und ertrank. 
Der junge Müller konnte sich, da er des Schwimmens kundig 
war, glücklich aus den hochgehenden Wogen herausarbeiten und 
ging abgemattet nach Hause. Doch er fand nur mehr einen rauchen¬ 
den Trümmerhaufen, das Haus war abgebrannt. Auch hier suchte 
er seine junge Frau, er ging wieder nach Schwertberg, er suchte 
die Umgegend ab, nirgends war sie zu finden. Auch seine Schwieger¬ 
eltern fand er nicht. Weinend kehrte der unglückliche Josef die¬ 
ser Stätte seinen Eücken und begab sich zum Polsenzbache, wo er 
in eine Mühle als Bursche eintrat.
	        
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